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Wilhelmshaven-Siebethsburg „Gartenstadt“

(Niedersachsen)

Zielgruppenorientierte Entwicklung eines genossenschaftlichen Wohnquartiers

In der innenstadtnah gelegenen denkmalgeschützten Gartenstadt-Siedlung Siebethsburg in Wilhelmshaven führte die Wohnungsbaugenossenschaft als Eigentümerin der Wohngebäude umfangreiche Aufwertungsmaßnahmen an Gebäuden und im Wohnumfeld durch. Ein Teil dieser Investitionen konzentrierte sich auf die Wohnsituation älterer Menschen mit dem Ziel, den Bewohnern zu helfen, so lange wie möglich in den Wohnungen wohnen bleiben zu können. Seniorengerechte Wohnungen, eine Tagespflege für Demenzerkrankte, ein ambulanter Pflegestützpunkt und ein Begegnungszentrum mit vielfältigen Angeboten für Ältere gehören zum vielfältigen Angebot im Quartier.

Kontext

Blick auf ein Gebäude zur TagespflegeQuelle: Bauverein Rüstringen e.G.

Die Nordseestadt Wilhelmshaven (82.000 Einwohner) verzeichnete seit den 1970er Jahren aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels und des Abzugs des Militärs gravierende Bevölkerungsverluste. In drei Wohnquartieren haben sich diese Einwohnerverluste in Form von städtebaulichen Funktionsverlusten besonders niedergeschlagen. Eines dieser Wohnquartiere ist die denkmalgeschützte Siedlung Siebethsburg, die zwischen 1904 und 1939 am nördlichen Innenstadtrand als Gartenstadtsiedlung erbaut wurde. Die als städtebauliches „Juwel“ bezeichnete Siedlung mit ca. 3.000 Wohneinheiten ist im Besitz einer Wohnungsbaugenossenschaft – des Bauvereins Rüstringen e.G. – und steht vor der Herausforderung, mit kleinen Wohnungen, ungünstigen Grundrissen und Ausstattungsdefiziten in einem nachfragegeschwächten Mietwohnungsmarkt zu bestehen.

Projektbeschreibung

Blick auf sanierte GebäudeQuelle: Stadt Wilhelmshaven

Die denkmalgeschützte Gartenstadt-Siedlung Siebethsburg in Wilhelmshaven mit ca. 3.000 Wohneinheiten ist mit 40 % über 65jähriger durch einen sehr hohen Anteil älterer Bewohner geprägt. Der Eigentümer der Wohnungen, der Bauverein Rüstringen e.G., hat diese Nutzergruppe als Potenzial in einem nachfragegeschwächten Mietwohnungsmarkt erkannt. Unternehmensziel ist es, die baulichen und infrastrukturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die älteren Menschen längstmöglich in ihren Wohnungen bleiben können.

Eine wichtige investive Maßnahme bestand im Umbau eines Gebäudeensembles an die Erfordernisse einer Tagespflegeeinrichtung mit angegliederter Sozialstation und seniorengerechten Wohnungen. Die Sozialstation konnte durch den Umbau einer ehemaligen Hausmeisterwohnung im Gebäudekomplex integriert werden. Hier leistet der Arbeiter Samariter Bund (ASB) Fachberatungen im Bereich der Pflege, Betreuung, bietet Hilfeleistungen an und koordiniert seine ambulanten Pflegedienste.

Eine Tagespflegeeinrichtung als teilstationäre Einrichtung für die Betreuung von Alzheimer- und Demenzerkrankten ergänzt das ambulante Angebot. Die Tagespflege stellt eine Alternative zum Pflegeheim dar und ermöglicht es älteren Menschen, länger in ihrer eigenen Wohnung und ihrem Wohnumfeld zu verbleiben. Die Tagesgäste werden vom Fahrdienst morgens gebracht und nach dem Aufenthalt wieder zu ihrer Wohnung gefahren. Im Hauptgebäude des Komplexes wurden darüber hinaus fünfzehn 60m² große Wohnungen behindertengerecht bzw. behindertenfreundlich umgebaut und modernisiert. Zusätzliche Leistungen im medizinischen, pflegerischen und hauswirtschaftlichen Bereich in Form des „Betreuten Wohnens“ können individuell frei gewählt werden. Zudem ist eine enge Anbindung an die Sozialstation gegeben.

Typische Bebauung mit Garten im StadtteilQuelle: Bauverein Rüstringen e.G.

Außerdem stehen hier Appartements für die Kurzzeit- oder Nachtpflege bereit, d.h. hier können Menschen betreut werden, die beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht wieder in der Lage sind, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Darüber hinaus wurden die Außenanlagen des Gebäudes umgestaltet und ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität geschaffen. Das gesamte Vorhaben wurde als Kooperation der Partner Wohnungsbaugenossenschaft Bauverein Rüstringen eG und Arbeiter Samariter Bund (ASB) durchgeführt. Das Wohnungsunternehmen ist für Umbau und Vermietung zuständig und der ASB für Betrieb und fachliche Führung der sozialen Einrichtungen. Im Rahmen der Tagespflege konnten sechs Arbeitsstellen neu geschaffen werden, die Sozialstation beschäftigt 15 Mitarbeiter.

Eine weitere wichtige Ergänzung der Angebotspalette für ältere Menschen war der Ausbau der Begegnungsstätte, die vielfältige Freizeitangebote für diese Zielgruppe bereithält.

Projektchronologie

JahrEreignis
2001Vorbereitende Untersuchungen
2002Aufnahme der Stadt Wilhelmshaven in das ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West
2003Umbau eines Gebäudeensembles zu einer Tagespflegeeinrichtung und einer Sozialstation
2004Schrittweiser Umbau von 15 Wohnungen zu behindertengerechten bzw. -freundlichen Wohnungen
2005Fertigstellung des „Treffs auf Siebethsburg“ als Begegnungsstätte

Ziele

Betreutes Wohnen - junger Mann im Gespräch mit einer älteren DameQuelle: Bauverein Rüstringen e.G.

  • Bindung älterer Menschen an ihr Wohnquartier
  • Verlängerung der Aufenthaltsdauer älterer Menschen in ihren Wohnungen
  • Steigerung der Wohnzufriedenheit älterer Menschen
  • Verbesserung des ambulanten Pflege- und Hilfeangebotes im Wohnquartier
  • Förderung der Begegnung älterer Menschen im Wohnquartier
  • Stärkung der Zusammenarbeit von Wohnungsunternehmen mit Einrichtungen der Altenpflege

Maßnahmen

Neu gestaltete FreiflächeQuelle: Bauverein Rüstringen e.G.

  • Umbau von ehemals als Gemeinschaftseinrichtung genutzten Gebäudeteilen zu einer Tagespflegeeinrichtung
  • Behindertengerechte bzw. behindertenfreundliche Anpassung von Wohnungen
  • Anpassung des Wohnumfelds an die Bedarfe älterer Menschen
  • Ausbau einer Begegnungsstätte

Innovationen

Blick aus der Vogelperspektive auf sanierte GebäudeQuelle: Bauverein Rüstringen e.G.

Die Wohnungsbaugenossenschaft Bauverein Rüstringen e.G. verfolgt in einem von nachlassender Nachfrage geprägten Wohnungsmarkt eine konsequente Orientierung auf ältere Menschen als Zielgruppen. Mit dem Ausbau der Wohn- und Serviceangebote besonders für ältere Menschen ist der Genossenschaft gelungen, das Quartier zu einem „Full-Service-Standort“ für ältere Menschen zu entwickeln. Die enge Kooperation des Wohnungsunternehmens mit Einrichtungen der Altenpflege erweist sich als Voraussetzung für diesen Serviceansatz und die gewonnene Lebensqualität in diesem Stadtteil. Mithilfe eines aufeinander abgestimmten Maßnahmenbündels aus einmaligen Umbaumaßnahmen und dauerhaften Wohn- und Serviceleistungen wird den älteren Bewohnern ein möglichst langer Aufenthalt in ihren Wohnungen ermöglicht.

Quellen

Luftbildaufnahme des Stadtteils vor der SanierungQuelle: Bauverein Rüstringen e.G.

Weiterführendes

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Stadtumbau West. Stadtumbau in 16 Pilotstädten – Bilanz im ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West. Ausgabe 2008. Berlin/Oldenburg 2008.
  • http://www.stadtumbauwest.de

Projektstandort auf Google-Maps: Wilhelmshaven - Siebethsburg "Gartenstadt"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 26386 - Ort: Wilhelmshaven - Straße: Papingastraße.

Letzte Änderung: 06.04.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Frank Menzel, Bauverein Rüstringen eG, Störtebeker Straße 1, 26386 Wilhelmshaven, Tel.: 04421/3692-0, Email: F.Menzel@Bauverein-Ruestringen.de
  • FORUM Huebner, Karsten & Partner, Erste Schlachtpforte/Schlachte 1, 28195 Bremen, Tel.: 0421/696 777-0, Email: team@forum-bremen.info

Datensatz eingestellt am 17.07.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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