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Weimar „neues bauen am horn“

(Nordrhein-Westfalen)

Wohnsiedlung nach Ideen der klassischen Moderne

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Auf einem ehemaligen Kasernengelände, wenige Gehminuten von der historischen Altstadt Weimars (63.000 Einwohner) entfernt, entstand durch den Abzug der sowjetischen Streitkräfte die Möglichkeit, ein neues Stadtquartier zu errichten. Die räumliche Nähe zum Gartenhaus Goethes sowie zum "Haus am Horn", Modellhaus einer geplanten Bauhaus-Siedlung der 1920er Jahre und wichtiges Zeugnis der klassischen Moderne, haben den Siedlungsbau inspiriert.

Projektbeschreibung

Initiiert von der Bauhaus-Universität Weimar, in Kooperation mit der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen und der Stadt Weimar wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne ein neues Stadtquartier geplant und errichtet. Es liegt auf dem sogenannten "Horn", einem stark begrünten, nach Südwesten abfallenden Hang. Vor dem historischen Hintergrund der, an diesem Ort geplanten - aber nicht realisierten - Bauhaus-Siedlung, wurde ein baukulturell hochwertiges Wohnquartier realisiert.

Das 5 Hektar große Gebiet wurde in einem offenen Planungsprozess entwickelt. Ausgehend von einem kooperativen Gutachterverfahren zu Beginn der Planung begleiteten Workshops, Wettbewerbe und Bürgerbeteiligungen den Realisierungsprozess. Planung und Realisierung blieben in allen Schritten so flexibel, dass auf Veränderungen in der Nachfrage reagiert werden konnte.

Studentenwohnheime, ein Pflegeheim und zwei- bis dreigeschossige Wohnhäuser sind in offener Bauweise entstanden. Im nördlichen Anschluss an das Baugebiet hat die Hochschule für Musik den denkmalgeschützten "Streichan-Bau" bezogen.

Die Neubebauung basiert auf einer sogenannten "städtebaulichen Grammatik". Das Gebiet ist in unterschiedlich große Baufelder mit Parzellen eingeteilt. Über Lage, Größe und Zuschnitt der Bebauung wurden einheitliche Regeln für die Bebauung definiert. Es entstehen kompakte Häuser mit bis zu fünf Wohnungen und flexibel nutzbaren Räumen. Die Kombination von Wohnen und Arbeiten sowie sparsamer, ökologischer Materialeinsatz wurden empfohlen. Der hohe städtebauliche und ästhetische Anspruch wurde planungsrechtlich durch einen Bebauungsplan gesichert. Ein Baubeirat, bestehend aus VertreterInnen aller Projektbeteiligten, wacht über die Einhaltung aller Vorgaben und begleitet beratend die Realisierung.

45 der 73 Parzellen waren im Juni 2004 bebaut. Zur weiteren Entwicklung des Gebietes und als Beitrag zur Förderung der Baukultur beauftragte die LEG neun europäische Architekturbüros mit sogenannten Musterplanungen für noch unbebaute Parzellen. Die Planungsvorschläge orientieren sich an den Vorgaben für den Ort und sind ein Angebot an bauinteressierte Familien.

Projektchronologie

JahrEreignis
1996Gründung der Ideenwerkstatt zur Entwicklung des Baugebietes
1997Abschluss Planungswerkstatt und Beauftragung der Bebauungsplanung
1999Satzungsbeschluss Bebauungsplan
2000Richtfest der ersten Häuser
2001Einzug der Hochschule für Musik
2003Fertigstellung der Erschließung
2004Musterplanungen für freie Parzellen
Sommer 2004Symposium zum "Neuen Bauen am Horn"

Ziele

  • Konversion einer ehemaligen Kasernenfläche
  • Ästhetisch hochwertiges, in der Tradition der klassischen Moderne stehendes Wohnquartier
  • Neues Stadtgebiet mit baukulturellen, ökologischen und sozialen Qualitäten
  • Sinnvolle Nachnutzung für Kasernengebäude

Maßnahmen

  • Städtebauliche Planungswerkstatt
  • Durchführung von Wettbewerben
  • Bildung eines Baubeirates
  • Aufstellung eines Bebauungsplanes
  • Entwicklung einer "städtebaulichen Grammatik"

Projekt für die Europäische Kulturhauptstadt 1999, weltweites Projekt der EXPO 2000

Innovationen

Bemerkenswert ist die Kontinuität aller Projektbeteiligten in dem Bestreben, qualitätsvolle Architektur und Städtebau auf dem ehemaligen Kasernengelände umzusetzen. Der offene Planungsprozess, in den alle Beteiligten eingebunden wurden, erlaubt eine Vielfalt an Gebäudetypologien, die einem einheitlichen Gestaltungskanon entsprechen.

Quellen

  • Bauhaus-Universität Weimar (2004): "neues bauen am horn". Praktizierte Baukultur in Weimar. o. O.
  • "Der Präsident am Horn". In: Bauwelt 37, 2000
  • "Versuche am Horn" In: Bauwelt 18/19, 1999
  • Gutachterverfahren "Bauen am Horn" in Weimar. In: Bauwelt 15, 1997

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Weimar - Neues bauen am Horn

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 99425 - Ort: Weimar - Straße: Georg-Muche-Platz 3.

Letzte Änderung: 21.06.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, Alexander Bischler, Mainzerhofstr. 12, 99084 Erfurt, Tel. 0361/5603-312, Fax: -333, eMail: alexander.bischler@leg.thueringen.de
  • Bauhaus Universität Weimar, Lars-Christian Uhlig, Postfach, 99421 Weimar, Tel. 03643/58-3173, Fax: -174, eMail: lars-christian.uhlig@archit.uni-weimar.de (Lageplan und Fotos)
  • Stadt Weimar, Stadtplanungsamt, Schwanseestraße 17, 99421 Weimar, Tel. 03643/762-219, Fax: -208

Datensatz eingestellt am 13.10.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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