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Schwerte „Rohrmeisterei“

(Nordrhein-Westfalen)

Kulturzentrum in Trägerschaft einer Bürgerstiftung

Kurzvorstellung

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Außenansicht der RohrmeistereiQuelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

Am Ruhrufer in Schwerte (heute 52.000 Einwohner) wurde 1890 eine Pumpstation errichtet, die zur Wasserversorgung der wachsenden Großstadt Dortmund diente. Die Station wurde 1924 wieder aufgegeben. Sie diente bis 1976 als Werkstattgebäude und Rohrlager der Dortmunder Stadtwerke. Anschließend wurden Gelände und Gebäude mehr als 20 Jahre lang zwischengenutzt. 1990 wurde es von der Stadt Schwerte mit dem Ziel gekauft, ein Bürger- und Kulturzentrum einzurichten.

Projektbeschreibung

Im Innenraum befindliche GastronomieQuelle: Bürgerstiftung Rohrmeisterei

Die Anmietung der Rohrmeisterei durch zwei Kulturvereine (Jugendtheaterinitiative und Kunstverein) war der Beginn einer schrittweisen Entwicklung mit Beteiligung vieler Akteure. Für eine komplette denkmalgerechte Sanierung und Umnutzung der Halle standen zu Beginn des Vorhabens keine Finanzmittel zur Verfügung und laut Ratsbeschluss durften der Stadt Schwerte auch keine Mehrkosten entstehen. Daher wurden schon im unsanierten Gebäude - von Anfang an - Kulturveranstaltungen durchgeführt, um eigene Investitionsmittel zu erwirtschaften. Das hatte auch den Vorteil, dass die Flexibilität und Atmosphäre der denkmalgeschützten Halle vielen BesucherInnen vor Augen geführt wurden und dadurch eine breite Unterstützung in der Bürgerschaft erreicht werden konnte. Veranstaltungen verschiedenster Nutzergruppen (Ausstellungen, Trödelmarkt, Tanztheater, Konzerte, ...) schufen eine breite Motivation für das Sanierungsvorhaben und beeinflussten das Umbaukonzept.

In Verbindung mit einem Projekt für Langzeitarbeitslose baute die Bürgerstiftung dann die dreiteilige Halle um, finanziell unterstützt durch das Land Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Planungs- und Bauleistungen wurden zudem ehrenamtlich erbracht.

Im Innenraum befindliche GastronomieQuelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

Im Jahr 2001 wurde schließlich die intensive Bürgerbeteiligung durch eine Bürgerstiftung institutionalisiert. Diese Stiftung hat das Gebäude mit Umfeld in Erbbaurecht übernommen und ist Bauherrin und Betreiberin des Zentrums und der dort ansässigen Gastronomie in Halle 1. Heute finanziert sich das Kulturzentrum, das rund 300 Veranstaltungen jährlich bietet, vollkommen ohne Subventionen allein durch die Erlöse der hauseigenen Gastronomie. Die im Bistro und Restaurant erzielten Erlöse – derzeit rund 250.000 Euro pro Jahr – fließen dank der schlanken Strukturen direkt in die Kultur. Halle 2 wurde zu Haupteingang und Foyer. Der multifunktionale Veranstaltungssaal mit 600 Sitzplätzen im dritten Hallenteil steht zudem für größere Veranstaltungen zur Verfügung.

Die Halle liegt am Stadtrand, d.h. am Übergang zu Grünraum und Fluss, auf einem gut erschlossenen Gelände. Seit Frühjahr 2003 hat ein Kanutouren-Veranstalter hier seinen Sitz. Außerdem ist das Gelände an den Ruhrwanderweg angeschlossen. Die beliebte Strecke wird insbesondere im Sommer stark frequentiert von Spaziergängern, Inline-Skatern, RadfahrerInnen und AnglerInnen. Der Naherholungsbereich an der Ruhr wird über das Rohrmeisterei-Gelände an die Schwerter Altstadt angebunden. Künftig will die Rohrmeisterei ihre prominente Lage direkt an der Ruhr aktiv in die Stadtplanung einbringen und die bisherige Brachfläche als „Bürgerpark“ neu gestalten.

Projektchronologie

JahrEreignis
1890Bau der Halle als Pumpstation
1926-1976Nutzung als Werkshalle der Stadtwerke Dortmund
1990Stellung unter Denkmalschutz
ab 2000Nutzung für Veranstaltungen
2001Gründung einer Bürgerstiftung für Trägerschaft und Betrieb
2002Beginn der Baumaßnahmen
2003Abschluss des Umbaus

Ziele

  • Sanierung und Umnutzung eines Zeugnisses für Industriearchitektur des späten 19. Jahrhunderts
  • Errichtung eines subventionsunabhängigen Bürger- und Kulturzentrums für verschiedenste Nutzungen
  • Kombination von kulturellen und touristischen Aktivitäten, Naherholungsangeboten und Gastronomie
  • Verknüpfung des Projektgeländes mit der Altstadt
  • Verbindung städtebaulicher Maßnahmen mit der Eingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt.

Maßnahmen

Im Innenraum der RohrmeistereiQuelle: Bürgerstiftung Rohrmeisterei

  • Frühzeitige, provisorische Nutzung für Veranstaltungen
  • Behutsamer, denkmalgerechter Umbau
  • Konzepterarbeitung und Betrieb vor allem durch ehrenamtliche HelferInnen
  • Gründung einer Bürgerstiftung

Auszeichnung "Robert Jungk Preis" 2001 des Städtenetzwerkes NRW

Innovationen

Blick auf die AußengastronomieQuelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

Mit der Umnutzung der Rohrmeisterei ist es gelungen, neue kulturelle, städtebauliche und bürgerschaftliche Akzente zu setzen und ein industriegeschichtlich wertvolles Baudenkmal für zeitgemäße Nutzungen zu erhalten.

Quellen

  • Boll, Joachim; Dahlheimer, Achim; Walter, Daniela (Hg.) (2004): Rohrmeisterei Schwerte. In: Bürger machen Stadt. Zivilgesellschaftliches Engagement in der Stadterneuerung - Ein Projektbuch. Dortmund
  • Bäcker, Tobias (2004): Ein Haus für alle. Die Bürgerstiftung Rohrmeisterei in Schwerte: Kultur, Kommunikation, Stadtentwicklung. In: Rösener, B.; Selle, K. (Hg.): Kommunikation gestalten. Dortmund
  • o. Verf. (2004): Bürger- und Kulturzentrum Rohrmeisterei Schwerte. Renovierung, Umbau und Umnutzung eines Industriedenkmals - Zwei Architekturbüros proben gemeinsam die offene Planung. In: Rösener, B.; Selle, K. (Hg.): Kommunikation gestalten. Dortmund
  • Städte-Netzwerk (2001): Die Zukunftsprojekte. Robert Jungk Preis 2001. Düsseldorf

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Schwerte - Rohrmeisterei

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 58239 - Ort: Schwerte - Straße: Ruhrstraße 20.

Letzte Änderung: 20.09.2016

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 01.07.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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