Navigation und Service

Oer-Erkenschwick „Schillerpark“

(Nordrhein-Westfalen)

Umbau einer Wohnsiedlung aus den 1970er Jahren

Die innenstadtnah gelegene Wohnsiedlung „Schillerpark“ hatte erhebliche wohnungswirtschaftliche und soziale Probleme. Zur Aufwertung der Siedlung wurden die Gebäude in Teilen rückgebaut, baulich-technische Defizite behoben, attraktive Freiräume geschaffen und das Wohnungsangebot an eine veränderte Nachfragestruktur angepasst.

Kontext

Blick auf Wohnhochhäuser vor dem UmbauQuelle: VMW GmbH

Die ehemalige Bergbaustadt Oer-Erkenschwick befindet sich nach dem Ende des Bergbaus in einem tief greifenden wirtschaftlichen Strukturwandel. Hinzu kommt ein mittel- bis langfristig zu erwartender Bevölkerungsrückgang. Die strukturellen Veränderungen zeigen sich insbesondere in der wachsenden Arbeitslosigkeit und einer Zunahme des Anteils von Menschen, die Transferleistungen empfangen. Leerstandsprobleme sind in Quartieren mit Mehrfamilienhäusern des sozialen Wohnungsbaus zu verzeichnen, insbesondere in der innenstadtnahen Wohnanlage „Schillerpark“. Sie ist in den 1970er Jahren mit 221 Wohnungen entstanden, davon 66 Seniorenwohnungen. Die Anlage bestand aus drei terrassenförmig angelegten Gebäudekomplexen mit jeweils neun bis zwölf Etagen in den inneren, und zwei bis vier Geschossen in den äußeren Gebäudebereichen. Der "Schillerpark" entwickelte sich zu einem sozialen Brennpunkt. Die Großform stellte einen städtebaulichen Fremdkörper dar.

Projektbeschreibung

Blick auf Wohnhochhäuser während der UmbaumaßnahmenQuelle: THS CONSULTING GmbH, Gelsenkirchen

Vor dem Hintergrund der gravierenden Probleme in der Wohnsiedlung wurden durch die Eigentümerin - die Vestisch-Märkische Wohnungsbaugesellschaft mbH (VMW) - mehrere Alternativen zum Umgang mit der Hochhaussiedlung geprüft. Diese umfassten sowohl Handlungskonzepte für eine Gesamterneuerung der Siedlung, einen geordneten Teilrückbau, einen Komplettabriss mit anschließendem Neubau sowie den Verkauf an einen Investor. Im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit des Standortes unter städtebaulichen, wohnungswirtschaftlichen, sozialen und finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten wurde die Strategie des geordneten Teilrückbaus bei gleichzeitiger Aufwertung des verbleibenden Bestandes im Rahmen eines integrierten Handlungskonzeptes gewählt.

Der Teilrückbau erfolgte vertikal. Das heißt die höchsten Einzelgebäude mit jeweils 9-12 Geschossen wurden aus den insgesamt drei Gebäudekomplexen abgerissen. Der nächste Schritt war der horizontale Rückbau. Dabei wurde die Geschosszahl der verbliebenen Gebäude auf vier bis fünf Etagen reduziert. Insgesamt wurden 101 Wohnungen abgerissen. Zugleich sind mehrere Wohnungen neu erstellt worden. Entstanden sind drei frei finanzierte Penthousewohnungen von jeweils 140 qm, die auf den rückgebauten Bestand aufgesattelt wurden. In zwei neuen Gebäuden entstanden weitere 20 Wohnungen. Davon sind je Gebäude neun seniorenfreundlich ausgestattet und eine Penthousewohnung. Insbesondere das zusätzliche Penthouseangebot dient der Erschließung neuer Kundengruppen. Den Mietern der verbliebenen „Altenwohnungen“ und der „seniorenfreundlichen“ Neubauwohnungen wurde außerdem ein individuell gestaltbares Paket an Service-Dienstleistungen des benachbarten Alten- und Pflegeheims angeboten.

Blick auf die neu entstandene Sicht- und WegeachseQuelle: THS CONSULTING GmbH, Gelsenkirchen

Ergänzend zu den baulichen Maßnahmen wurde das Wohnumfeld aufgewertet. Entsprechend dem städtebaulichen Leitgedanken „Wohnen im neuen Schillerpark“ entstanden großzügige Rasenflächen, Gehölzgruppen, Spiel- und Aufenthaltsbereichen sowie eine zentrale Grünverbindung mit kleineren Plätzen innerhalb des Wohngebietes. Zugleich konnten diese Flächen an die Innenstadt angebunden werden.

Besonders hervorzuheben ist das begleitende Quartiers- und Umsetzungsmanagement vor, während und nach den Baumaßnahmen. Das Quartiersmanagement koordinierte die für den Teilrückbau notwendigen Aktivitäten und beteiligte die Bewohner am Entwicklungsprozess. Für die durch den Umbau betroffenen Bewohner wurden im Vorfeld der baulichen Maßnahmen Ersatzwohnungsangebote innerhalb der Wohnanlage gesichert.

Der Umbau der Wohnanlage Schillerpark war ein Impulsvorhaben der Stadt Oer-Erkenschwick im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) Forschungsfeld Stadtumbau West. Neben der Beseitigung der sozialen und wohnungswirtschaftlichen Probleme zielte das Vorhaben auf einen Bewusstseinswandel innerhalb einer wachstumsgewohnten Politik, der Verwaltung und der Bürgerschaft.

Projektchronologie

JahrEreignis
2001Strategiefindung durch das Wohnungsunternehmen
2002Aufnahme in das ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West
2003Beginn der Gesamtmaßnahme, Umzugsmanagement
2004Teilabriss horizontal und vertikal sowie bauliche Anpassungsmaßnahmen
2007Ergänzender Neubau, Freiraumgestaltung, Fertigstellung

Ziele

Blick in eine neu umgebaute Wohnung im GebäudeQuelle: THS CONSULTING GmbH, Gelsenkirchen

  • Nachhaltige Stabilisierung und Weiterentwicklung eines schwierigen Wohnstandortes
  • Anpassung des Wohnungsangebotes an eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung
  • Erstellung einer nachfrageorientierten Wohnform
  • Attraktive und vielfältige Wohnungsangebote
  • Aufwertung des Quartiers und seines Gesamterscheinungsbildes
  • Stabilisierung der Sozial- und Belegungsstruktur
  • Kontinuierliche Einbindung von Bewohnern und der Öffentlichkeit
  • Bezahlbare Mieten

Maßnahmen

Blick auf umgebautes Gebäude mit PenthouseQuelle: THS CONSULTING GmbH, Gelsenkirchen

  • Teilrückbau von Wohnungen
  • Modernisierung verbleibender Bestandsgebäude
  • Bewohnerorientierte Wohnraumanpassung in den verbleibenden Bestandsgebäuden
  • Wohnbegleitende Service-Dienstleistungen im gesamten Schillerpark
  • Aufwertung des Wohnumfeldes
  • Quartiersmanagement, Umzugs- und Belegungsmanagement
  • Öffentlichkeitsarbeit/begleitende Mieterkommunikation und Bewohnerbeteiligung
  • Aufstockung der Bestandsgebäude mit Penthousewohnungen
  • Ergänzung des Wohnungsangebotes mit barrierearmen Wohnungen

Innovationen

Blick auf umgebautes Gebäude (weiß) und einen Neubau (hellgelb)Quelle: THS CONSULTING GmbH, Gelsenkirchen

Durch integrierte städtebauliche Maßnahmen konnte die Attraktivität des Wohnstandortes „Schillerpark“ erheblich gesteigert und sein Image positiv verändert werden. Die vorherige Prüfung alternativer Handlungsoptionen durch das Wohnungsunternehmen hat sich als wichtiger strategischer Schritt erwiesen. Die Kombination einer Rückbau- mit einer gleichzeitigen Aufwertungsstrategie hat im Wohnquartier Schillerpark einen erheblichen Qualitätssprung ermöglicht. Hervor zu heben sind die sozialen, kommunikativen und organisatorischen Maßnahmen sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Wohnungsunternehmen, Alten- und Pflegeeinrichtung und Kommune.

Bereits während der Baumaßnahmen konnte ein enormes Nachfrageinteresse am Wohnraum im Quartier festgestellt werden. Der Wohnungsbestand ist vollvermietet.

Quellen

Blick auf umgebaute Gebäude, die auch in ihrer Geschosszahl reduziert wurdenQuelle: VMW GmbH

Weiterführendes

Blick auf die neu gestalteten Außenanlagen und die umgebauten GebäudeQuelle: VMW GmbH

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Stadtumbau West. Stadtumbau in 16 Pilotstädten – Bilanz im ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West. Ausgabe 2008. Berlin/Oldenburg 2008.

Projektstandort auf Google-Maps: Oer-Erkenschwick

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 45739 - Ort: Oer-Erkenschwick - Straße: Halluinstraße.

Letzte Änderung: 12.04.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Stadt Oer-Erkenschwick, Udo Jeuschnik, Rathausplatz 1, 45793 Oer-Erkenschwick, Tel.: (02368) 691-231, Fax: (02368) 691-378, Email: udo.jeuschnik@oer-erkenschwick.de
  • THS Wohnen GmbH, Dr. Marie Mense, Nordsternplatz 1, 45889 Gelsenkirchen. Tel.: (0209) 380-1504, Fax: (0209) 380-1458, Email: marie.mense@ths.de
  • THS Consulting GmbH, Ingrid Hallerbach, Nordsternplatz 1, 45889 Gelsenkirchen. Tel.: (0209) 380-1504, Fax: (0209) 380-1460
  • FORUM Huebner, Karsten & Partner, Erste Schlachtpforte/Schlachte 1, 28195 Bremen, Tel.: 0421/696 777-0, Email: team@forum-bremen.info

Datensatz eingestellt am 17.08.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

Diese Seite

© GSB 5.0 - 2013