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Neuss „Merkur“

(Nordrhein-Westfalen)

Umnutzung eines ehemaligen Warenhauses zum multifunktionalen Gebäude

In der Innenstadt von Neuss wurde 1999 das ehemalige „Merkur“ und spätere Horten-Warenhaus am Südende der Fußgängerzone aufgegeben. Zu diesem Zeitpunkt suchte das Rheinische Landestheater bereits seit Jahrzehnten angemessene neue Spielstätten. Außerdem war die Kreisverwaltung auf viele kleine Einzelstandorte in der Stadt verteilt. In 21-monatiger Umbauzeit wurde das ehemalige Warenhaus zum innerstädtischen, multifunktionalen Kultur- und Verwaltungszentrum umgewandelt.

Kontext

Die Innenstadt von Neuss (151.000 EW) zeichnet sich durch einen etwa 700 Meter langen Haupteinkaufsbereich von der Hafenstraße bis zur Zollstraße aus. Dort findet man auch wichtige Infrastruktureinrichtungen mit gesamtstädtischer bzw. regionaler Bedeutung. Zu nennen sind insbesondere viele soziale, kirchliche und städtische Einrichtungen, diverse Schulformen, kulturelle Einrichtungen wie das Rheinische Landestheater, das Clemens Sels-Museum, die Stadthalle, das Kulturforum Alte Post oder die Stadtbibliothek. Zudem ergänzen verschiedene Freizeiteinrichtungen das Angebot.

Städtebaulich wird sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum Erneuerungsbedarf gesehen, der zumindest im öffentlichen Raum seit 2008 schrittweise bearbeitet wird. Hierzu ist ein rahmensetzendes Innenstadtkonzept aufgestellt worden. Erfolgt sind bereits die Attraktivierung des Marktes und des Hauptstraßenzuges (Niederstraße/Büchel). Zudem ist es Ziel, die Innenstadt näher an das Wasser zu bringen und einige Hafenbecken umzugestalten. Erwähnenswert ist hier insbesondere die Umgestaltung der Hafenmole I zur Promenade mit neuen Freizeit- und Dienstleistungseinrichtungen. Gleichzeitig ist der Hafen als Gewerbe- und Industriegebiet wichtiger Bestandteil der Neusser Wirtschaft; auch in dieser Hinsicht wird er funktional stetig verbessert. Weitere Impulse werden durch die Umgestaltung des Bahnhofs gesetzt.

Projektbeschreibung

1962 eröffnete in der Neusser Innenstadt das Merkur Warenhaus. Es wurde als modernstes Warenhaus Westdeutschlands beworben. Im Februar 1999 löste die Metro AG die Filiale des dann als Horten-Warenhaus geführten Standortes auf.

Für die Nachnutzung des Gebäudes waren zwei Alternativen vorhanden: der Abriss und die Errichtung von Wohngebäuden oder der Erhalt und Umbau des Gebäudes mit Nutzung als Kultur- und Verwaltungszentrum. Zum Zeitpunkt der Auflösung der Horten-Filiale suchte das Rheinische Landestheater bereits seit Jahrzehnten neue, angemessene Spielstätten, außerdem benötigte auch die Kreisverwaltung ein neues Verwaltungsgebäude als zentrale Dienststelle zur Verbesserung der inneren Abläufe und des Kundenverkehrs. Da die Aufgabe der Horten-Filiale rechtzeitig angekündigt wurde, konnten die grundsätzlichen Überlegungen und Planungen zur Umnutzung noch während der Betriebsphase erfolgen, so dass kein Leerstand entstand.

Der Rat der Stadt fasste bereits im Jahr 1998 den Umbaubeschluss zum Gebäude, das ab 1999 in 21-monatiger Bauzeit in ein multifunktionales Kultur- und Verwaltungszentrum umgebaut wurde. Es beherbergt nun den Sitz der Kreisverwaltung, den neuen Spielort des Rheinischen Landestheaters (RLT) mit einer Haupt- und einer Studiobühne, ein Programmkino, Gastronomie sowie eine Ladenpassage. Besondere Synergieeffekte konnten auch dadurch geschaffen werden, dass der Stellplatznachweis im bestehenden, benachbarten Tranktor-Parkhaus erbracht werden konnte. Der Stahlbetonbau des alten Horten-Warenhauses wurde vollständig skelettiert und wenig mehr als das statische Gerüst stehen gelassen. Decken wurden aus- und räumlich neu zugeschnitten, großflächige Fenster und neue Säulen eingesetzt, an der Oberstraße eine Achse weggenommen, am Europadamm eine hinzugefügt. So teilt sich das Gebäude heute, entsprechend der beiden Hauptnutzer, in zwei eigenständige Hälften. Eine 70 Meter lange Passage (Tranktorpassage) teilt und verbindet gleichzeitig die Gebäudeteile. Hier sind vor allem Einzelhandelsbetriebe angesiedelt.

Projektchronologie

JahrEreignis
1962
Eröffnung Merkur Warenhaus
1998
Ratsbeschluss zum Umbau des Gebäudes
1999
Auflösung des Horten Warenhaus durch die Metro AG
1999-2000
Umbau in 21 Monaten
Dez. 2000 Eröffnung Rheinisches Landestheater

Ziele

  • Zur Verfügung Stellen dringend benötigter Flächen für zwei bedeutende öffentliche Einrichtungen der Stadt
  • Bündelung von bisher auf verschiedene Standorte verteilte öffentliche Einrichtungen in einem Gebäude
  • Verbesserung des öffentlichen Angebots für die Bürgerinnen und Bürger
  • Belebung der Innenstadt durch zusätzliche (ergänzende) Funktionen

Maßnahmen

  • Beschluss des Stadtrats zum Umbau des Gebäudes zur Aufnahme des Rheinischen Landestheaters und der Kreisverwaltung
  • Umbau des ehemaligen Warenhauses
  • Stellplatznachweis

Innovationen

Die Aufgabe des Horten Warenhauses wurde der Stadt Neuss durch den Betreiber frühzeitig mitgeteilt. Damit konnten die grundsätzlichen Überlegungen und Planungen zur Umnutzung des Gebäudes noch während der Betriebsphase erfolgen, so dass kein für die Innenstadt negativer Leerstand entstand.

Durch bauliche Veränderungen und eine Gliederung des Gebäudes wurde das ursprünglich wuchtige Bauvolumen auf eine stadtverträgliche Kubatur gebracht. Die städtebauliche Einbindung des Gebäudes ist dadurch deutlich verbessert: Der Baukörper öffnet sich zur Haupteinkaufsstraße und fächert die Fußgängerströme von dort in verschiedene Richtungen auf.

Die Innenstadt wurde durch die Bündelung der verschiedenen öffentlichen Nutzungen in diesem Gebäude in ihrer Funktionalität deutlich gestärkt.

Quellen

  • Junker und Kruse, Dortmund (2011) im Auftrag des BBSR: Kurzexpertisen zum Nutzungswandel stadtentwicklungsrelevanter Großimmobilien und Umnutzungsoptionen an innerstädtischen Standorten (nicht veröffentlicht)

Weiterführendes

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 41460 - Ort: Neuss - Straße: Am Kehlturm.

Letzte Änderung: 04.06.2018

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 27.03.2013 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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