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Neckarsulm „Amorbach II“

(Baden-Württemberg)

Solare Nahwärmeversorgung im Stadtteil

In Neckarsulm wurde für den gesamten Stadtteil Amorbach II eine solare Nahwärmeversorgung aufgebaut. Dabei wurde verstärkt auf innovative Technik, wie einen stufenweise aufgebauten, zentralen Erdsondenspeicher zur Wärmespeicherung gesetzt.

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Neckarsulm (27.000 Einwohner) ist eine große Kreisstadt im Landkreis Heilbronn. Seit Anfang der 1990er Jahre verfolgt die Stadt eine umweltbewusste Politik, die insbesondere auf Solarenergienutzung in Verbindung mit einem ökologischen Städtebau setzt. 1997 begann die städtebauliche Entwicklung des Stadtteils Amorbach II mit dem Ziel eine solargestützte Wärmeversorgung für den ganzen Stadtteil zu realisieren.

Projektbeschreibung

Solarsiedlung Neckarsulm AmorbachQuelle: Stadt Neckarsulm

Im Stadtteil Amorbach II sah die städtebauliche Konzeption eine Bebauung mit unterschiedlichen Gebäudetypen vor. In den ersten Bauabschnitten wurden Geschoßwohnungsbauten entwickelt, in weiteren Bauabschnitten auch Reihen- und Einzelhäuser realisiert. Alle Häuser wurden im Niedrigenergiehausstandard gebaut. Begleitend zur baulichen Entwicklung des Stadtteiles wurde ein Stadtteilpark errichtet. Er bietet den Bewohnern Freiräume mit vielfältigen Funktionen und dient als Treffpunkt.

Kernstück der Stadtteilentwicklung Amorbach II ist die solar unterstützte Nahwärmeversorgung mittels Erdsondenspeicher. Diese wird in mehreren Ausbaustufen den Bauabschnitten angepasst. Beginnend beim 1997 realisierten Pilotspeicher mit rund 4200 m³ Volumen wurde die Speichergröße zwischenzeitlich auf rund 65.000m³ und damit knapp die Hälfte des geplanten Endzustandes ausgebaut. Dieser Speicher besteht derzeit aus rund 530 Erdsonden, die in einem bestimmten Raster in den Erdboden eingebracht sind. Geladen wird er aus vorwiegend dachmontierten Kollektorfeldern. Im Sommer fließt solar erwärmtes Wasser durch die Sonden und gibt die Wärme an das Erdreich ab. Das unterirdische Gestein speichert die Wärme. Steigt der Wärmebedarf im Herbst in den Gebäuden, wird kaltes Wasser durch die Sonden geleitet. Es erwärmt sich und wird durch das Nahwärmesystem an die Gebäude verteilt. Im Zentrum des Speichers steigt die Temperatur im Regelbetrieb bis auf 80 °C an. Der Speicher ist modular aufgebaut und mit der Installation weiterer Kollektorflächen erweiterbar. Bereits Ende 2004 versorgte die Anlage eine Grundschule mit Sporthalle, ein Einkaufszentrum und rund 270 Wohnungen mit Wärme. Die Siedlung verfügt über rund 7000 m² Absorberfläche. Der angestrebte Deckungsanteil beträgt 50%. Knapp 40% wurden in der Praxis schon erreicht. Für eine effizientere Ausnutzung der „eingelagerten“ Wärme sorgt künftig eine Wärmepumpe.

Darüber hinaus haben interessierte Bürger in eine thermische Gemeinschaftssolaranlage im Stadtteil Amorbach investiert. Die Anlage am Parkplatz Grenchenstraße umfasst eine 440 m² große Kollektorfläche. Ein besonderes Projekt ist auch die auf dem Gelände der Stadtwerke installierte Solartankstelle, bei der die Batterien von Elektroautos kostenlos aufgeladen werden können.

Für die Konzeption des Stadtteils und den Einsatz der Solarenergie zur Nahwärmeversorgung im Baugebiet Amorbach II wurde die Stadt Neckarsulm mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Im Rahmen des kommunalen Förderprogramms „Solarenergie“ bezuschusst die Stadt den Bau von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen. Das ebenfalls kommunale Förderprogramm „Klimaschutz“ unterstützt Eigentümer von Altbauten mit Zuschüssen für klimaschonende Gebäudeausrüstung, wie Wärmedämmungen oder die Installation von Wärmepumpen.

Projektchronologie

JahrEreignis
1997Beginn der städtebaulichen Entwicklung
1999Installation und Inbetriebnahme der Solartankstelle
1997Baubeginn des Pilotprojekts zum Erdsondenspeicher
2000/012. Bauabschnitt des Erdsondenspeichers
2000/01Errichtung einer Sporthalle mit Wärmedämm-, Lüftungs- und Heizungskonzept
2000/01Mulden-Rigolen-Systems mit natürlichen Rückhaltebecken
2000Errichtung Gemeinschaftssolaranlage Grenchenstraße
2001Errichtung Lärmschutzwall mit Kollektorelementen
2003/04Bau und Inbetriebnahme eines Biomasseheizwerks

Ziele

  • Stadterweiterung mit Nutzungsmischung (Dienstleistung, Soziale Infrastruktur, Wohnungsbau)
  • Einsatz regenerativer Energie im Wohnungsbau
  • Erprobung der Solarspeichertechnologie
  • Standortidentität durch positives Image der Solartechnologie
  • Förderung von preiswertem und ökologischem Wohnen
  • Schaffung hochwertiger Grünräume

Maßnahmen

  • Städtebauliche Konzeption
  • Errichtung von Gebäude in Niedrigenergiehausstandard
  • Solare Nahwärmenutzung
  • Gemeinschaftssolaranlage
  • Monitoring des Anlagenbetriebes
  • Begleitende kommunale Förderprogramme

Innovationen

Blick auf eine SolarplastikQuelle: Stadt Neckarsulm

Die Besonderheit des Projekts liegt in der Anlagentechnologie des Erdsondenspeichers und dessen Vernetzung mit den Kollektorfeldern. Neu ist hierbei die Anwendung der aus der Wärmepumpentechnik bekannten Erdsondentechnologie für die Wärmespeicherung und deren Nutzung zur Nahwärmeversorgung.

Schließlich ist die Solardachkonstruktion als Element des kostensparenden Bauens hervorzuheben.

Quellen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Neckarsulm: Amorbach II

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 74172 - Ort: Neckarsulm - Straße: Grenchenstraße.

Letzte Änderung: 01.10.2020

Zusatzinformationen

Akteure

  • Verwaltung der Gemeinschaftssolaranlage: Solar & Energie Initiative Heilbronn e. V., Urbanstraße 12, 74172 Neckarsulm, Tel. 07132 / 328774, Fax 07132 / 328775 E-Mail: info@insolar.de
  • Stadt Neckarsulm, Marktstraße 18, 74172 Neckarsulm, Tel. 07132/ 35-0, Fax 07132/ 35-364 E-Mail: info-stadt@neckarsulm.de
  • Stadtwerke Neckarsulm, Hafenstraße 59, 74172 Neckarsulm, Tel.: 07132/35-241, Fax: 07132/35-363 E-Mail: stadtwerke@neckarsulm.de

Datensatz eingestellt am 31.03.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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