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Mannheim-Jungbusch „Verbindungskanal“

(Baden-Württemberg)

Quartiersentwicklung zwischen Innenstadt und Hafen

Das teils brach gefallene, teils untergenutzte Hafengebiet am Verbindungskanal wurde zu einem neuen Kulturstandort aufgewertet. Direkt am Kanal entstanden Freiräume wie die so genannte „Stadtpromenade“, die „Quartiersterrasse“ und „Freiraumtaschen“. Sie bieten Raum für unterschiedliche Nutzungen und Nutzergruppen.

Kontext

Promenade mit WildkräuterstreifenQuelle: Stadt Mannheim

Das Quartier Jungbusch liegt zwischen Innenstadt und Hafen von Mannheim (325.000 Einwohner). Es war zuletzt durch eine zurückgehende Hafennutzung des Verbindungskanals gekennzeichnet. Anfang der 1990 Jahre setzte ein Strukturwandel im alten Rotlichtviertel der Stadt ein, der neue Perspektiven eröffnete.

Mit einem Mix aus städtischen Investitionen, Projektmitteln des Landes und privatem Engagement wurde eine städtebauliche Neuordnung eingeleitet. Das Quartier wird nun aufgewertet und räumlich aus seiner „Insellage“ mit den harten Grenzen zwischen dem Hafen und der Innenstadt befreit. Das gesamtstädtische Freiraumwegenetz wurde an strategischer Stelle ergänzt. Dies geschah durch infrastrukturelle, städtebauliche und nicht zuletzt auch durch soziokulturelle Maßnahmen. Die Aktivitäten der städtischen Verwaltung wurden durch Quartiermanagement unterstützt und ins Viertel vermittelt.

Das Projekt war 2007 eines von drei Leitprojekten zum 400-jährigen Stadtjubiläum Mannheims.

Das Projekt wurde in den Jahren 2000 bis 2006 im Rahmen von URBAN II, seit 2003 im Rahmen der Städtebauförderung Soziale Stadt gefördert. In den Jahren 2006 bis 2007 ist es als Fallstudie im Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) ausgewertet worden.

Projektbeschreibung

Quartiersplatz mit SitzmöbelnQuelle: Stadt Mannheim

Das Rückgrat der städtebaulichen Freiraumentwicklung am Verbindungskanal bildet ein acht bis zehn Meter breiter und ca. 1,3 Kilometer langer Geländestreifen zwischen Rhein und Neckar. Dort entstand eine durchgängige Promenade mit angelagerten „Freiraumtaschen“, die Raum für unterschiedliche Nutzungen und Nutzergruppen bieten. Im Norden bildet die Strandbar am Musikpark den Eingang zum neu gestalteten Freiraum.

Es folgt das Promenadendeck und die Freizeitwiese am Studentenwohnheim. Sie stehen der gesamten Anwohnerschaft als Spiel- und Aufenthaltsbereich zur Verfügung. Zusätzlich entstanden im Rahmen von "Kunst im öffentlichen Raum" Bewohnergärten. An der neuangesiedelten „Popakademie Baden-Württemberg“ und Gründerzentrum „Musikpark Mannheim“ wurde ein Platz als breiter Promenadenzugang angelegt. Kulturinteressierte aller Generationen finden einen Treffpunkt auf dem Platz an der „Kaufmannmühle“. Eine wichtige Schnittstelle zum angrenzenden Stadtquartier ist der Quartiersplatz an der Teufelsbrücke in der Verlängerung der Innenstadtachse Jungbuschstraße. Der mit bequemen Sitzmöbeln ausgestattete, flach terrassierte Platz ermöglicht alltägliche Nutzungen, temporäre Aktionen und Veranstaltungen. Seine Lage und Gestaltung laden Alt und Jung zum Verweilen ein. Eine Stadtloggia mit beweglichem Dach und die harten Bodenbeläge runden die Gestaltungselemente des Platzes ab. Das Freiraumsystem wird durch einen Kinderspielplatz auf einer ehemaligen Parkplatzfläche des „Islinger-Areals“ und eine Skaterfläche an der Kurt-Schumacher-Brücke ergänzt.

Die Gestaltung der Promenade nach durchgängigen Prinzipien spiegelt weitgehend den derben Charakter des Hafens wieder. Sie ist steinern und mit Bänken, Sitz-Podesten, Beleuchtung und Schattendächern ausgestattet. Bahnschienen und alte Beläge wurden zum Teil erhalten.

Die Hafenstraße, die bisher den westlichen Rand des Quartiers bildete, rückt mit der Entwicklung des Gewässerufers in das Quartier hinein. Inzwischen wird sie als lebendige Geschäftsstraße empfunden. Die Tempo-30-Zone konnte erhalten und weiterentwickelt werden. An drei markanten Stellen wurden Übergänge zwischen Quartier und Verbindungskanal als „Teppiche“ farbig und mit künstlerischen Reliefs im Belag besonders gestaltet.

Im Nahbereich des Verbindungskanals entstand die „Turnhalle plus“. Sie ergänzt das Sport- und Freizeitangebot im Stadtquartier. Neben Räumen für die Sportnutzung sind hier quartiersbezogene Gemeinschaftsaktivitäten möglich. Der dazugehörige Freiraum wurde im Zuge der Maßnahme auch neu gestaltet.

Das Projektgebiet zählt auch weiterhin zum Hafengebiet. Die Stadt hat die Promenaden- und Platzflächen für 30 Jahre gemietet. Eine Widmung als Grünfläche bzw. Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung musste daher nicht durchgeführt werden. Es handelt sich um eine vom Eigentümer „geduldete“ Zwischennutzung. Die staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim (HGM) verwaltet und vermietet die Flächen für das Land als Eigentümerin. Ein Verkauf der landeseigenen Flächen ist derzeit noch nicht beabsichtigt.

Projektchronologie

JahrEreignis
2000-2006Förderung im Rahmen des Programms URBAN II Mannheim/Ludwigshafen
2001Rahmenplanung Jungbusch/Verbindungskanal
2002Förderung im Rahmen des Programms Soziale Stadt, Beauftragung Quartiermanagement Jungbuschquartier
2004Wettbewerb „Turnhalle plus X“
2004/2005Das Quartier Jungbusch wird städtebauliches Sanierungsgebiet
2005Umbau der Hafenstraße
2007Fertigstellung des 1. Bauabschnittes im Rahmen des 400-jährigen Stadtjubiläum Mannheim: Promenade (800 m) und drei Plätze
2007Überarbeitung der Wettbewerbsergebnisse „Turnhalle plus X“ von 2004
2007Baubeginn „Campus am Kanal“
2007Ende der externen Förderungen
2008Fertigstellung: „Campus am Kanal“

Ziele

CaféterasseQuelle: Stadt Mannheim

  • Erschließung der Hafenpotenziale zur nachhaltigen Aufwertung des Quartiers
  • Attraktive öffentliche Freiräume für unterschiedliche Nutzergruppen
  • Impuls für private Investitionen
  • Entwicklung eines Standorts des kreativen Milieus
  • Schaffung eines durchgängigen Freiraumsystems
  • Ergänzung des gesamtstädtischen Wegenetzes

Maßnahmen

Menschen machen Pause auf dem HolzdeckQuelle: Stadt Mannheim

  • Ansiedelung der Popakademie und des Gründerzentrums „Musikpark Mannheim“
  • Erstellung und Fortschreibung einer städtebaulichen Rahmenplanung
  • Vielfältige Maßnahmen im Viertel, wie zum Beispiel: Begrünungsaktionen, Baumpatenschaften, Modernisierungsberatungen, Existenzförderung für Gewerbe
  • Einrichtung eines „Aktionsfonds Jungbusch“, der bislang 16 durch Bewohner getragene Projekte unterstützt
  • Kulturprojekte: Künstlernetzwerk laboratorio17 – Workshops, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen; Creative Factory - Theater, Musik- Video- und Fotoprojekte junger Migranten; Internationaler Frauentreff - Begegnungsmöglichkeiten für Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft; KulturContainerStadt CON.TENT.17 - Veranstaltungsort im Rahmen des Stadtjubiläums ab Herbst 2006.

Innovationen

Theater auf dem KanalQuelle: Stadt Mannheim

Das Projekt steht für die Strategie „Stadtentwicklung durch Freiraumqualifizierung“. Es entstanden mehrfach nutz- und wandelbare Räume, deren Angebot jeweils unterschiedliche Schwerpunktgruppen anspricht und zugleich offen für alle Nutzer bleibt.

Bei diesem Projekt steht die Entwicklung eines Standorts mit kreativem Milieu im Vordergrund. Die Promenade verbindet, bietet ergänzende Räume der Bespielung und dient damit dem Kulturstandort. Sie hat mit der neuen Popakademie und dem Musikpark eine stadtweite Bedeutung. Die Innenstadt wird an das Wasser des Verbindungskanals herangeführt. Das Quartier Jungbusch profitiert heute von der städtebaulichen und kulturellen Aufwertung. Die Hafenseite wird zu einer neuen Adresse für das Quartier.

Quellen

  • „Stadtjubiläum Mannheim 2007. Prozess, Projekte und Perspektiven – Eine Dokumentation“, Stadt Mannheim (Hrsg.), 2006
  • Imagebroschüren „vkm Verbindungskanal Mannheim“, Stadt Mannheim (Hrsg.), 2007.
  • „10/400 - 10 Jahre Stadtentwicklung/400 Jahre Stadt Mannheim. Das Projektbuch zum Stadtjubiläum Mannheim 2007“, Stadt Mannheim (Hrsg.), 2007
  • Pantle, Ulrich: „Die Choreografie eines Wandels. Revitalisierung und Konversion Jungbusch und Verbindungskanal Mannheim“, in: ‚Stadt erneuern’, deutsche bauzeitung (db), Leinfelden-Echterdingen, Januar 2005, S.40-45
  • Gespräch und Ortsbesichtigung mit Frank Gwildis, Stadt Mannheim Fachbereich Städtebau und Michael Scheuermann, Quartiermanagement Jungbusch am 02.07.2007 durch bgmr Landschaftsarchitekten im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldes „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“.

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Mannheim-Jungbusch "Verbindungskanal"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 68159 - Ort: Mannheim - Straße: Hafenstraße 50.

Letzte Änderung: 10.04.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe: Stadtverwaltung / Fachbereiche Städtebau, Wohnen und Stadterneuerung, Stadtmarketing, Wirtschafts- und Strukturförderung, Fachbereich Soziale Sicherung, Arbeitshilfen und Senioren / Stabsstelle Sozialplanung sowie Kulturamt
  • Externe Planer: bueroschneidermeyer (Städtebau und Freiräume), motorplan (Popakademie, Musikpark), scholl architekten GmbH (Turnhalle plus X).
  • Stadt Mannheim, Frank Gwildis, Fachbereich Städtebau, Collinistraße 1, 68161 Mannheim, Tel. 0621 / 2935556, Email: frank.gwildis@mannheim.de
  • Quartiermanagement Jungbusch, Trägerverein Gemeinschaftszentrum Jungbusch e.V., Michael Scheuermann, Jungbuschstraße 19, 68159 Mannheim, 0621 / 14948, Email: mscheuermann@jungbuschzentrum.de

Datensatz eingestellt am 12.01.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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