Navigation und Service

Leinefelde-Südstadt „ZukunftsWerkStadt“

(Thüringen)

Neue Qualitäten in einer Plattenbausiedlung als Beitrag zum Strukturwandel

Der Stadtumbau in einer Großwohnsiedlung wird für höhere Wohn- und Freiraumqualitäten genutzt. Zugleich trägt dieses Umbauprojekt maßgeblich zur Transformation eines monofunktionalen Altindustriestandortes bei.

Kontext

Blick auf den BestandQuelle: GRAS, Darmstadt

Leinefelde liegt im Eichsfeld, zwischen Göttingen und Gotha. Das Dorf ist zu DDR-Zeiten zur Industriestadt ausgebaut worden. Zwischen 1961 und 1989 wuchs die Bevölkerung von rund 2.600 auf über 16.000 Einwohner an.

Nach der deutschen Vereinigung fiel ein großer Teil der Arbeitsplätze in der Textil- und Zementindustrie weg. Einwohner wanderten in großer Zahl ab, und die Arbeitslosenquote erreichte 1997 etwa 20%. Durch frühzeitige Bemühungen gelang es der Stadt jedoch, neue Arbeitsstätten anzusiedeln, die Arbeitslosenquote auf unter 16 % (2000) zurückzuführen und die weitere Abwanderung zu bremsen.

Die Plattenbausiedlung "Leinefelde-Südstadt" entstand zwischen 1960 und 1990. Aufgrund mangelhafter Instandhaltung verloren die Plattenbauwohnungen an Akzeptanz und die Leerstandsquote stieg auf ca. 27% (2001). Andererseits ist die Südstadt nach wie vor gut mit Schulen und Kindereinrichtungen ausgestattet. Allerdings ließen die Grundrissgestaltung und besonders die Freiraumqualitäten lange Zeit stark zu wünschen übrig.

Projektbeschreibung

Rehabilitation des Physikerquartiers, NeubauQuelle: W. Prokschi, München

Ein Rahmenplan bildet die Grundlage für den Umbau und die Aufwertung der Großwohnsiedlung. Eine städtische Achse mit Einrichtungen der sozialen Infrastruktur erstreckt sich von der modernisierten Eichsfeldhalle bis zum südlichen Siedlungsrand und verbessert zugleich die Verbindung zum Stadtzentrum.

In einigen Bereichen wurde durch den Rückbau von Gebäuden (bzw. Gebäudeteilen) bereits neuer Raum gewonnen und eine höhere Qualität der Freiräume erreicht. Weitere Rückbaumaßnahmen sind geplant. Nach einem Baukastensystem mit kombinierbaren Einzelelementen werden die Wohngebäude quartiersweise umgebaut und modernisiert. Dabei entstehen neue Wohnungs- und Gebäudetypen, beispielsweise Wohnungen mit Dachterrassen, Maisonettewohnungen und freistehende Mehrfamilienhäuser, so genannte "Stadtvillen". Insgesamt wird besonderer Wert auf individuelle, gestalterisch hochwertige Fassaden gelegt, die die Identifizierung mit dem eigenen Wohnhaus und der Umgebung unterstützen.

Die Initiative für diesen Stadtteilumbauprozess ging maßgeblich von der Stadt aus. Die Wohnungseigentümer und Bürger wurden frühzeitig in die Gesamtplanung und Einzelmaßnahmen eingebunden. Stadtverwaltung und -politik begleiten den Entwicklungsprozess kontinuierlich. Das kommunale Engagement führt zur intensiven Information und Mitwirkung der Bürgerschaft und damit zu einer erfolgreichen Kooperation bei der Planung und Umsetzung.

Projektchronologie

JahrEreignis
1994Planung
1996Rahmenplan
1996Ideenwettbewerb
2000Fertigstellung (1.Bauabschnitt)
2000Teil der "weltweiten" EXPO-Projekte Thüringen
2002Stadtentwicklungskonzept: Stadtumbau
20022. Preis im Städtebau-Wettbewerb Sternstadt 2002
20021. Preis im Bundeswettbewerb "Stadtumbau Ost" 2002
2003Deutscher Städtebaupreis
2004Fertigstellung: Umbau einer Plattenbauzeile in acht Stadtvillen

Ziele

Rehabilitation des Physikerquartiers, Neubau EckerschließungQuelle: W. Prokschi, München

  • Transformation eines monofunktionalen Altindustriestandortes
  • Ausgewogenes Verhältnis von Einwohnerzahlen und Beschäftigungspotenzialen
  • Signale für Zukunftsperspektiven der Stadt (Leuchtturmprojekte)
  • Quartiersaufwertung für Arbeiten, Wohnen und Natur
  • Nutzen des Wohnraumüberhangs für qualitätsorientierte Stadtteilerneuerung
  • Verbindung von Großwohnsiedlung und Altstadt
  • Anpassung der Baustruktur an den Charakter einer Kleinstadt

Maßnahmen

Rückansicht des NeubausQuelle: J. L. Valentin, Frankfurt/Main

  • Anlage und Gestaltung einer städtischen Achse
  • Ausbau einer Grünachse (Fuß- und Radwege)
  • Anlage eines Japanischen Gartens
  • Rückbau, Umbau und Modernisierung von Gebäuden
  • Wohnraumerweiterung durch "Grüne Zimmer"
  • Materialrecycling für Freiflächengestaltung
  • Schaffung von Jugend- und Freizeiteinrichtungen (Lunapark-Sporthalle, Schwimmhalle "Leinequellen")
  • Einrichtung eines Mieterzentrums mit Festsaal
  • Beteiligung und Aktivierung der Bewohnerschaft - "Bürgerinformation Südstadt"

Förderung durch die Bund-Länder-Programme "Stadtumbau Ost", "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" und "Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete"

Innovationen

EingangshalleQuelle: J. L. Valentin, Frankfurt/Main

Die Bündelung und sorgfältige Koordination der vielfältigen Maßnahmen ist die Basis der Entwicklungsstrategie für die Leinefelder Südstadt. Das flexible Baukastensystem und die intensive Prozessgestaltung haben sich besonders bewährt. Die unvermeidbaren Rückbaumaßnahmen werden als Chance für eine zukunftsfähige Erneuerung im sozialen, wohnungswirtschaftlichen und stadträumlichen Sinne genutzt. Diverse Rück- und Umbauprojekte demonstrieren beispielhaft mögliche Zugewinne an Wohn- und Freiraumqualitäten im Zuge des Stadtumbauprozesses. Die neuen Qualitäten tragen zugleich zur sozialen und ökonomischen Stabilisierung bei.

Quellen

  • Santifaller, Enrico: Acht Stadtvillen in Leinefelde-Worbis. In: Das Bauzentrum Baukultur 5/2005
  • Deutsches Institut für Urbanistik (Hg.) 2002 "Die soziale Stadt: eine erste Bilanz ..."
  • "ich sehe was, was du nicht siehst", Stadt Leinefelde, 2000 (Projektdarstellung, Fotos 1+4)
  • Bauwelt 6/01 S.3Bauwelt 17/00 S.20-29 (Projektdarstellung, Fotos 2+3)
  • Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt", [LINK]
  • Städtebau-Wettbewerb Sternstadt 2002
  • Rahmenplan Südstadt Leinefelde, Gruppe Architektur & Stadtplanung GRAS Darmstadt/Dresden, 1999 (Lageplan)

Weiterführendes

  • Roland Kunze, Stadtumbau als Prozess. Deutscher Städtebaupreis 2003 für das Projekt Leinefelde; in: Planerin H. 4/2003, S. 43-45
  • Stadt Leinefelde: Stadtteilentwicklungskonzept. Stadtumbau Ost, Leinefelde 2002

Projektstandort auf Google-Maps: Leinefelde "ZukunftsWerkStadt"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 37327 - Ort: Leinefelde - Straße: Bonifatiusplatz 21.

Letzte Änderung: 26.07.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Bauamt der Stadt Leinefelde, Roland Senft, Tel. 03605/50-5213 bauamt@leinefelde.de
  • Stadtteilbüro, Petra Franke, Tel. 03605/519787 Suedstadtbuero_Leinefelde@web.de
  • Deutsches Institut für Urbanistik (difu), Berlin, Tel. 030/39001-0, difu@difu.de
  • Weeber + Partner, Inst. für Stadtplanung, Berlin, Tel. 030/8616-424 (Projektbegleitung)
  • Hermann Sträb, Gruppe Architektur & Stadtplanung (GRAS) Dresden, Tel. 0351/2523-797 (Rahmenplanung)
  • Muck Petzet Architekten, Landwehrstr.37, 80336 München, sekretariat@mp-a.de

Datensatz eingestellt am 01.08.2002 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

Diese Seite

© GSB 5.0 - 2013