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Kassel-Marbachshöhe „Passivhäuser“

(Hessen)

Passivhausstandard im Mietwohnungsbau

In Kassel wurden in Geschosswohnungsbauten mit Passivhaus-Technologie 40 öffentlich geförderte Mietwohnungen realisiert. Das gesamte Projekt wurde wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Blick auf den westlichen BaukörperQuelle: GWG-Kassel

Der Geschosswohnungsbau auf der Marbachshöhe in Kassel (202.000 Einwohner) wurde durch die Initiative CEPHEUS (Cost Efficient Passive Houses as EUropean Standards) der Europäischen Union (EU) gefördert. Ziel von CEPHEUS ist es, die Voraussetzungen für eine breite Markteinführung kostengünstiger Passivhäuser in Europa zu schaffen. Im Rahmen des Programms sollten die technische Durchführbarkeit und die wirtschaftliche Tragfähigkeit in unterschiedlichen Gebäudetypen aufgezeigt werden. Aus diesem Grund wurde der Bau von rund 250 Wohneinheiten im Passivhausstandard in fünf europäischen Ländern unterstützt und wissenschaftlich begleitet.

Projektbeschreibung

Detailansicht des vorgesetzten BalkonsQuelle: GWG-Kassel

Ausgangspunkt für das Projekt war die Absicht der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel (GWG), den Neubau von Sozialwohnungen unter Einsatz innovativer Technologien auf einem ehemaligen Kasernengelände zu realisieren. Um bei diesem Pionierprojekt alle verfügbare Fachkompetenz zu bündeln, wurde frühzeitig ein Bauteam aus ArchitektInnen, Fachingenieurbüros und Generalunternehmer gebildet. Um die Kostenobergrenzen der Wohnungsbauförderung einzuhalten, wurde eine kompakte 3- bis 4-geschossige Bauweise gewählt. In zwei nebeneinander stehenden Baukörpern mit einem "Halbtonnen"- bzw. einem Flachdach, entstanden 40 Wohneinheiten.

Sowohl das Warmwasser als auch die benötigte Restheizwärme wird über Fernwärme bereitgestellt. Eine semizentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung steuert die Frischluftversorgung. Dabei bleiben die Fensterlüftung und die individuelle Regelbarkeit von Lufttemperatur und auszutauschender Luftmenge möglich. Um den Energieverbrauch im Gebäude weiter zu senken, wurde eine Beratung über energieeffiziente Haushaltsgeräte für die BewohnerInnen angeboten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Bedienung der Lüftungsanlage hat sich eine hohe Zufriedenheit der Bewohnerschaft eingestellt. Der Heizwärmebedarf der Gebäude lag, trotz teilverschatteter Lage und fehlender solaroptimierter Orientierung, im ersten Jahr (2000/01) bei ca. 17 kWh pro qm und damit mehr als 80% unter dem eines vergleichbaren, gemäß Wärmeschutzverordnung ’95 erstellten Mietwohnungsbaus.

Projektchronologie

JahrEreignis
1999Baubeginn
2000Fertigstellung und Bezug der Gebäude
2000-2001Messung des tatsächlichen Energieverbrauchs
2001Studie zu Nutzerakzeptanz und -verhalten

Ziele

Detailansicht des vorgesetzten BalkonsQuelle: GWG-Kassel

  • Sozialwohnungsneubau in Passivhaus-Standard
  • Geringe Mehrkosten durch Verwendung der Passivhaustechnologie
  • Untersuchung der MieterInnen-Akzeptanz und des Nutzungsverhaltens
  • Prüfung der Anwendbarkeit des Qualitätsstandards für Passivhäuser in Europa in Bezug auf kostengünstige Planung und Erstellung

Maßnahmen

Frontansicht des westlichen BaukörpersQuelle: Passivhaus Institut, Darmstadt

  • Planung und Realisierung in einem Bauteam
  • Kompakte, kostengünstige Massivbauweise
  • Erhöhte Wärmedämmung der Außenflächen und dreifach verglaste Fenster
  • Versorgung mit Trinkwarmwasser und Restheizung über Fernwärme
  • Beratung der MieterInnen zu energieeffizienten Haushaltsgeräten
  • Möglichkeit zur Fensterlüftung
  • Individuelle Regelbarkeit von Lufttemperatur und auszutauschender Luftmenge

Innovationen

Eckansicht des östlichen BaukörpersQuelle: GWG-Kassel

Das Projekt erbringt den Nachweis, dass der Passivhausstandard auch im öffentlich geförderten Geschosswohnungsbau umsetzbar ist. Beim Einsatz der hocheffizienten Techniken wurden typische Verhaltensmuster der NutzerInnen berücksichtigt. Unterstützt durch ein gezieltes Beratungsangebot, konnten insgesamt 82% Heizwärme gegenüber einem ähnlichen Gebäude in "konventioneller" Bauweise eingespart werden.

Quellen

  • Feist, Wolfgang; Pfluger, Rainer; Passivhaus Institut (2003): Passivhaus-Geschosswohnungsbau Kassel Marbachshöhe. In: Endbericht des Projektes „Kostengünstige Passivhäuser als europäische Standards“ (CEPHEUS). Darmstadt.
  • Volker Oestereich, GWG Kassel (2001): Passivhäuser in Kassel, Marbachshöhe. In: vdw intern 07/08 2001. o. O.

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Kassel "Passivhäuser"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 34131 - Ort: Kassel - Straße: Auguste-Förster-Straße/Julie-von-Kästner-Straße.

Letzte Änderung: 18.09.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 01.06.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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