Jülich „Solar-Campus der FH Aachen“
(Nordrhein-Westfalen)
Solares Bauen für Wohnen, Arbeiten, Forschen und Lehren
Auf dem Erweiterungsgelände der Fachhochschule Aachen sind eine Studentenwohnanlage und zwei Instituts- und Seminargebäude entstanden. Alle Gebäude wurden in Solararchitektur erstellt und sind mit neuester Heiz-, Kühl- und Lüftungstechnologie ausgestattet. Die Umsetzung wurde mit Hilfe neuer Planungsmethoden optimiert.
Kontext
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
Jülich, eine Stadt mit ca. 34.000 Einwohnern nördlich von Aachen, hat mit dem Forschungszentrum Jülich und einer Abteilung der Fachhochschule (FH) Aachen zwei wichtige überregionale Einrichtungen. Der Ausbau der FH machte es Anfang der 1990er Jahre notwendig, neue Verwaltungs- und Institutsgebäude und Wohnraum für Studentinnen und Studenten zu errichten. Der bis dahin monofunktionale Hochschul-Standort konnte so um andere Nutzungen ergänzt werden..
Projektbeschreibung
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
Es entstand die Idee, auf dem insgesamt 14 Hektar großen FH-Erweiterungsgelände ein Demonstrationsobjekt zu errichten. Seit 1997 entsteht der „Solar-Campus“, bei dem der Bau von Wohn-, Büro- und Schulungsgebäuden verbunden wird mit der Erprobung und Präsentation aktueller Solartechnikkonzepte. Alle Gebäude sind nach solararchitektonischen Gesichtspunkten optimiert, der mittlere Wärmebedarf sämtlicher Bauten wurde auf 40 kWh/m² pro Jahr (bezogen auf 2,50 m Raumhöhe) festgeschrieben. Die Wärmeversorgung geschieht über ein übergreifendes System mit Nahwärmenetz, Solarkollektoren und unterirdischem Wärmespeicher.
Die Wohnanlage für 136 StudentInnen wurde in fünf Hausreihen mit unterschiedlichen Bauweisen, Dämmstandards und Haustechnik-Konzepten realisiert.
Ein kreisrundes Auditorium - der „Rundling“ - mit zwei Seminarräumen und einer Bibliothek des Solar-Instituts Jülich (SIJ), wurde in Niedrigenergiebauweise konstruiert. Die Kühlung erfolgt mit Hilfe eines Luft-/Erdwärmetauschers.
Der Seminarraum des zweigeschossigen Büro-, Labor- und Seminargebäudes für Natur- und Ingenieurwissenschaften erhielt eine neuartige Kombination von Tages- und Kunstlichtnutzung, genannt „Fusion Lighting“, das fassadenferne Gebäudeteile belichtet, das Lichtklima verbessert und außerdem Energie einspart. Auf der Dachfläche gesammeltes Regenwasser wird zur Toilettenspülung benutzt.
Eine begleitende Forschung während des Bauprozesses und in den ersten Betriebsjahren erfasst und dokumentiert die technischen Systeme, ihre Qualitäten und Mängel, die Wechselwirkungen zwischen Bauweise, Heiz-, Lüftungs- und Regelungstechnik und Nutzerverhalten, sowie die Wirtschaftlichkeit unter volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Um diese komplexe, anspruchsvolle Bauaufgabe mit zahlreichen Beteiligten effektiv durchführen zu können, wurde die Methode der „integralen Planung“ angewandt. Anders als bei der Abwicklung nach der Honorarordnung der Architekten und Ingenieure, die den Planungsablauf in Einzelphasen zerlegt, wird dabei ein miteinander vernetztes und paralleles Planen aller Beteiligten in Teamarbeit mit übergeordneter Projektsteuerung und Controlling angestrebt.
Projektchronologie
Jahr | Ereignis |
---|---|
1990 | Planung und Beschluss der Hochschulerweiterung |
1993-1998 | Konzeptions- und Planungsphase des „Solar-Campus“ |
1994 | Städtebaulicher Ideenwettbewerb |
1996-2000 | Errichtung von „Auditoriums-Rundling“, Studentenwohnungen und „Naturwissenschaften"-Institut |
1997-2002 | Forschungsprojekt: Vermessung und begleitende Untersuchung der Gebäude des Solar-Campus Jülich |
1997-2002 | Forschungsprojekt: Planung und Koordinierung |
Ziele
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
- Errichtung von Büro- und Schulungsgebäuden und von Wohnraum für StudentInnen
- Aufzeigen des breiten Spektrums der Möglichkeiten des solaren Bauens für unterschiedliche Gebäudenutzungen
- Qualitätssicherung mit Hilfe eines Forschungsprojektes
Maßnahmen
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
- Übergeordnete „integrale“ Planung und Koordinierung der Bauprozesse
- Wärmeversorgung über ein getaktetes Niedrigtemperatur - Nahwärmenetz
- Raumkühlung durch Betrieb eines Luft-/Erdwärmetauschers
- Forschungsbegleitung, Evaluation und Dokumentation
- Öffentlichkeitsarbeit zum solaren Bauen und Durchführung von Fortbildungen für Fachleute (Architekten, Handwerker, Techniker, Ingenieure)
Innovationen
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
Dieses Projekt ist ein gelungenes Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten neuester Technologien in einem breitem Nutzungsspektrum (Wohnen, Arbeiten, Bildung). Im Entwicklungsprozess wurde außerdem erfolgreich ein neuer, kooperativer Planungsansatz, die so genannte „integrale Planung“, erprobt. Durch begleitende Forschung wird die Effektivität der Solar-Technik und des Planungsverfahrens ermittelt. Die gezielte Öffentlichkeitsarbeit führt zu Multiplikatoreffekten.
Quellen
- http://www.sij.fh-aachen.de
- Fachhochschule Aachen, Solar-Institut Jülich, Dr. J. Göttsche u.a. (2001): Vermessung und begleitende Untersuchung der Gebäude des Neubauvorhabens Solar-Campus Jülich.
- Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr, Landesinitiative Zukunftsenergien (o. J.): Leitprojekte. o. O.
- Zentrum für Lern- und Wissensmanagement; RWTH-Aachen (1998): Passivhäuser. Besuch des Solar-Campus der Fachhochschule in Jülich. Aachen.
- Backes, Klaus; Solar-Institut Jülich (2002): Solar-Campus. Dokumentation und Bewertung der Integralen Planung. Jülich. In: http://www.sij.fh-aachen.de
Weiterführendes
Projektstandort auf Google-Maps: [LINK]
Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 52428 - Ort: Jülich - Straße: Heinrich-Mußmann-Straße.
Letzte Änderung: 06.04.2017