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Jülich-Barmen „DORV-Zentrum“

(Nordrhein-Westfalen)

Rückkehr des Dorfladens!

Das DORV-Zentrum Barmen ist ein moderner „Tante-Emma-Laden“. Es bündelt Nahversorgung, Dienstleistungen, sozial/medizinische Dienste, Kommunikation und Kultur. Damit trägt es zur Verbesserung der Lebensqualität insbesondere für immobile Menschen und junge Familien bei.

Kontext

Logo des DORV-ZentrumsQuelle: DORV-Zentrum GmbH

Die Ausgangslage im Jülicher Ortsteil Barmen (1.400 Einwohner) ist eine sehr typische Situation im ländlichen Raum. Die Nahversorgung geht in vielen Dörfern (und mittlerweile auch in vielen Stadtteilen) zurück oder ist teilweise schon nicht mehr vorhanden. Darunter leidet die Lebensqualität, insbesondere für ältere und behinderte Menschen aber auch für Kinder und Jugendliche.

Eine geschlossene Bäckerei, eine Metzgerei, ein Lebensmittelgeschäft und die Schließung der Sparkasse veranlassten die Bürger im Ortsteil Barmen dem Verlust ihrer Nahversorgung entgegenzuwirken. Für viele Bürger Barmens schien es unzumutbar zwei Kilometer bis zum nächsten kleinen Nachbarort bzw. sechs Kilometer bis nach Jülich (33.000 Einwohner) zu gehen, um die Dinge des täglichen Lebens zu besorgen. Öffentliche Verkehrsmittel standen nur mittels eines Busses, der nur einmal in der Stunde fährt, zur Verfügung. Darum war es Ziel der Barmener wieder eine Nahversorgung im Ortsteil herzustellen und die Lebensqualität damit zu erhöhen.

Projektbeschreibung

Blick ins DORV-Zentrum im Bereich der FleischthekeQuelle: Pressefotograf Georg Lukas, Essen

Im ehemaligen Gebäude der Sparkassenfiliale des Ortsteils Barmens schufen die Bürger mit großem Engagement und ohne jegliche finanzielle Unterstützung „Ihren“ neuen Ortsmittelpunkt - das DORV-Zentrum (Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung). Dabei handelt es sich um einen modernen „Tante-Emma-Laden“. Dort werden Nahversorgung, Dienstleistungen, sozial/medizinische Dienste, Kommunikation und Kultur nach dem so genannten „5-Säulen-Modell“ gebündelt. Im DORV-Zentrum bestimmt die Nachfrage das Angebot. Nur wenn die Wünsche der Bürger erfüllt werden, bleiben sie ihrem Laden treu und das Konzept geht auf.

Inzwischen ist das DORV-Zentrum zum Mittelpunkt Barmens geworden und nicht mehr wegzudenken. Neben dem Angebot an Zeitschriften und Schreibwaren gibt es Getränke und Lebensmittel die auch aus der Region stammen. Hinzu kommen Dienstleistungen wie beispielsweise die Paketannahme und Reinigung von Kleidung. Angelegenheiten in Bezug auf Führerscheine und Kfz-Zulassungen lassen sich dort regeln, für die man sonst die 25 Kilometer entfernte Kreisstadt Düren besuchen müsste. Versicherungsvertreter beraten, ein Seniorenhandwerkerdienst lässt sich Aufträge vermitteln und ein Reisebüro legt Prospekte aus.

Als Projekt zur Wiederherstellung der Nahversorgung gestartet hat sich das Profil des DORV-Zentrums ständig weiterentwickelt. Mit dem Umbau einer Wohnung durch ehrenamtliche Helfer zur Praxis, haben die Barmener sogar wieder einen Allgemeinmediziner für den Ortsteil gewinnen können. Auf Nachfragen zur Gestaltung eines Bürgertreffs wurde der Café-Bereich ausgebaut. Nicht zuletzt wurden spezielle Lieferdienste für die ältere und behinderte Menschen eingerichtet. Demnächst wird die Apotheke aus dem Nachbarort eine Rezeptbox im Laden aufstellen, die Medikamente besorgen und ausliefern.

Wer im DORV-Zentrum seine Dienste anbietet, zahlt eine Provision, wie zum Beispiel auch die Sparkasse für den Standort ihres Automaten. Insgesamt bietet der Laden zwei Vollzeitkräften und sechs 400-Euro-Kräften Arbeitsplätze.

Finanziert wurde das Projekt durch die Barmener selbst mittels Bürgeraktien für je 250 Euro, Privatkrediten, und Spenden. Durch den hohen Anteil an Eigenleistung bei den Umbaumaßnahmen kostete das neue Nahversorgungszentrum samt Ausstattung lediglich 100.000 Euro.

Seit kurzem wird die Idee in andere Orte transferiert. Derzeit gibt es 2 weitere DORV-Zentren nach Vorbild Barmens. Weitere sind in der Entstehungsphase (ca. 10 Stück). In allen Orten ist das Thema der Finanzen ein Problem, da es keine Förderung in diesem Bereich gibt. Darum muss erstmal ein zeitaufwendiger Prozess in Gang gesetzt werden, der die Bürger mitnimmt und die langfristigen Vorteile für die Lebensqualität aufzeigt.

Inzwischen prüft ein eigens dazu gebildetes Kompetenzteam gegen Honorar mit einer Basisanalyse die Voraussetzungen für die Einrichtung eines DORV-Zentrums mit konkreten Zahlen bis hin zu Standortvorschlägen und Handlungsempfehlungen. Darauf aufbauend werden gemeinsam mit den Gemeinden weitere Schritte zur Umsetzung erarbeitet. Beispielsweise wurde in Völlinghausen im April 2010 ein weiterer DORV-Laden eröffnet.

Projektchronologie

JahrEreignis
2001/2002Idee und Konzeptentwicklung in Rohform
03/2002Öffentliche Vorstellung im WDR
04-06/2002Informationsbeschaffung, Kontaktaufnahme zu Realisierungen an anderen Orten, Bedarfsanalyse in der Bevölkerung
2003Gründung des DORV-Trägervereins in Barmen
2004Einbindung von Mitbürgern in das Projekt, Machbarkeitsstudie, Partnersuche, Abschlusspräsentation
Sommer 2004Umbau, Ausbau, Einrichtung des DORV-Zentrums, Gründung einer Betreibergesellschaft
09/10.09 2004Eröffnung des DORV-Zentrums Barmen

Ziele

  • Nahversorgung sicher stellen
  • Lebensqualität verbessern
  • wohnortnahe Arbeitsplätze schaffen
  • neue Wege zur Kommunikation und Information nutzen
  • Integration von Neubürgern beschleunigen
  • regionale Identität stiften durch Angeboten von Produkten regionaler Erzeuger (Landwirte, Metzger und Bäcker)
  • Selbstversorgung für immobile Menschen und junge Familien ermöglichen
  • Leben im gewohnten sozialen Umfeld ermöglichen
  • Wohnen und Arbeiten im ländlichen Raum ermöglichen
  • medizinische Versorgung sicherstellen.

Maßnahmen

  • Finanzierung des Projekt durch Bürgerkapital, Spenden und hoher Eigenleistung
  • Umbau einer ehemaligen Sparkassenfiliale zum DORV-Zentrum
  • Wiederherstellung der Nahversorgung, Dienstleistungen, sozial/medizinische Diensten
  • Treffpunkt
  • Kulturangebote
  • Angebote regionaler Erzeuger
  • Stetige Weiterentwicklung des DORV-Zentrums orientiert an der Nachfrage
  • Projektpräsentation
  • Workshops
  • Diverse Informationen in Zeitungen, Funk und Fernsehen

Innovationen

Das DORV-Zentrum hat sich zum Lebensmittelpunkt für alle Bevölkerungsteile im Ort entwickelt. Besonders ist der kontinuierliche Prozess hervorzuheben, in dem sich mit wandelnden Bedürfnissen der Bewohner das Versorgungsangebot verändert und so die Lebensqualität nicht nur durch Nahversorgung steigert.

Das Projekt konnte ohne öffentliche Fördermittel gestartet und betrieben werden. Da es keine Gewinnerzielungsabsicht gibt, müssen lediglich die Kosten erwirtschaftet werden, was bislang gut funktioniert. Die Basis zur wirtschaftlichen Stabilität ist die Verankerung von Dienstleistungen, die zum finanziellen Gelingen beitragen.

Nicht zuletzt sind solche Projekte vom bürgerschaftlichem Engagement abhängig. Dies ist eine "zwingende" Voraussetzung zum Gelingen eines Projektes nach diesem Vorbild.

Quellen

  • DORV-Zentrum GmbH (das Zentrum für Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung), web: http://www.dorv.de/

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Jülich-Barmen "DORV-Zentrum"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 52428 - Ort: Jülich - Straße: Kirchstraße 29.

Letzte Änderung: 10.07.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • DORV-Zentrum GmbH, Kirchstraße 29, 52428 Jülich/Barmen, Telefon : +49(0)2461/995877, Telefax: +49(0)2461/995879
  • Heinz Frey, Geschäftsführer (ehrenamtlich), Prämienstraße 49, 52428 Jülich, Telefon: +49(0)2461/3439595, Telefax: +49(0)2461/3439596, Email: frey@dorv.de
  • Jürgen Spelthann, Projektleiter, Ludwigsallee 1a, 52062 Aachen, Telefon: +49(0)241/4303282, Email: spelthann@dorv.de

Datensatz eingestellt am 19.09.2016 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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