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Hamm „Gewerbepark Sachsen“

(Nordrhein-Westfalen)

Ökologischer Gewerbepark auf Bergbaubrache

Bis 1976 wurde auf der Zeche "Sachsen" in der Stadt Hamm, Kohle gefördert. Anfang 1980 wurden die aus der Bergaufsicht entlassenen Flächen von der Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen (LEG NRW) erworben. Im Stadtteil Heessen, in Randlage zur Innenstadt, stand somit eine 50 Hektar große Industriebrache zur Verfügung, die die Stadt Hamm für die Entwicklung eines ökologischen Gewerbeparks nutzte.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Zeche Sachsen 1976Quelle: FIRU mbH

Seit 1914 wurde auf dem Areal der Zeche „Sachsen“ Steinkohle gefördert. Nach Stillegung der Zeche im Jahr 1976 war es das Ziel, die Brachflächen in das innerstädtische Gefüge aufzunehmen und Planungssicherheit für die künftige Entwicklung zu erreichen.

Aufgrund der geringen Gewerbeflächen in Hamm, war von Beginn an klar, die Fläche zu einem Gewerbegebiet zu entwickeln. Das Areal befindet sich im Nordosten der Stadt Hamm (182.000 Einwohner).

Das Projekt ist im Zeitraum von 1989 bis 1993 als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Städtebau und Wirtschaft“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet worden.

Projektbeschreibung

Blick auf die Alfred-Fischer-HalleQuelle: FIRU mbH

Nach der Schließung der Zeche „Sachsen“ wurde das Gelände von der Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen erworben. Es handelt sich um eine ca. 50 Hektar große Fläche. Auf dem Areal entstand ein ökologisch orientierter Gewerbepark mit einem Grünflächenanteil von 60 %. Der Verkehrsflächenanteil beträgt 6 % und der Gewerbeflächenanteil 34 %.

Die städtebauliche Idee greift den Parkgedanken auf und definiert den Sachsenweg, der das Plangebiet in Ost-West-Richtung durchschneidet, als Haupterschließung und "grünes Rückgrat" des Gebietes.

Der städtebaulichen Konzeption liegt ein einfaches Zonierungsprinzip zugrunde, das weitgehende Flexibilität für die Parzellierung bietet. Dadurch wird die Ansiedlung unterschiedlicher Betriebskategorien möglich: größere Produktionsbetriebe südlich der Haupterschließung, Dienstleistungs- und kleinere Produktionsbetriebe im mittleren Bereich sowie Mischgewerbe und Dienstleistungsbetriebe, kombiniert mit Betriebswohnungen im nördlichen Teil.

Ziele des Gestaltungsrahmenplanes von 1987 sind die ökologische Verbesserung (gesamtstädtisch und gebietsbezogen), die städtebauliche Aufwertung und eine Image-Verbesserung. Ergänzt wurde der Rahmenplan durch ein Gestaltungshandbuch für die Beratung von Architekten und Bauherren. Die ökologische Orientierung für den Gewerbepark schließt das "Ökologische Bauen" sowie den sparsamen Umgang mit Wasser und Energie ein.

Mit der ökologischen Projektausrichtung verbindet sich zugleich ein hoher gestalterischer Anspruch. Die Verwirklichung ökologischer und gestalterischer Qualitätsziele beruht primär auf Freiwilligkeit. Daher ist neben der Information und Beratung von Investoren, die Demonstration der Qualitäten an den öffentlichen Gebäuden wie Gründerzentrum, Schulungsgebäude, Öko-Zentrum und Veranstaltungshalle besonders wichtig. Sie fungieren als Schlüsselprojekte.

Der Gewerbepark steht Unternehmen sowie Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben offen, die im Baubereich tätig sind und deren Produkte, Angebote und Gebäude ökologischen Grundsätzen entsprechen. Die "ökologischen Bausteine" werden privatrechtlich durch Kaufverträge gesichert. An der vorlaufenden Beratung von Interessenten sind städtische Ämter, die LEG das Öko-Zentrum beteiligt. Auf diesem Weg konnten über die Grundstückskaufverträge anspruchsvolle ökologische Zielsetzungen durchgesetzt werden.

Die kooperative Form der Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten ermöglichte eine Vereinfachung und Beschleunigung des Entwicklungsprozesses. Der Entscheidungsfindungsprozess war durch eine hohe Transparenz gekennzeichnet, die die Akzeptanz der Ergebnisse steigerte.

Die Bürgerbeteiligung ging über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus, etwa in Form von Pflanzaktionen und Pflege eines Bauerngartens durch Schulen, Einbindung von Bürgern bei der Anlage eines Aussichtspunktes und Grillplatzes auf einer Haldenfläche. Im Rahmen der Vermarktung des Geländes wurde ein neues Image weg vom Altlastengebiet und hin zum Öko-Park entwickelt.

Projektchronologie

JahrEreignis
1976Stilllegung der Zeche
1980Flächenerwerb durch LEG Nordrhein-Westfalen
1984Bebauungsplan Zeche Sachsen tritt in Kraft
1984-1989Verschiedene Bodenuntersuchungen
1987-1991Städtebaulicher Rahmenplan zur Gestaltung eines ökologischen "Gewerbeparks Sachsen"
1988Auswahl als Standort für ein landesweites Zentrum zur Förderung des ökologisches Bauens
1990-1993Teilnahme am ExWoSt-Forschungsfeld "Städtebau und Wirtschaft"
1990Festlegung als Sanierungsgebiet
1991Aufnahme des Öko-Zentrums NRW in die IBA-Emscher Park
1991Gründung der Öko-Zentrum GmbH & Co. KG (Betreibergesellschaft)
1993Beginn der Grundstücksvermarktung
1993Fertigstellung 1. Bauabschnitt
1993Offizielle Eröffnung des Öko-Zentrums NRW
1994Überarbeitung des städtebaulichen Rahmenplans als Grundlage für Änderung des Bebauungsplans
1994Baubeginn 2. Bauabschnitt
1999etwa die Hälfte der gewerblich nutzbaren Flächen ist bebaut

Ziele

  • Gewerbebrachenwiedernutzung
  • Entwicklung eines Gewerbeparks mit dem Schwerpunkt "ökologisches Bauen"
  • Verbindung von Denkmalschutzkriterien und ökologischem Sanierungskonzept
  • Erprobung neuer Betreiberformen

Maßnahmen

SchulungsgebäudeQuelle: FIRU mbH

  • Städtebauliche Sanierungsmaßnahme
  • Städtebaulicher und grünräumlicher Rahmenplan
  • Wasser- und Energiekonzept
  • Bebauungsplan
  • Gestaltungssatzung
  • Gestaltungshandbuch
  • Investorenhandbuch
  • Erschließungsvertrag
  • Projektorganisation
  • Ämterübergreifender Arbeitskreis
  • Grundstücksverträge zur Sicherung ökologischer Standards im Gewerbebau

Innovationen

Öko-Zentrum NRWQuelle: FIRU mbH

Ein besonders innovatives Element besteht in der ökologisch ausgerichteten Gesamtkonzeption für einen Gewerbepark in Verbindung mit ökologisch orientierten Bauweisen und Leistungsangeboten.

Auf Basis eines offenen Bebauungsplans wurden die ökologischen Standards privatrechtlich durch die Kaufverträge gesichert.

Das Zusammenwirken von Gewerbefirmen und Öko-Zentrum NRW brachte vielfältige Synergien und Standortvorteile für die Unternehmen.

Die Umnutzung der Zeche „Sachsen“ ist ein bedeutender Beitrag zur standortsichernden Wirtschaftsförderung und hat wichtige Impulse zur ökologischen Ausrichtung der Planung in Hamm gegeben.

Quellen

  • BBR (Auftraggeber), FIRU GmbH (Auftragnehmer): Querauswertung von ExWoSt-Modellvorhaben zum Flächenrecycling, 2004 (unveröffentlichter Bericht)
  • Kahnert, R.; Rudowsky, K.: Nachhaltige Entwicklung im Handlungsfeld "Bauen und Wohnen", Wiedernutzung von Brachflächen, Eine Dokumentation von Fallbeispielen, Nr. 144, Stuttgart 1999
  • FIRU: Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH: Experimenteller Wohnungs- und Städtebau, Forschungsfeld Städtebau und Wirtschaft, Themenfeld 1 Brachflächenrecycling und Gebäudewiedernutzung für gewerbliche Zwecke, Endbericht, Berlin 1992
  • http://www.oekozentrum-nrw.de
  • http://www.ruhrgebiet.de

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Hamm "Gewerbepark Sachsen"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 59073 - Ort: Hamm - Straße: Sachsenweg 1.

Letzte Änderung: 11.10.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 08.07.2005 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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