Navigation und Service

Hamburg, Wilhelmsburg „Gewerbeateliers in einer ehemaligen Margarine-Fabrik“

(Hamburg)

Umnutzung von Gewerbebrachen

Der Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg steht vor der Herausforderung, den strukturellen Wandel vom ehemaligen Hafen- und Industriestandort zum hochwertigen Dienstleistungs-, Wohn- und Freizeitstandort zu gestalten. Aufgegebene und untergenutzte Hafen-, Gewerbe- und Industrieflächen in Wasserlage stellen dabei ein besonderes Potenzial für die Stadtentwicklung dar. Die Umnutzung einer ehemaligen Margarinefabrik zu Gewerbeateliers für Kulturschaffende und Existenzgründer erweist sich als eine erfolgreiche Strategie, neue Bewohnergruppen und neue Arbeitsplätze durch Umnutzung des Bestands zu gewinnen.

Kontext

Aufnahme der Umbaumaßnahmen im InnenbereichQuelle: Stadt Hamburg

Der zwischen der Hamburger Innenstadt und dem südlichen Bezirk Harburg gelegene Ortsteil Wilhelmsburg (49.000 Einwohner) ist ein schrumpfender Stadtteil in der wachsenden Stadt Hamburg. Wilhelmsburg liegt auf einer großen Elbinsel, der westliche Bereich ist verkehrlich schlecht an die Innenstadt Hamburg angebunden und steht vor der Herausforderung, die sich aus dem Strukturwandel der Hafenindustrie ergebenden Flächenpotenziale für die Stadtteilentwicklung gewinnbringend einzusetzen. Die Hafenareale und Gewerbegebiete mit ihren Wasserlagen und Kanälen bieten besondere Entwicklungschancen. An den Wasserachsen von Hamburg-Wilhelmsburg befinden sich zahlreiche Brachflächen, die ein großes Potenzial für neue Arbeitsstätten aufweisen. In diesen bisher vernachlässigten Lage bieten die brach gefallenen Flächen vielfältige Chancen, insbesondere für Ansiedlung zukunftsfähiger Dienstleistungs- und Gewerbeunternehmen in Verbindung mit Grün- und Freizeitnutzung.

Projektbeschreibung

Außenansicht der UmbaumaßnahmenQuelle: Stadt Hamburg

Die Umnutzung des Hauptgebäudes der ehemaligen Palminwerke in der Jaffestraße zu Gewerbeateliers eröffnet neuen Nutzergruppen aus dem Bereich der Kulturschaffenden und Kreativen an von wirtschaftlichem Strukturwandel und sozialen Problemlagen geprägten Standort eine neue Wirkungsstätte. Das Gebäude gehörte ehemals zu einem Industrieensemble der großen Margarinefirma Palmin. In Folge weitgehender Kriegszerstörungen ergaben sich vorübergehende Nutzungen als Gewerbehof und Druckerei. Seit 2003 stand das Gebäude leer. Anfragen bei größeren mittelständischen Betrieben blieben ohne Erfolg. Die Eigentümer entschieden sich daraufhin für die Umnutzung des mehrgeschossigen Gebäudes zu so genannten Gewerbeateliers.

Insgesamt sind neun Gewerbeateliers auf einer Fläche von ca. 1.500 m² entstanden. Jedes erstreckt sich über zwei Ebenen mit einem Galeriebereich, die sowohl dem Arbeiten als auch dem Wohnen dienen können. Im Zuge des Umbaus wurde gleichzeitig die Fassade renoviert und das Gebäude neu gedämmt. Die Atelierflächen wurden anfangs für 5.- EUR netto/kalt vermietet. Diese vergleichsweise geringe Miete ermöglichte eine Nutzung durch Kunstschaffende und Existenzgründer. Alle Räume sind vermietet, was auf eine hohe Attraktivität des Raumangebotes schließen lässt. Die neuen Mieter sind Künstler, Handwerker oder Dienstleister (Architekt, Uhrmacher, Maler,…), die den Ort und die Atmosphäre schätzen und gezielt diese Form des Lebens, den Mix aus Wohnen und Arbeiten sowie die Gemeinschaft suchen. Mehrere Neunutzer bringen sich aktiv in den Stadtumbau-Prozess von Wilhelmsburg ein und unterstützen damit den angestrebten Wandel vom Hafen- und Industriestandort zum attraktiven Wohn- und Freizeitstandort. Das Projekt ist Bestandteil einer Entwicklungsstrategie für den Stadtteil, der traditionell eher als Arbeiterviertel galt und inzwischen durch einen hohen Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund geprägt ist. Die Strategie ist in stadtweite Konzepte und Projekte wie dem sog. „Sprung über die Elbe“, der geplanten Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenausstellung 2013 eingebunden.

Das Projekt wurde im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldes „Stadtumbau-West“ gefördert.

Projektchronologie

JahrEreignis
2003Leerstand des Industriegebäudes Jaffestraße 6 wegen Konkurs des Vormieters
2003Start des ExWoSt-Forschungsfeldes Stadtumbau West in Hamburg-Wilhelmsburg
2003Fördermittelvertrag zwischen der Freien Hansestadt Hamburg und dem Eigentümer zum Umbau des Gebäudes, Start der Umbauarbeiten zu Gewerbeateliers
2004Eröffnung der Gewerbeateliers und Vermietung der Nutzungseinheiten

Ziele

Außenansicht der UmbaumaßnahmenQuelle: Hans E. H. Puhst GmbH & Co.KG, Seevetal

  • Erhaltung des markanten Turmbaus der ehemaligen Palmin-Fabrik als Symbol der Industrialisierung
  • Attraktivierung des Stadtteils für neue Bevölkerungsgruppen
  • Unterstützung des wirtschaftlichen Strukturwandels in Wilhelmsburg
  • Schaffung eines „Leuchtturms“, der über die Grenzen Wilhelmsburgs ausstrahlt

Maßnahmen

Außenansicht der UmbaumaßnahmenQuelle: FORUM GmbH

  • Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für Gewerbeateliers zum Wohnen und Arbeiten
  • Umbau eines Altindustriegebäudes
  • Vermarktung und Vermietung

Innovationen

Innenaufnahme des AteliersQuelle: FORUM GmbH

Die Innovation liegt darin, dass Kulturschaffende und Existenzgründer als attraktive Zielgruppen von Stadtumbaumaßnahmen gewonnen werden können und sich als Motoren von Stadtentwicklungsprozessen zur Bewältigung des wirtschaftlichen und sozialen Wandels einbringen. Durch Initiative des Eigentümers wurde ein Nischenangebot geschaffen, das gezielt diese Nachfragergruppen anzieht. Mit sog. Gewerbeateliers in einem baukulturell wertvollen und geschichtsträchtigen Altindustriegebäude wurde das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach ermöglicht. Der Erfolg ist darin zu sehen, dass dies an einem Standort erfolgte, der bisher als wenig attraktiv und stadtentwicklungspolitisch eher als vernachlässigt galt.

Quellen

  • Freie Hansestadt Hamburg: Abschlussbericht zum Pilotvorhaben Hamburg-Wilhelmsburg im ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West 2003 – 2007 (unveröffentlicht)

Weiterführendes

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Stadtumbau West. Stadtumbau in 16 Pilotstädten – Bilanz im ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West. Ausgabe 2008. Berlin/Oldenburg 2008, ExWoSt-Forschungfelds: Stadtumbau West

Projektstandort auf Google-Maps: Hamburg "Gewerbeatelier"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 21109 - Ort: Hamburg - Straße: Jaffestraße 6.

Letzte Änderung: 12.07.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Ali Vardar, Freie und Hansestadt Hamburg, Wexstr. 12, 20302 Hamburg, Tel: (040) 42840-8446, Email: ali.vardar@bsu.hamburg.de
  • Angela Hellenbach, Büro ding.planung, Rütersbarg 64, 22529 Hamburg, (040) 4301236, Email: ding@ding-planung.de
  • Heidi Tillmanns, Firma HANS E.H. PUHST, GmbH & Co. KG, Storchenweg 6, 21217 Seevetal, Telefon (040) 768 00 6- 0, Email: info@puhst.com
  • Bundestransferstelle Stadtumbau West, FORUM GmbH, Erste Schlachtpforte/Schlachte 1, 28195 Bremen, Tel.: (0441) 98059-22, Email: team@forum-bremen.info

Datensatz eingestellt am 13.07.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

Diese Seite

© GSB 5.0 - 2013