Hamburg „Quartier Sachsentor“
(Hamburg)
Business Improvement District
Grundeigentümer und Gewerbetreibende haben sich mit der lokalen Verwaltung zur Erhaltung und Stärkung des Einzelhandelsstandorts Sachsentor zusammengeschlossen. So konnten sie sich gemeinsam für unterschiedliche Maßnahmen engagieren, die zur Verbesserung der Attraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit der Fußgängerzone beitragen. Es entstand ein attraktives Stadtzentrums für Gewerbetreibende, Kunden und Bewohner.
Kontext
Quelle: BID Sachsentor
Das Einzugsgebiet umfasst den Bezirk Bergedorf mit ca. 117.000 Einwohnern sowie die benachbarten Gemeinden mit insgesamt ca. 100.000 Einwohnern. Die Innenstadt von Hamburg ist 15 Kilometer entfernt. Im Bezirkszentrum befindet sich auch das Quartier Sachsentor. Es ist ein traditioneller Einzelhandelsstandort, der sich durch seine historischen Fassaden und durch ein vielfältiges Angebot an Einzelhandelsunternehmen auszeichnete.
In den vergangenen Jahren kam es jedoch zum Verlust von insgesamt 15.000 qm Verkaufsflächen. Das führte dazu, dass sich der Branchenmix verschlechterte. Der unübersehbare Leerstand von Ladenlokalen und Gewerbeflächen führte dazu, dass die Kundenfrequenz deutlich zurückging. Zahlreiche lokale Akteure bemühten sich schon in den letzten Jahren, den Standort aufzuwerten. Allerdings stand den aktiven Mitgliedern eine wachsende Anzahl von „Trittbrettfahrern“ gegenüber.
Projektbeschreibung
Quelle: BID Sachsentor
Den zunehmenden Attraktivitätsverlusten sollte durch ein Business Improvement District Konzept (BID) begegnet werden. Dies erfolgte auf der Grundlage des von der Hamburger Bürgerschaft am 28. Dezember 2004 verabschiedeten „Gesetzes zur Stärkung der Einzelhandels- und Dienstleistungszentren (GSED)“. Es beinhaltet, dass Grundeigentümer und Gewerbetreibende sich gemeinsam mit Vertretern der Verwaltung für Maßnahmen engagieren, die zur Erhaltung und Stärkung von Einzelhandelsstandorten beitragen.
Bereits im Januar 2004 erfolgte die Bildung eines Arbeitskreises und die gemeinsame Ausarbeitung des BID Konzept-Programms in Workshops. Im Rahmen einer ca. einjährigen Initial- und Konkretisierungsphase hat sich der BID Konzept-Arbeitskreis aus Grundeigentümern und Einzelhändlern unter der Moderation des WSB (Wirtschaft und Stadtmarketing für die Region Bergedorf e.V.) und der Beteiligung des Bezirksamts Bergedorf gegründet. Dieser hat die Gebietsabgrenzung und ein Maßnahmen- und Finanzierungskonzept vorbereitet.
Der WSB war als Aufgabenträger eingesetzt und wurde über einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit der Umsetzung des Konzepts bzw. der Maßnahmen betraut und durch eine ehrenamtliche BID Konzept-Lenkungsgruppe, Dienstleistern, Gewerbetreibenden und Verwaltungsmitgliedern unterstützt. Sämtliche Grundeigentümer haben die Möglichkeit, sich aktiv an der BID Konzept-Arbeit zu beteiligen. Eine Satzung regelt die Einzelheiten über Teilnahmemöglichkeiten, Pflichten und Rechte der Lenkungsgruppenmitglieder.
Ermächtigt durch das GSED wurde von allen betroffenen Grundeigentümern für die Laufzeit von drei Jahren eine öffentliche Abgabe von der Stadt Hamburg erhoben und dann für die Durchführung der geplanten Maßnahmen ausgeschüttet. In der BID-Laufzeit wurden dazu insgesamt 150.000 € aufgewendet.
Die Konzeptentwicklung hat im Oktober 2005 als erste öffentlich sichtbare Aktivität mit einer repräsentativen Passantenbefragung begonnen. Daraufhin wurden im ersten Jahr bereits Projekte zur Graffiti-Entfernung und zum Leerstandsmanagement durchgeführt. Inzwischen sind viele Maßnahmen wie z.B. neue Pflasterung, Beleuchtung, Skulpturen, Wasserspiele o.ä. abgeschlossen, die die Attraktivität des Bergedorfer Zentrums für Kunden, Besucher und Bewohner erhöhen. Sie verbessern auch die Rahmenbedingungen für die dort niedergelassenen Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe.
Mit dem GSED konnten die Grundeigentümer eines räumlich begrenzten Gebiet selbst gestalten und auf den innerstädtischen Entwicklungsprozess einwirken. Erstmalig war es dadurch auch möglich, alle Grundeigentümer zur Finanzierung von beschlossenen Aktivitäten heranzuziehen und für alle bezahlbar zu machen. Dies stellte für Bergedorf den richtigen Ansatz dar, um dem Problem von „Trittbrettfahrern“ zu begegnen. Inzwischen hat sich die öffentliche Wahrnehmung des BID Konzept-Gebiets durch die verstärkte Präsenz in den Medien positiv verändert. Darüber hinaus erhält Bergedorf mehr Aufmerksamkeit seitens der Wirtschaft, Verwaltung und lokalen Presse.
Projektchronologie
Jahr | Ereignis |
---|---|
2004 | Auftaktveranstaltung aller Grundeigentümer mit Gründung des Initiativkreises BID Bergedorf |
01/2005 | Gesetz zur Stärkung der Einzelhandels- und Dienstleistungszentren (GSED) tritt in Kraft |
08/2005 | Anerkennung des Gebietes am Sachsentor als BID District |
10/2005 | Beginn der Konzeptentwicklung; repräsentative Befragung unter den Passanten; Bestandsaufnahme; Start von Projekten |
09/2006 | Eröffnung eines Info-Punkts |
Ziele
- Verbesserung der Attraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit der Bergedorfer Fußgängerzone vom Mohnhof bis zum Serrahn
- Schaffung eines einladenden und prosperierenden Stadtzentrums für Gewerbetreibende, Kunden und Bewohner
Maßnahmen
- Konzept zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Stärkung des Einzelhandels
- Graffiti-Entfernung/Verhinderung
- Visualisierung von Bergedorfs Geschichte durch einen Geschichtslehrpfad
- Verbesserung des Erscheinungsbildes der Einkaufsmeile mit neuer Pflasterung, Beleuchtung, Skulpturen, Wasserspielen u.ä.
- Informationspool für Eigentümer und Mieter zum Umgang mit Leerständen (Flächenmanagement)
- Informationssystem als Orientierungshilfe (Passanten-Leitsystem)
Innovationen
Eine Besonderheit des Projektes liegt in der Hamburger Gesetzesinitiative. Diese ermöglicht es Grundeigentümern und Gewerbetreibenden eigenverantwortlich Maßnahmen zur Aufwertung und Verbesserung des Einzelhandelsstandortes Sachsentor zu ergreifen und umzusetzen.
Selbstorganisation und Finanzverantwortung sind leitende Motive des BID. Das Konzept sorgt für eine gerechte Lastenverteilung auf alle Schultern und enge Kooperation mit der Bezirksverwaltung. Diese neuartige Träger- und Finanzierungskonstruktion hat den „Bereich Sachsentor“ zu einem attraktiven Einzelhandelsstandort werden lassen. Er zeichnet sich heute durch seine aufgewerteten historischen Fassaden und sein vielfältiges Angebot aus. Das Quartier hat sich zu einem beliebten Ort für Kunden, Besucher und Bewohner entwickelt und gilt als gute Adresse für Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen.
Quellen
- Veröffentlichung: Lebenswerte Innenstädte - Initiativen, die bewegen! Gute Beispiele für Projekte und Initiativen der Innenstadtentwicklung, Herausgeber: BMVBS/BBR, Bonn 2007, Lebenswerte Innenstädte - Initiativen, die bewegen!
Weiterführendes
Projektstandort auf Google-Maps: Hamburg "Quartier Sachsentor"
Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 21029 - Ort: Hamburg - Straße: Sachsentor 52.
Letzte Änderung: 05.07.2017