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Guben „Wohnkomplex IV“

(Brandenburg)

Begleitung des Stadtumbaus durch intensive Öffentlichkeitsarbeit

Die Stadt Guben befindet sich in einem umfassenden Stadtumbauprozess. Die Stadt betreibt eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um Interessierte in diesen Prozess einzubinden und über Aktivitäten der Stadt, Planungsstände und konkrete Maßnahmen zu informieren. So soll eine positive Einstellung in der Bevölkerung zum Stadtumbau erreicht werden.

Kontext

Blick auf Abrissmaßnahmen von Gebäuden im Wohnkomplex IVQuelle: Stadt Guben

Guben ist eine Kleinstadt direkt an der deutsch-polnischen Grenze mit historischem Ortskern in Polen (Gubin). Die wirtschaftliche Basis der Stadt bildeten seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Textilbetriebe, die nach der deutschen Vereinigung bis auf wenige Ausnahmen die Produktion einstellen mussten.

Im Jahre 1990 lebten ca. 33.000 Menschen in Guben. 2010 waren es weniger als 20.000. Für das Jahr 2030 wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang auf unter 18.000 Einwohner prognostiziert. Der Wohnungsleerstand lag bereits 2001 bei 21%. Bis zum Jahr 2015 wurde von einem Rückbaubedarf von 2.300 bis 2.800 Wohneinheiten ausgegangen. Im integrierten Stadtentwicklungskonzept hat die Stadt Guben zusammen mit den beiden großen Wohnungsunternehmen 1.586 Wohnungen adressscharf für den Rückbau ausgewählt. Die Abrissmaßnahmen konzentrierten sich überwiegend auf den sogenannten Wohnkomplex IV, der in den 1980er Jahren in industrieller Bauweise errichtet wurde. Dabei hat die Stadt im Rahmen des Stadtumbauprozesses besonderen Wert auf Beteiligung und die kontinuierliche Information der Bewohner gelegt.

Projektbeschreibung

Aufgewertete Flächen im Wohnkomplex IVQuelle: Stadt Guben

Die Informationsvermittlung über geplante Maßnahmen im Rahmen des Stadtumbaus erfolgte im Wesentlichen über Einwohnerversammlungen und Informationshefte. Beides wurde mit hohem Aufwand betrieben und über Städtebaufördermittel finanziert. An den Bürgerversammlungen nahmen regelmäßig der Bürgermeister, Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen und die zuständigen Verwaltungs-, Planungs- und Marketing-Fachkräfte teil. Dabei wurden die geplanten Maßnahmen vorgestellt und mit den Bürgern diskutiert. In Informationsheften wurden alle Planungen und Realisierungen dargestellt. Ebenso wurden Maßnahmen und Projekte im Zusammenhang mit dem Thema Stadterneuerung und „Stadt 2030“ aufgeführt, damit die Bürger einen Einblick in die gesamtstädtische Entwicklung bekommen konnten.

Zusätzlich wurden Workshops zu konkreten Einzelprojekten und der Fortschreibung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes durchgeführt. Neben dem Bürgermeister und zuständigen Verwaltungsmitarbeiter nahmen interessierte Bürger sowie Vertreter aus Wirtschaft, Ver- und Entsorgung und Kommunalpolitik teil.

Bei anstehenden Abrissmaßnahmen verfolgt die Stadt seit Beginn des Stadtumbaus eine einheitliche Informationsstrategie. Zunächst findet eine Informationsveranstaltung für den gesamten Stadtteil statt. Anschließend werden die betroffenen Mieter in einer Veranstaltung detailliert informiert. Darauf folgen Einzelgespräche zwischen Mietern und Vermietern, an denen ein Stadtumbaumanager beratend teilnimmt. Den Bewohnern werden die Umzugskosten erstattet, entweder der Umzug durch eine Spedition oder ein Umzugsmietwagen plus Umzugspauschale. Bei der Ausstattung der Umsetzwohnungen werden die Interessen der Umzugsbetroffenen in jedem Einzelfall berücksichtigt. Vor allem für Haushalte mit geringem Einkommen sind dies wirksame Anreize, in den Umzug einzuwilligen.

Projektchronologie

JahrEreignis
2002integriertes Stadtentwicklungskonzept
2002-2004Abriss von 1.300 Wohnungen
Seit 2002regelmäßige Informationsveranstaltungen und Herausgabe von Bürgerinformationsheften

Ziele

  • Information der Bürger über Rückbau- und Aufwertungsmaßnahmen
  • Beteiligung der Bürger an der Erarbeitung und Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes
  • Schaffung einer positiven Einstellung der Bevölkerung zum Stadtumbau

Maßnahmen

  • Persönliches Engagement des Bürgermeisters
  • Einwohnerversammlungen
  • Bürgerinformationshefte
  • Workshops zu konkreten Einzelprojekten
  • Erarbeitung und Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes
  • Intensive Kooperation zwischen der Stadt und den Wohnungsunternehmen
  • Informationsveranstaltungen
  • Einzelgespräche mit den betroffenen Mietern
  • Begleitung durch einen Stadtumbaumanager

Innovationen

Die intensive Öffentlichkeitsarbeit hat eine positive Einstellung der Bewohner zum Stadtumbau in Guben geschaffen. In Informationsveranstaltungen und Workshops konnte den Bürgern die Notwendigkeit der Umbaumaßnahmen vermittelt werden. Die kontinuierliche und breite Öffentlichkeitsarbeit hat zur Identifikation der Bürger mit den Stadtentwicklungszielen beitragen. Dies wird durch eine im Rahmen der Evaluierung des Programms Stadtumbau Ost durchgeführte Bürgerbefragung bestätigt.

Nicht zuletzt erfolgten die Abriss- und Aufwertungsmaßnahmen, aufgrund der guten Abstimmung zwischen der Stadt und den Wohnungsunternehmen, einvernehmlich und zügig. Der Erfolg ist letztlich auch auf das starke Engagement des Gubener Bürgermeisters zurück zu führen, der das Thema Stadtumbau zur Chefsache erklärt hat und den Stadtumbau mit den Bürgern zu einem der wichtigsten Handlungsfelder im Rahmen der Stadtentwicklung gemacht hat.

Quellen

  • Stadt Guben (Hrsg.) (2002): Bürgerinformation zur Stadtentwicklung in Guben. Schwerpunktthema: Stadtumbau – Planungen für den WK IV, Heft 1. Guben.
  • Stadt Guben (Hrsg.) (2003): Bürgerinformation zur Stadtentwicklung in Guben. Schwerpunktthema: 1 Jahr Stadtumbau im WK IV – Ergebnisse und Ausblick, Heft 2. Guben.
  • Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung/Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) (2009): Bürgermitwirkung im Stadtumbau Ost. Reihe Forschungen, Bonn

Weiterführendes

  • Land Brandenburg (Hrsg.) (2003): Städtebauförderung aktuell. Newsletter für das Land Brandenburg, Ausgabe 3. Potsdam.

Projektstandort auf Google-Maps: Guben - Wohnkomplex IV

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 03172 - Ort: Guben - Straße: Corona-Schröter-Straße .

Letzte Änderung: 03.07.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 19.02.2010 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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