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Görlitz „Östliche Nikolaivorstadt“

(Sachsen)

Aufwertung eines innerstädtischen Quartiers

In Görlitz wurde ein innerstädtisches Quartiers durch den Einsatz von Investoren und privaten Kleineigentümern aufgewertet.

Kontext

Quartier Am Hirschwinkel vor dem UmbauQuelle: Toscano GmbH, Görlitz

Die Stadt Görlitz hat aufgrund ihrer Lage an der deutsch-polnischen Grenze eine besondere Brückenfunktion zwischen Ost und West. Seit Jahrzehnten ist die Einwohnerzahl der Stadt rückläufig. 1989 lebten noch ca. 78.000 Bürger in der sächsischen Mittelstadt. Heute sind es nur noch ca. 57.000 Einwohner (Stand 2008). Folglich hat die Stadt mit einer sehr großen Leerstandsproblematik zu kämpfen. Alle Stadtteile, sowohl im Altbau- als auch im Neubaubestand sind betroffen.

Die östliche Nikolaivorstadt, die in unmittelbarer Nähe zur historischen Altstadt liegt, wies noch Mitte der 1990er Jahre einen Wohnungsleerstand von rund 70% auf. Die vorwiegend gründerzeitliche Bausubstanz befand sich größtenteils in einem ruinösen Zustand und führte zu einem negativen Image des Stadtteils. Mittlerweile ist es der Stadt Görlitz in Zusammenarbeit mit privaten Einzeleigentümern sowie Investoren und Bauträgern gelungen, das Quartier zu revitalisieren.

Projektbeschreibung

Quartier Am Hirschwinkel, vor dem Abschluss der BaumaßnahmenQuelle: Toscano GmbH, Görlitz

Die Aufwertungsmaßnahmen in der östlichen Nikolaivorstadt begannen 1999 im Teilgebiet Rothenburger Straße/Große Wallstraße.

In einem ersten Schritt hatte ein Investor mehrere benachbarte Grundstücke mit teilweise ruinösen Gebäuden und größeren Baulücken erworben. Die Grundstücksstruktur wurde neu geordnet. So war es möglich auf dem Areal Wiederauf- und Neubaumaßnahmen mit den gebietstypischen kleinteiligen Hausstrukturen durchzuführen. Das städtebauliche Konzept sah dabei Baustrukturen für innerstädtische Einfamilienhäuser mit einer Gartenfläche von etwa 200 m² vor.

In einem zweiten Schritt erfolgte der Verkauf der Grundstücke mit einer Bauverpflichtung. Überwiegend wurde an selbstnutzende Familien verkauft. Einige Mehrfamilienhäuser wurden von Bauträgern entwickelt. Zur Sicherung der städtebaulichen Ziele für das Quartier schloss die Stadt Görlitz mit den Grundstückseigentümern städtebauliche Verträge. Grundlage war ein städtebaulicher Entwurf. Inzwischen sind im Teilgebiet Rothenburger Straße/Große Wallstraße alle Grundstücke bebaut. Es sind sieben kleine Stadthäuser mit PKW-Stellflächen sowie eine gemeinschaftlich genutzte Grünanlage entstanden.

Seit 2004 wurde im Teilgebiet Große Wallstraße/Am Hirschwinkel ein weiteres Areal entwickelt. Auf dem ca. 5000 m² großen Gelände entstand nach Abriss eines Gewerbekomplexes ein neues Wohngebiet. Wiederum erwarb ein privater Investor die vorhandenen Grundstücke um diese neu zu strukturieren. An die Sanierung und Bebauung schloss sich der Verkauf der bereits vorhandenen Gebäude und der neu ausgewiesenen Grundstücke an. Auch in diesem Fall sind die Käufer größtenteils Eigennutzer. Inzwischen ist die bauliche Umgestaltung dieses Areals abgeschlossen.

In beiden Teilgebieten wurden die noch vorhandenen Altbauten bzw. Gebäudereste nach Möglichkeit saniert und in die neue Baustruktur integriert. Die umfangreichen Bautätigkeiten haben auch zahlreiche Sanierungsmaßnahmen im gesamten Quartier ausgelöst. Dank dieser Synergieeffekte ist die östliche Nikolaivorstadt, insbesondere bei jungen Familien, zu einem sehr beliebten Wohnquartier avanciert, das inzwischen einen erheblich reduzierten Wohnungsleerstand von nur 5% aufweist.

Projektchronologie

JahrEreignis
1999 bis 2003
Aufwertungsmaßnahmen im Quartier Rothenburger Straße/ Große Wallstraße: Grundstücksneuordnung, Sanierung, Wieder- und Neubebauung, Grundstücks- und Immobilienverkauf
Seit 2004
Entwicklung des neuen Wohnquartiers Große Wallstraße/ Am Hirschwinkel auf ehemaliger Gewerbebrache: Abriss, bauliche und städtebauliche Neustrukturierung, Grundstücks- und Immobilienverkauf
2008 Entwicklung des Quartiers Rothenburger Straße/Große Wallstraße und des Quartiers Große Wallstraße/Am Hirschwinkel vollständig abgeschlossen

Ziele

  • Aufwertung und Revitalisierung eines Innenstadtquartiers
  • Reduzierung der immensen Leerstandsquote
  • Imageverbesserung des Stadtteiles
  • Bewahrung der gebietstypischen Baustruktur
  • Förderung neuer Kooperationsformen von Stadt, privaten Kleineigentümern sowie Investoren und Bauträgern

Maßnahmen

  • Städtebaulicher Entwurf des Investors (Toscano GmbH) als Grundlage für die gemeinsame Planung, Genehmigung und Vermarktung der einzelnen Bauvorhaben
  • Städtebauliche Vereinbarung zwischen der Stadt Görlitz und den privaten Eigentümern
  • Grundstücksneuordnung/ -neustrukturierung im Vorfeld der Wiederbebauung
  • Neubau gebietstypischer, kleinteiliger Hausstrukturen nach den städtebaulichen Vorgaben
  • Neubau von Eigentumshäusern und -wohnungen im Innenstadtbereich
  • Sanierung und Einbeziehung von vorhandenen Gebäude(-teilen) und Außenanlagen
  • Quartierseinfriedung am Hirschwinkel mit begrünter Natursteinmauer
  • Vollständige infrastrukturelle Erschließung des Gebietes (Erschließungsstraße, Medienanschlüsse, Beleuchtung, etc.)

Innovationen

Stadthäuser in der östlichen Nikolaivorstadt - Rothenburger StraßeQuelle: Toscano GmbH, Görlitz

Durch das abgestimmte Vorgehen aller beteiligten Akteure ist es gelungen, ein größtenteils leerstehendes, innerstädtisches Wohngebiet in einen attraktiven und beliebten Wohnstandort umzuwandeln. Aufgrund des Engagements der Investoren und der intensiven Kooperation der Stadt mit den privaten Akteuren konnten, auch abseits größerer Fördermaßnahmen, die Neustrukturierung der beiden Quartiere und umfangreiche Bauvorhaben realisiert werden. Der Verkauf von Wohnungen oder Bauland an private Eigentümer, insbesondere an Selbstnutzer, hat ebenfalls zur stärkeren Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtgebiet beigetragen.

Durch die umfangreichen Aufwertungsmaßnahmen konnten auch benachbarte Privateigentümer zu Sanierungen ermutigt werden und zum Imagewandel im Stadtteil beitragen. Damit hat die erfolgreiche Entwicklung eines kleinen innerstädtischen Teilgebietes deutlich zur Revitalisierung der gesamten Görlitzer Innenstadt beigetragen.

Quellen

Weiterführendes

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 02806 - Ort: Görlitz - Straße: Große Walstraße .

Letzte Änderung: 12.12.2013

Zusatzinformationen

Akteure

  • Toscano GmbH, Jakob-Böhme-Straße 8, D-02826 Görlitz, Hagen Aye, Tel. 03581 / 41 79 66, Fax 03581 / 41 79 60, E-Mail: Info.GR@toscano-gmbh.de, Web: http://www.toscano-gmbh.de
  • Stadtverwaltung Görlitz, Frau Werner, Dezernat II: Ordnung / Sicherheit / Bau, Bauverwaltungsamt, Sachgebiet Stadtsanierung, Tel. 03581/ 67-2118, E-Mail: an.werner@goerlitz.de

Datensatz eingestellt am 27.05.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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