Navigation und Service

Gelsenkirchen-Schalke-Süd „Bahnhof“

(Nordrhein-Westfalen)

Zwischennutzung von Brachflächen

Die Nutzung des innenstadtnah gelegenen Güterbahnhofs in Schalke-Süd wurde aufgegeben. Ziel der Stadt Gelsenkirchen ist es, die 15 Hektar große Brachfläche als qualitätvolles Wohngebiet zu entwickeln. Aufgrund der Nachfragesituation kann diese Entwicklung nur mittelfristig und schrittweise erfolgen. Auf einer neun Hektar großen Teilfläche erfolgt eine attraktive freizeit- und freiraumbezogene Zwischennutzung.

Kontext

Luftbild des ProjektgebietsQuelle: Stadt Gelsenkirchen

Als Teil des Ballungsraums Rhein-Ruhr und der nördlichen Emscherzone befindet sich die Stadt Gelsenkirchen seit den 1960er Jahren in einem wirtschaftlichen Strukturwandel. Die Folgen sind u.a. ein kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang von ehemals ca. 400.000 auf heute ca. 270.000 Einwohner sowie eine hohe Arbeitslosigkeit. Der Strukturwandel stellt Gelsenkirchen vor die Aufgaben, Industriebrachen neu zu ordnen, Wohnungsangebote der Nachfrage anzupassen und die Innenstadt zu stärken. Mit der Neuordnung des brach gefallenen Güterbahnhofs Schalke-Süd bietet sich die Möglichkeit, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Projektbeschreibung

Sommerfest auf BahnbrachengeländeQuelle: Stadt Gelsenkirchen

Der ehemalige Güterbahnhof Schalke-Süd umfasst eine Fläche von 15 Hektar und befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Gelsenkirchener Innenstadt. In wenigen Gehminuten sind wichtige Versorgungs-, Infrastruktur- und Freizeiteinrichtungen zu erreichen. Die Stilllegung des Areals, auf dem 2007 nur noch ein Gleis betrieben wurde, wird mittelfristig angestrebt. Das Gelände befindet sich im Eigentum von zwei Gesellschaften. Die größere, ca. neun Hektar große Fläche, gehört der aurelis, einem Tochterunternehmen der West LB und der Deutschen Bahn AG. Eine zweite Teilfläche ist in Besitz eines Speditionsunternehmens, das 2005 seinen Standort aufgegeben hat und 2007 auf der Basis eines rechtskräftigen Bebauungsplans, der im Endzustand 350 Wohneinheiten vorsieht, mit den Vorbereitungen für die Bebauung begonnen hat.

Eine Entwicklung des Wohnquartiers ist nur auf mittlere Sicht und in getrennten Bauabschnitten zu realisieren. Vor diesem Hintergrund wurde für die neun Hektar große Fläche der aurelis ein Konzept erarbeitet, das eine qualitätsvolle Nutzung als zeitlich befristete Freifläche vorsieht und sowohl zur Adressenbildung des geplanten Quartiers als auch zur Steigerung der Wohnqualität benachbarter Stadtteile dient. Das Gelände wird damit insbesondere Kindern und Jugendlichen zugänglich. Mit geringem finanziellen Aufwand werden kreative Freizeitnutzungen und auf der ehemaligen Gleistrasse ein Grünzug angelegt.

Das Zwischennutzungskonzept wurde unter intensiver Bürgerbeteiligung in Form von Workshops und Versammlungen entwickelt. Die Erarbeitung wurde begleitet von ersten Umsetzungsaktivitäten wie einer Pflanzaktion mit Schulklassen. Nach der Baugenehmigung für eine befristete Nutzung als Sport- und Freizeitanlage konnten ab 2007 erste Spielfelder, befristet nutzbare Kleingärten und Teile des Grünzugs angelegt werden.

Die Zwischennutzung basiert auf einem Gestattungsvertrag, der die Dauer der Zwischennutzung in mehreren Abschnitten und die Rechte und Pflichten der Flächeneigentümer und der Stadt regelt. Grundlage ist die kostenfreie Überlassung des gereinigten Geländes an die Stadt durch den Eigentümer für die Dauer der geplanten öffentlichen Nutzung.

Projektchronologie

Zwischennutzung der Flächen als MietergärtenQuelle: Stadt Gelsenkirchen

JahrEreignis
Bis 2005
Aufgabe der Nutzung als Güterbahnhof und Speditionsgelände
2005
Bebauungsplanbeschluss
2005
Pflanzaktion mit Schulklassen
2006
Workshop zur Zwischennutzung
2006 Gestattungsvereinbarung zwischen der Stadt und der Flächeneigentümerin
2006 Beginn der Zwischennutzung
2007Realisierung von zeitlich befristeten Sportanlagen, Kleingärten und Teilen eines Grünzugs

Ziele

Zwischennutzung der Flächen als MietergärtenQuelle: Stadt Gelsenkirchen

  • Stärkung der Innenstadt
  • Wiederbelebung einer zentrumsnahen Brache
  • Adressenbildung für ein geplantes Wohngebiet
  • Stärkung der Wohnqualität eines innenstadtnahen Bereichs
  • Intensive Beteiligung von Bewohnern
  • Sensibilisierung für temporär befristete Lösungen als neue städtebauliche Aufgabenstellung

Maßnahmen

Kinderbeteiligung bei PflanzaktionQuelle: Stadt Gelsenkirchen

  • Gestattungsvertrag
  • Planungsworkshops mit Bewohnern
  • Umsetzungsaktionen mit Bewohnern
  • Anlage von zeitlich befristeten Kleingärten
  • Anlage von zeitlich befristeten Spiel- und Sportflächen
  • Realisierung von Teilen eines Grünzugs

Innovationen

Blick auf eine Gruppe junger Mädchen im sogenannten MädchengartenQuelle: Stadt Gelsenkirchen

Unter den Bedingungen zeitlich gestreckter und schrittweiser Stadtumbauperspektiven ist ein Gestattungsvertrag die geeignete formelle Form für die Kooperation mit dem Eigentümer bei der Zwischennutzung von Brachflächen. So wurden in Schalke-Süd Teilflächen wieder für die öffentliche Nutzung zugänglich gemacht. Es ist gelungen Aufmerksamkeit auf die wieder gewonnene Fläche zu lenken und die Wohn- und Freizeitangebote für Bewohner zu verbessern.

Quellen

  • Stadt Gelsenkirchen: Abschlussbericht im ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West 2003 – 2007 (unveröffentlicht)
  • Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg): Stadtumbau in Nordrhein-Westfalen – Projekte, Ansätze, Erfahrungen. Düsseldorf 2007.

Weiterführendes

Blick auf Bahnbrache mit wilden PflanzenwuchsQuelle: Stadt Gelsenkirchen

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Zwischennutzung und neue Freiflächen – Städtische Lebensräume der Zukunft. Bonn 2004.
  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Stadtumbau West. Stadtumbau in 16 Pilotstädten – Bilanz im ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West. Ausgabe 2008. Berlin/Oldenburg 2008.

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 45881 - Ort: Gelsenkirchen - Straße: Rheinische Straße.

Letzte Änderung: 12.12.2013

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 22.09.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

Diese Seite

© GSB 5.0 - 2013