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Gelsenkirchen „Rheinelbe“

(Nordrhein-Westfalen)

Industriewald Ruhrgebiet

Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park wurden Bergbaubrachen in Waldflächen umgewidmet. Darauf entstehen naturnahe Erholungsräume für Stadtmenschen. Die Öffnung ehemals geschlossener Betriebsgelände für Anwohner und Besucher wird mit der pflegenden Entwicklung durch Förster und ein Ausbildungsprojekt verbunden.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

LuftbildQuelle: Dettmar/Ganser

Die Internationale Bausstellung (IBA) Emscher Park (1989 bis 1999) im Ruhrgebiet hatte neben baulichen und kulturellen Projekten auch den Aufbau einer „grünen Infrastruktur“ zum Ziel. Auf sechs Arbeitsfeldern (Umbau des Emscher-Systems, Arbeiten, Wohnen, soziale Impulse, Industrie-Kultur und Landschaftspark) wurden etwa 120 Einzelprojekte realisiert. Im „Emscher-Landschaftspark“ wurden zahlreiche Industrie- und Bergbaubrachflächen zu neuen Parkanlagen und Grünflächen umgestaltet. In diesem Zusammenhang entstand auch der Industriewald Ruhrgebiet. Von der Forststation auf dem ehemaligen Zechengelände „Rheinelbe“ in Gelsenkirchen (289.000 Einwohner) aus werden mittlerweile zehn dezentrale Areale betreut.

Projektbeschreibung

ReifenQuelle: Tina Hörmann

Da es für einige Brachen keine Nutzungsperspektiven gab – und auch aus finanziellen Überlegungen – entstand zunächst auf drei Flächen des Grundstücksfonds Nordrhein-Westfalen (NRW) das so genannte „Restflächenprojekt“, heute: Industriewald Ruhrgebiet. Die Akteure der IBA Emscher Park konzipierten zusammen mit der Landesforstverwaltung NRW für die Flächen der ehemaligen Zechen „Rheinelbe“ (ca. 50 ha) und „Alma“ (ca. 20 ha) in Gelsenkirchen und das Umfeld der „Zeche Zollverein-Schacht XII“ (ca. 100 ha) in Essen neue Entwicklungsziele. Auf den Flächen von „Rheinelbe“ und „Zollverein“ schufen Künstler mit Skulpturen und Installationen aus Naturstein und Abraummaterial so genannte „skulpturale Orte“ zum Thema „Kunst und Natur“. Das Alma-Gelände, das seit den 1960er Jahren brach liegt und zeitweise als Autorennbahn genutzt wurde, soll nach den Plänen des Projektpartners Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) vor allem dem Arten- und Naturschutz dienen.

Aufgrund der Ausweisung als Waldfläche konnten die Anforderungen an die Altlastenbeseitigung und die Wegesicherungsmaßnahmen stakt begrenzt werden. Dadurch wurden die Gelände mit geringem Aufwand für Anwohner und Besucher zugänglich. Nach dem Konzept der „pflegenden Entwicklung“ werden die Flächen von den Mitarbeitern der Forststation zusammen mit Jugendlichen eines Ausbildungsprojektes in Gelsenkirchen (GABS) gepflegt und im Übrigen der Natur und den unterschiedlichsten Nutzern überlassen.

Der Industriewald Ruhrgebiet ist sukzessive um weitere Großbrachen ergänzt worden und umfasst heute zehn Standorte. Die „Bewirtschaftung“ ist dem Ziel der natürlichen Entwicklung verpflichtet. In diesem Rahmen können die Anwohner Teilflächen aber auch für Naherholung, Sport und Spiel nutzen. Zudem bietet die Forststation Gelsenkirchen Führungen durch Flora und Fauna des Industriewaldes an.

Die Flächen gehören zum Grundstücksfonds des Landes Nordrhein-Westfalen, der durch die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) verwaltet wird. Die LEG hat ihrerseits einen so genannten Beförsterungsvertrag mit dem zuständigen Forstamt Recklinghausen geschlossen. Das Industriewaldprojekt wird mit Mitteln aus dem Ökologieprogramm im Emscher-Lippe-Raum (ÖPEL) gefördert.

Projektchronologie

JahrEreignis
1989Auftakt der IBA Emscher Park
1995Start des Projektes „Restflächen in der Industrielandschaft“
1996Umbau des historischen Schalthauses der Zeche „Rheinelbe“ zur Forststation
1996Ausweisung der Flächen als Wald
1996Kooperationsvertrag zwischen LEG und Forstamt
1999Abschluss der IBA Emscher Park
bis 2006Laufzeit des Projektes
anschl. Weiterführung durch die Landesforstverwaltung NRW

Ziele

TreppeQuelle: Tina Hörmann

  • Erschließung naturnaher Erholungs- und Freiräume in Innenstadtnähe
  • Öffnung geschlossener Flächen für Anwohner und Besucher
  • Bewahrung und Schaffung sozialer Rückzugräume
  • Nutzung der Brachen als Naturspielplatz für Kinder und Jugendliche
  • Kombination von Freiflächenentwicklung, Kunst und Naturschutz
  • Angebot von Rückzugsflächen für Wildtiere und -pflanzen
  • Beschäftigung arbeitsloser Jugendlicher

Maßnahmen

  • Ausweisung als Waldfläche
  • Verzicht auf "übermäßige" Kontrolle
  • Pflegende Entwicklung: notwendige Wegebaumaßnahmen, vereinzelte Pflanzungen, Vegetationsschnitt und -pflege
  • Pflegeverträge mit privaten Eigentümern für angrenzende Flächen
  • Kunstprojekte und Schaffung "skulpturaler Orte" (Rheinelbe und Zollverein)
  • Naturschutzbezogene Pflegemaßnahmen: Entschlammung, Neuanlagen von Amphibienlaichgewässern, Rodung von Pionierwäldern (Zeche Alma)

Innovationen

SchienenQuelle: Tina Hörmann

In diesem Projekt wird ein neuer Umgang mit Industriebrachen erprobt. Die Ausweisung als Waldfläche schafft große Freiheiten in Bezug auf die Wegesicherung und Zugänglichkeit. Mit minimalem Finanzaufwand und durch eine intelligente Flächenausweisung werden neue Freiräume zu innenstadtnahen Waldgebieten entwickelt. Die Kombination von Freiflächenentwicklung, Kunst und Naturschutz eröffnet den Anwohnern, insbesondere den Kindern und Jugendlichen außergewöhnliche Erholungs- und Rückzugräume.

Quellen

  • IBA EmscherPark (Hg.) (1999): IBA '99. Internationale Bauausstellung Emscher Park. Katalog der Projekte 1999. o. O.
  • Dettmar, Jörg / Ganser, Karl (Hg.) (1999): IndustrieNatur. Ökologie und Gartenkunst im Emscher-Park. Stuttgart (Lageplan, Luftbild)
  • Internationale Bauausstellung Emscher Park GmbH (1998): Projekte im Rahmen der IBA Emscher Park in Gelsenkirchen. Gelsenkirchen
  • TOPOS European Landscape Magazine (1999): Internationale Bauausstellung Emscher Park / IBA - a renewal concept for a region. March 26 1999. München

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Gelsenkirchen "Rheinelbe"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 45886 - Ort: Gelsenkirchen - Straße: Leithestraße

Letzte Änderung: 04.10.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Landesforstverwaltung Nordrhein-Westfalen, Forstamt Recklinghausen, Oliver Balke (Förster), Forststation Rheinelbe, Gelsenkirchen, Tel. 0209/14748-44, Fax -45
  • Fachbereich Stadtentwicklung, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, Stadt Gelsenkirchen, Frank Lamfried, Tel. 0209/169-4790, Fax -4260, eMail: frank.lamfried@gelsenkirchen.de
  • Gesellschaft für Arbeitsförderung, berufliche Bildung und Soziokultur (GABS) gGmbH, Gelsenkirchen, Tel. 0209/940610, Fax 0209/9406111 (Ausbildung und Beschäftigung von schwervermittelbaren, arbeitslosen Jugendlichen)
  • LEG Stadtentwicklung GmbH & Co. KG, Stabsstelle Treuhandverwaltung und Vertragsmanagement, Gerhard Nenne, Tel. 0231/4341-259, eMail: gerhard.menne@leg-nrw.de
  • Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) Gelsenkirchen (Zeche Alma)

Datensatz eingestellt am 01.02.2003 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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