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Freiburg-Vauban "Solarsiedlung am Schlierberg"

(Baden-Württemberg)

Einfamilienhäuser mit Energieüberschuss

In Freiburg ist eine Siedlung aus 59 Plusenergiehäusern® entstanden - das sind Gebäude, die mehr Energie erzeugen, als ihre Bewohnerschaft verbraucht. Der Kaufpreis lag dabei, trotz des erhöhten Aufwands, in ortsüblicher Höhe. Zusätzlich wurde ein Büro- und Gewerbegebäude in Plusenergie-Bauweise entstanden, das „Sonnenschiff“.

Kontext

Die Solarsiedlung am Schlierberg liegt in direkter Nachbarschaft zum Vauban-Areal, ca. 3 km von der Freiburger Innenstadt entfernt. Auf dem Gelände der ehemaligen französischen Vauban-Kaserne ist ab 1997 ein neues, nutzungsgemischtes Stadtquartier mit insgesamt 2000 Wohnungen und Gemeinbedarfseinrichtungen für ca. 5000 Menschen entstanden.

Auf dem 38 Hektar großen Gelände wurde in verdichteter Bebauung ein Wohn- und Lebensraum für verschiedene Sozialgruppen geschaffen. Zu den wesentlichen Maßnahmen des sogenannten "Modellstadtteils Vauban" gehören: autoreduziertes Mobilitätskonzept, nachhaltige Wasserbewirtschaftung, energiebewusstes Bauen, Bauabfallmanagement, die Förderung von Baugruppenprojekten und genossenschaftlichem Bauen sowie die Ausgestaltung eines kooperativen Planungsprozesses.

Projektbeschreibung

"In der Solarsiedlung am Schlierberg ist die Zukunft des solaren Bauens und Wohnens im Einklang mit der Natur bereits Realität." - So lautet das Motto des Bau- und Projektträgers "Solarsiedlung GmbH" für diese solarstromproduzierende Wohnsiedlung. Die Maßnahme umfasst 59 Plusenergiehäuser®, die ab dem Jahr 2000 realisiert wurden.

Die Solarsiedlung versteht sich als zukunftsweisendes Pilotprojekt für solares Bauen und Wohnen. Die in Holzkonstruktion errichteten 2- bis 3-geschossigen Gebäude sind in Zeilen nach Süden ausgerichtet und entsprechend den hohen Anforderungen des Passivhausstandards ausgeführt. Eine individuelle Gestaltung, die Verwendung natürlicher Baustoffe und auffälliger Farben geben der Siedlung ein unverwechselbares Aussehen.

Der Projektträger spricht von einer "Plusenergiehaus"-Bauweise, da Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern mehr Strom erzeugen, als die Bewohner der Häuser insgesamt verbrauchen. Die überschüssige Energie wird ins allgemeine Stromnetz eingespeist. Eine Monitoring-Studie der Universität Wuppertal hat einen durchschnittlichen Energie-Überschuss von 36 kWh pro Quadratmeter und Jahr nachgewiesen.

Der optimierte Passivhausstandard und die zusätzliche Energieerzeugung führen zu einer erheblichen Reduktion der Nebenkosten für die Nutzer. Typisch sind etwa 200 € Heizkosten (inklusive Wartungskosten) pro Jahr. Dazu kommen Einnahmen um die 2.000 € aus der Stromeinspeisung.

Die Häuser sind trotz des erhöhten Aufwands laut Angaben des Projektträgers nicht teurer als Wohnungen in vergleichbarer Lage in Freiburg. Ein Drittel der Häuser wird von den Erwerbern bewohnt, ein weiteres Drittel wurde von Einzel-Investoren erworben und vermietet. Das verbleibende Drittel wurde über geschlossene Immobilienfonds, (Erster bis Vierter Freiburger Solarfonds) vermarktet, so dass eine ökologisch vertretbare Anlagemöglichkeit mit niedriger Einstiegsschwelle geschaffen wurde.

Als Abschirmung zur Hauptverkehrsstraße ist das sogenannte "Sonnenschiff", ein Wohn- und Geschäftshaus im Jahr 2006 realisiert worden. Die Wärmeversorgung wird vom Hackschnitzelkraftwerk des Stadtteils Vauban gedeckt.

Projektchronologie

JahrEreignis
März 1994
Satzung für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme "Vauban"
1996
Bebauungsplanaufstellung mit ökologischen Festsetzungen
April 1998 Gründung der Solarsiedlung GmbH
1999
Baubeginn
2000
Leitprojekt der EXPO-Beteiligung der Solarregion am Oberrhein
2006 Fertigstellung der gesamten Siedlung
2009Abschluss der Refinanzierung durch die vier „Solarfonds“ und zwei „Sonnenschiff-Fonds“

Ziele

  • Anwendung von Solararchitektur der jüngsten Generation in umweltschonender Bauweise
  • Reduzierung der Nebenkosten für die BewohnerInnen
  • Plusenergiehäuser® als Einnahmequelle durch die Stromvergütung nach dem "Erneuerbare-Energie-Gesetz" (EEG vom 1.4.2000)

Maßnahmen

  • Verwendung ökologischer Baustoffe (Holzbauweise aus regionalen Waldbeständen, PVC-freie Installation, umweltverträgliche Dämmstoffe)
  • Besonders winddichte und gedämmte thermische Gebäudehülle (Wärmebedarf: 11-14 Kilowattstunden je m² und Jahr)
  • Aktive Lüftung mit Wärmerückgewinnung
  • Photovoltaikanlagen auf den Hausdächern
  • Einrichtung von sechs Immobilienfonds als Anlageform für Kapitalanleger und Mietinteressenten

Innovationen

Diese Solarsiedlung lieferte frühzeitig den Beweis für die Machbarkeit einer "Plusenergiehaussiedlung": eine ökologisch orientierte, energieeffiziente Bauweise in zeitgemäßer Solararchitektur ermöglicht eine positive Energiebilanz. Passivhausstandard und modernste Energietechnik werden mit dem kommerziellen Betrieb von Solarstromanlagen kombiniert.

Quellen

  • http://www.rolfdisch.de
  • Rolf Disch (2002): Ihr Plusenergiehaus. Wohnen mit der Sonne - Solararchitektur der neuen Generation. o. O.
  • Rolf Disch (2001): 1. Freiburger Solarfonds. Immobilienfonds für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen. o. O.
  • fesa e.V. (Hg.) (2002): Die SolarRegion, Zeitschrift für Ökologie und solare Energien 3/2002, darin: Janzing, Bernward: Wohnen mit der Sonne - die Solarsiedlung am Schlierberg. Esslingen
  • n.n.: Plusenergiehäuser auf Dienstleistungszentrum in Freiburg; in: DETAIL 2006/12, S. 1415 – 1419

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Freiburg "Solarsiedlung am Schlierberg"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 79100 - Ort: Freiburg - Straße: Rosa-Luxemburg-Straße 13.

Letzte Änderung: 12.03.2012

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 01.02.2003 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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