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Essen „vom Krupp-Gürtel zum Krupp-Park“

(Nordrhein-Westfalen)

Freiraum schafft Stadtraum

Essen entwickelt sich von einer Industriestadt zu einer modernen Metropole. Unter dem Motto „Freiraum schafft Stadtraum“ nutzt die Stadt nun ihr Freiflächenpotenzial, um Stadtteile und Wirtschaftsstandorte zu durchgrünen, „Wasser in der Stadt“ als Gestaltungselement zu entwickeln und die Stadt landschaftlich mit der Region zu verknüpfen.

Im Rahmen des grünen Strukturwandels wird der Krupp-Gürtel zum Krupp-Park entwickelt.

Kontext

Schwarz-Weiß-Zeichnung mit Blick auf die Krupp-Werke um 1910Quelle: Stadtbildstelle Essen

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Geschichte der Stadt Essen eng mit dem Namen Krupp verbunden. Die Kruppschen Gussstahlwerke prägten die Siedlungsentwicklung Essens in der Vergangenheit entscheidend mit. Die über Jahrzehnte wachsenden Produktionsstätten und Werksanlagen bildeten nach und nach den sogenannten Krupp-Gürtel, ein 230 Hektar großes Areal im Westviertel der Stadt, zwischen Altendorf und Innenstadt gelegen. Auf dem zwischen 1945 und 2007 größtenteils brachliegenden Kerngelände dieses Industrieareals, errichtete die Firma ThyssenKrupp ihren neuen Konzernsitz. Der inzwischen weltweit tätige Stahlkonzern ThyssenKrupp kehrte damit an eine seiner historischen Wurzeln zurück und wurde wichtiger Partner im Strukturwandel der Stadt Essen (582.000 Einwohner). Von dieser Partnerschaft ging ein gewaltiger Impuls für die Entwicklung des Krupp-Gürtels aus. Sie ermöglichte u.a. die Realisierung des Krupp-Parks, der auch Kernelement eines übergeordneten städtischen Freiraumkonzeptes ist.

Projektbeschreibung

Dort, wo einst die Schornsteine der Gussstahlfabrik rauchten, entstand im Auftrag der Stadt der rund 23 Hektar große Krupp-Park als eines der zentralen Elemente im insgesamt 230 Hektar großen Entwicklungsgebiet Krupp-Gürtel. Die Fläche, die nahezu 200 Jahre nicht für die Öffentlichkeit nutzbar war, öffnet sich nun der Stadt und den umliegenden Stadtteilen. Seine Wiedergewinnung als Stadtraum für Wohnen, Wirtschaft, Kultur und Erholung gehört zu den wichtigsten Stadtentwicklungsprojekten in Essen. Mit dem geplanten ThyssenKrupp-Headquarter entstand zeitgleich ein neuer Stadtteiltypus. Das verbindende Element zwischen Krupp-Park und ThyssenKrupp-Headquarter ist der neu geschaffene Berthold-Beitz-Boulevard.

Das Besondere an dem Krupp-Park ist nicht zuletzt seine übergeordnete Einbindung und Herleitung. Die Landschaftsvision „Freiraum schafft Stadtraum“, in der der Krupp-Park einen Baustein darstellt, ist ein umfassender strategischer Ansatz, der darauf abzielt, schrittweise neue urbane Landschaftsstrukturen aufzubauen und vielfältige Lagequalitäten für unterschiedliche städtische Nutzungen zu erzeugen. Zusammen mit den KLA entwickelte die Stadt ein gesamtstädtisches Konzept zur Vernetzung und Entwicklung der Grün- und Freiflächenstrukturen in Essen. Hierbei werden die vorhandenen innerstädtischen Fließgewässer als ideelle Leitlinien (Strahlen) zugrunde gelegt. Entlang dieser Strahlen sollen Freiräume geschaffen werden. Ihre Anbindung an das Umfeld und ihre thematische Inszenierung soll den Planungsprozess in das öffentliche Bewusstsein rücken. Die Revitalisierung des Krupp-Gürtels mit dem Krupp-Park bettet sich ein in dieses übergeordnete „Strahlen“-Konzept. Der Krupp-Park, zu dem KLA ebenfalls den Landschaftsplan entworfen haben, zeichnet sich hierbei als landschaftlich gestaltete, abwechslungsreiche Verbindung zwischen Altendorf und der Stadtmitte aus. Er ist sowohl ein attraktiver Freizeit- als auch ein abwechslungsreicher Business-Treffpunkt, kurz ein pulsierender Ausflugsort für jung und alt.

Ergänzend zu den Landschaftsentwürfen und Konzepten ist im Krupp-Gürtel die städtebauliche Richtschnur der im Jahre 2001 vom Rat der Stadt Essen beschlossene städtebauliche Rahmenplan. Die Notwendigkeit einer abgestimmten städtebaulichen Gesamtkonzeption zur schrittweisen Umsetzung war für die Stadt und ThyssenKrupp Anlass, den Rahmenplan gemeinsam zu erarbeiten. Nicht nur diese Zusammenarbeit zeigt die thematische Breite der Kooperationen. Es wurden auch Stadterneuerung, Grün und Gruga Essen, Presse- und Kommunikationsamt, Umweltamt, Tiefbauamt, Essener Arbeit und Beschäftigungsgesellschaft, Agentur für Arbeit, Wohnungsgesellschaften, Wirtschaftsförderung, Universität Duisburg-Essen, Stadtteilbüro Altendorf beteiligt.

Im August 2009 fand die Eröffnung des etwa 12 Hektar großen, nördlichen Teils des Krupp-Parks mit einem Parkfest statt. Seine Gestaltung wurde der Natur nachempfunden. Es gibt eine hohe Dichte an Bäumen, Wiesen und Lichtungen sowie einen rund neun Hektar großen und bis zu 2,80 Meter tiefen See, der ausschließlich mit Regenwasser des Thyssen-Krupp Quartiers gespeist wird. Aus dem Aushub des Berthold-Beitz-Boulevards ist eine Hügellandschaft entstanden. Der höchste Hügel ragt etwa 12 Meter aus dem Gelände heraus. Es wurden Spielplätze, ein Beach-Volleyballfeld und andere Ballspielplätze sowie Liegewiesen angelegt. Der sogenannte Waldspielplatz wurde von Kindern aus Schulen im Umkreis weitgehend mitgestaltet. Am See gibt es eine Bühne. Unmittelbar dort führt auch der überregionale Fahrradweg auf der Trasse der „Rheinischen Bahn“ vorbei und bindet den Park an das Wegenetz des Ruhrgebiets an. Im südlichen Teil des Krupp-Parks werden noch einmal etwa 11 Hektar Parkfläche hinzukommen. Durch den künftig aus nördlichem und südlichem Teil bestehenden, etwa 23 Hektar großen Park, westlich des Berthold-Beitz-Boulevards, entsteht eines der größten innerstädtischen Erholungsgebiete Essens.

Die Realisierung des Krupp-Parks weckte das lokale Interesse. Akteure schlossen sich im „Arbeitskreis Krupp-Gürtel“ zusammen und haben bereits eine Reihe begleitender Maßnahmen und Projekte angestoßen. Das Projekt „Heimatgefühle“ ist ein Angebot an verschiedenste Akteure, von Schulen und Universität über Verbände und Geschäftsleute bis zu Medien, das neu entstehende Stadtquartier mit zu gestalten und mit Leben zu erfüllen. In einer großen Pflanzaktion haben mehr als 100 Bürger die ersten 1.000 Bäume im Krupp-Park gesetzt.

Beschäftigungspolitische Maßnahmen sind integrale Elemente des Konzeptes, die in Zusammenarbeit zwischen der Agentur für Arbeit, Handwerks- und Baubetrieben und der Grün und Gruga Essen entstanden sind. Um beschäftigungswirksame Effekte mit den Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen zu erzielen, werden mit Hilfe des städtischen Sozialetats spezifische Qualifizierungsmaßnahmen gefördert.

Essen informiert die Öffentlichkeit umfassend über die Veränderungen in ihrer Stadt und animiert die Bürger zum Mitmachen. 66 Wochen lang konnten sich Besucher vor Ort im Infopoint über den Krupp-Gürtel informieren, die Bauarbeiten beobachten und an mehr als 200 Baustellenführungen teilnehmen. Seit der Eröffnung des Nordteils des Krupp-Parks wird diese intensive Informationstätigkeit nun vom Stadtteilbüro Treffpunkt Altendorf weitergeführt..

Die Neuentwicklung des gesamten Krupp-Gürtels wurde erst durch die Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Förderern und Investoren möglich. ThyssenKrupp ist der Hauptinvestor und Entwickler des Headquarters. Mit Unterstützung des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen stärkt die Stadt Essen die infrastrukturelle Erschließung durch den Bau des Berthold-Beitz-Boulevards. Der Krupp-Park wurde ebenfalls mit städtischen Eigenmitteln, mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes gefördert. Auch die Stadtwerke und die Emschergenossenschaft sind an der Finanzierung beteiligt. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat mit einer großzügigen Spende umfangreiche Baumpflanzungen ermöglicht.

Projektchronologie

JahrEreignis
2001Städtebaulicher Rahmenplan
2005/2006Masterplan „Freiraum schafft Stadtraum“
2008Umsetzung von Einzelprojekten wie z.B. „Heimatgefühle“ und „Waldspielplatz“
2009Fertigstellung Krupp-Park Nord
08/2009Feierliche Eröffnung des Krupp-Parks Nord
2010Fertigstellung ThyssenKrupp-Headquarter

Ziele

Gestaltungsanimation des ausschließlich mit Regenwasser gespeisten SeesQuelle: KLA KIPARLANDSCHAFTSARCHITEKTEN, Milano-Duisburg

  • Schaffung neuer Freiräume
  • Neuentwicklung von Stadtquartieren auf Industriebrache
  • Bessere Verbindung zwischen dem Stadtteil Altendorf mit dem Essener Stadtkern
  • Öffentlicher Park als Teil eines Gesamtensembles
  • Aufwertung angrenzender Stadtteile
  • Erzeugung beschäftigungswirksamer Effekte
  • Einbindung unterschiedlicher Träger der Stadtgesellschaft (Bürger, Wirtschaft, Verwaltung) bei Planung und Umsetzung
  • Identifikation der Stadtgesellschaft mit der neuen Stadt
  • Stärkung der Stadt in der Städtekonkurrenz

Maßnahmen

Info-Box der BaumaßnahmenQuelle: bgmr Landschaftsarchitekten

  • Erstellung eines Masterplans
  • Zusammenarbeit von Stadt und ThyssenKrupp sowie vieler weiterer Akteure
  • Vernetzung und Entwicklung der Grün- und Freiflächenstrukturen
  • Revitalisierung des Krupp-Gürtels mit Krupp-Park als Verbindung zwischen dem Stadtteil Altendorf und der Stadtmitte
  • Herstellung der Zugänglichkeit des Geländes für Bürger
  • Anlage des Berthold-Beitz-Boulevard als verbindendes Element zwischen Krupp-Park und ThyssenKrupp-Headquarter
  • Naturnahe Gestaltung des Krupp-Parks
  • Beteiligung der Bürger bei der Entwicklung des Krupp-Parks
  • Pflanzaktion von Bürgern im Krupp-Park
  • Begleitende Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Essen (z.B. Infopoint vor Ort)

Innovationen

Blick auf eine Pflanzaktion von KleingärtnernQuelle: Stadtbildstelle Essen

Das Besondere am Krupp-Park ist seine übergeordnete Einbindung und Herleitung. Die Landschaftsvision „Freiraum schafft Stadtraum“, in der der Krupp-Park einen Baustein darstellt, ist ein neuartiger strategischer Ansatz, der schrittweise neue urbane Landschaftsstrukturen aufbaut, städtische Standorte aufwertet und vielfältige Lagequalitäten erzeugt.

Das im Projekt verankerte Public-Private-Partnership kann als erfolgreiche Kooperationsform strategische Bedeutung für die landschaftsorientierte Stadtentwicklung erlangen. Hervorzuheben ist auch die bewusste Verknüpfung von Standort-, Grünflächen- und Beschäftigungspolitik.

Durch eine vielschichtige und offensive Kommunikationsstrategie gelingt es, relevante Träger der Stadtgesellschaft in den Stadtumbauprozess zu involvieren und ihnen Verantwortung zu übertragen.

Quellen

  • Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) / Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) / Herausgeber: „Renaturierung - als Strategie nachhaltiger Stadtentwicklung“. Zur Dokumentation von Fallstudien in der Reihe Werkstatt:Praxis, Heft 62, Bonn 2009 auf den Seiten des BBSR,
    Renaturierung als Strategie nachhaltiger Stadtentwicklung

    .

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Essen Krupp-Park

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 45143 - Ort: Essen - Straße: Husmannshofstraße

Letzte Änderung: 20.03.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Stadt Essen, Geschäftsbereich 6 A, Betriebsleitung GGE, Simone Raskob, Umwelt- und Baudezernentin, Rathaus, Porscheplatz, 45121 Essen, Tel. 0201-88-88301, Email: Simone.Raskob@gbv6a.essen.de

Datensatz eingestellt am 04.09.2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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