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Essen „Altendorf“

(Nordrhein-Westfalen)

Ein Platz für alle an der Christuskirche

Durch die Umgestaltung des Christuskirchplatzes im Stadtteil Essen-Altendorf verbesserten sich Verkehrssituation und Aufenthaltsqualität für Alt und Jung deutlich. Es entstanden ein neues Zentrum für den Stadtteil und ein urbaner Freiraum für verschiedenste Ansprüche und Altersgruppen.

Kontext

Luftbild des StadtquartiersQuelle: Stadt Essen, Vermessungsamt

Der Stadtteil Altendorf befindet sich am westlichen Stadtrand Essens (588.000 Einwohner), ca. 3,5 km vom Stadtzentrum entfernt. Er gehört zu den Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf (Programmgebiet „Soziale Stadt“). Große brachliegende Gewerbeareale trennen ihn räumlich von der Innenstadt. Soziale Probleme trugen zum ungünstigen Image des Stadtteils bei.

Der Christuskirchplatz liegt in einem verdichteten Wohngebiet mit hohem Anteil an Migranten und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Er bildet mit der Christuskirche die räumliche Quartiersmitte und wird von drei- bis viergeschossigen Wohngebäuden der Gründerzeit und von Nachkriegsbebauung eingefasst.

Das Umfeld und die Platzgestaltung der Christuskirche entsprachen nicht mehr den vielfältigen sozialen Anforderungen der Stadtteilbewohner. Hochbeete und dichtes Gehölz sorgten für eine unübersichtliche Raumsituation. Der Parkplatz war Treffpunkt von Jugendlichen, von denen zum Teil abendliche Ruhestörungen, Belästigungen und auch Bedrohungen ausgingen.

Auch die Verkehrssituation war unbefriedigend. Die in den 1970/80er Jahren nahezu flächendeckend umgesetzten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung hatten für viele Bewohner eine fehlende Belebung am Platz zur Folge. Sie fühlten sich vom umliegenden Stadtraum „abgetrennt“. Es sollten daher Lösungen gefunden werden, den als Angstraum empfundenen Platz wieder zu einem lebendigen Quartiersplatz umzugestalten.

Das Projekt wurde als Fallstudie im Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) ausgewertet.

Projektbeschreibung

Blick auf den neu gestalteten PlatzQuelle: Dipl.-Ing. Helmut Fox, Büro für Freiraumplanung

Der Entwicklungsprozess zur Umgestaltung des Platzes an der Christuskirche wurde von den Bürgern intensiv mitgestaltet, begleitet durch die Universität Duisburg-Essen (Institut für stadtteilbezogene soziale Arbeit und Beratung – ISSAB). In diversen Diskussionen und Veranstaltungen wurden Mängel erkannt, Ideen gesammelt und Ziele formuliert. Die daraus entstandenen „Bausteine“ fügten sich zu einem Gesamtkonzept für das Umfeld Christuskirche zusammen. In gemeinschaftlicher Arbeit zwischen Ämtern der Stadt Essen, einem Landschaftsarchitekten, einem Lichtkünstler und der Kirche wurde das Konzept planerisch umgesetzt. Studentische Ideen und ein Workshop mit der Lenkungsgruppe Altendorf legten schließlich die Planungsgrundlage fest.

Inzwischen ist der Platz multifunktional gestaltet und für verschiedenste Ansprüche nutzbar. Beispielsweise kann er für Rollspiele und kleinere Feste genutzt werden. Er bietet Sitzangebote in unterschiedlichen Höhen und Gestaltungen. Das Gefälle von Süden nach Norden wurde für die Anlage von Stufen genutzt. Sie wirken als trennende und zugleich verbindende Elemente. Baumreihen fassen den mit Platten belegten zentralen Stadtplatz. Markante Bäume wurden erhalten und in die Platzgestaltung integriert. Nördlich grenzt ein grüner Platz mit Spielwiese, Wasser- und Sandspiel an. Den südlichen Abschluss bildet ein Platz mit wassergebundener Decke, einzelnen Spielelementen und Sitzbänken.

Eine sogenannte PPP-Maßnahme (Public Private Partnership) setzte das Lichtkonzept um. Die Installation wurde von der Stadt, die Betriebskosten durch die Kirche übernommen. Der umgestaltete Freiraum zeichnet sich durch seine vielseitigen Bereiche aus, die meist von Kleinkindern, Jugendlichen und Senioren genutzt werden. Den Kirchenvorplatz nutzen auch die Kinder und Jugendlichen der benachbarten Schule intensiv als Aufenthaltsbereich.

Der Christuskirchplatz wurde durchgängig über die Straßenräume hinweg neu gestaltet. Es entstand ein Platz mit urbanem, parkartigem Charakter. Straßenräume trennen nicht mehr, sondern schaffen Verbindungen der Wohngebäude zu den angrenzenden Freiräumen. An der Ostseite wurde der Platz wieder für den Durchgangsverkehr geöffnet.

Projektchronologie

JahrEreignis
1998Bestandanalyse der Freiflächensituation im Quartier; Definition von Einzelmaßnahmen zur Aufwertung des Stadtquartiers; Erstellung eines Handlungskonzepts
2001Anwohnerversammlungen und aktivierende Befragung
2001erste studentische Entwürfe
2001-2003Planungsentwürfe, Workshop der Lenkungsgruppe, Lichtplanung
2004Beschluss der Bezirksvertretung und des Rates der Stadt Essen
2004Informationsveranstaltung für die Bürger
2005Baubeginn
2006Baustellenfest auf dem fertigen Kirchenvorplatz
2007Bauende und Einweihungsfest

Ziele

Blick auf die Fußwegeverbindung am PlatzQuelle: Dipl.-Ing. Helmut Fox, Büro für Freiraumplanung

  • Umgestaltung des Umfeldes an der Christuskirche
  • Zentrum bzw. Treffpunkt für alle Generationen
  • Aufwertung des Stadtteils
  • Gestaltung neuer Freiräume mit unterschiedlichen Funktionsbereichen
  • Förderung des sozialen Miteinanders im Stadtteil
  • Identifikationsbildung der Bewohner mit dem Stadtteil

Maßnahmen

Blick auf den neu gestalteten PlatzQuelle: Dipl.-Ing. Helmut Fox, Büro für Freiraumplanung

  • Aktivierende Befragung unter Mitwirkung der Hochschule
  • Diskussionsveranstaltungen
  • Bürgerbeteiligung
  • Einrichtung von Arbeitskreisen, zu Themen wie Verkehr und Wohnumfeldverbesserung
  • Gesamtkonzept für das Umfeld Christuskirche
  • Umsetzung durch Ämter der Stadt Essen, einen Landschaftsarchitekten, einen Lichtkünstler und die Kirche

Innovationen

EröffnungsfestQuelle: Stadtteilbüro Essen-Altendorf

Mit der Umgestaltung des Platzes an der Christuskirche entstand ein neues Zentrum für den Stadtteil Altendorf und urbaner Raum für verschiedenste Ansprüche und Altersgruppen. Durch Rückbaumaßnahmen und die starke Auslichtung von Gehölzen sowie durch die Umsetzung des Lichtkonzeptes ist es gelungen, die Platzflächen offen zu gestalten. Mit Hilfe des neuen übersichtlichen Raumgefüges konnte das anfängliche Unsicherheitsgefühl der Bewohner aufgelöst werden.

Nicht zuletzt ist es der Beteiligungskultur vor Ort zu verdanken, dass ein Platz von hoher gestalterischer Qualität mit einem offenen, gemischten Angebot für alle Generationen entstanden ist.

Quellen

  • Plan „Umfeldgestaltung“ 1:200, Dipl.-Ing. Helmut Fox, Büro für Freiraumplanung
  • Projekttafeln, Stadt Essen ISSAB Universität Duisburg-Essen, Diakoniewerk Essen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Essen "Altendorf"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 45143 - Ort: Essen - Straße: Röntgenstraße 13.

Letzte Änderung: 17.07.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Stadt Essen, Büro Stadtentwicklung, Rathaus, Porscheplatz, 45121 Essen, Gebietsbeauftragte Essen-Altendorf: Brigitte Liesner, Tel.: 0201/ 88-88715, E-Mail: brigitte.liesner@stadtentwicklung.essen.de
  • Stadtteilbüro Essen Altendorf, Kopernikusstr. 8, 45143 Essen, Torben Koenig, Tel.: 0201/8888776, E-Mail: treffpunkt@altendorf.essen.de.
  • Stadt Essen, Tiefbauamt (Ausführung Straßenbereiche, Plätze und Beleuchtung)
  • Grün & Gruga Essen (Ausführung der Aufenthalts- und Spielbereiche, Grünflächen)
  • Stadt Essen, Amt für Immobilienwirtschaft (technische Ausstattung)
  • Stadtwerke Essen (Erneuerung der Grundleitungen)
  • Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung (ISSAB) der Universität Duisburg-Essen
  • Werbering Altendorf (Mitinitiatoren)
  • Landschaftsarchitekt Helmut Fox (Planung, z.T. Bauleitung und Koordination) Freier Landschaftsarchitekt BDLA, Velauer Str. 74, 45472 Mühlheim, Tel.: 0208 - 370707
  • Architekt und Lichtkünstler Peter Brdenk, Essen
  • Kirche und Bürger/innen

Datensatz eingestellt am 06.11.2008 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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