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Erlangen „Röthelheimpark“

(Bayern)

Militärstandort wird urbaner Stadtteil

Auf einem ehemaligen Militärareal der US-Armee entsteht auf 136 Hektar ein zentrumsnaher Stadtteil für ca. 6.500 Bewohner. Neben Flächen für Gewerbe und Wohnen wurde die Universität Nürnberg-Erlangen auf diesem Gelände erweitert. Ein Stadtteilpark verknüpft mit einem Naturschutzgebiet komplettiert die Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Lernen und Freizeit.

Kontext

LuftbildQuelle: Stadt Erlangen

Erlangen (105.291 Einwohner) sah sich Anfang der 1990er Jahre mit einer erheblichen Abwanderung - vor allem junger Familien - ins Umland konfrontiert. Nach der Ankündigung des US-Militärs im Jahr 1993 die so genannten „Ferris-Barracks“ in Erlangen aufzulösen, begann man mit der Planung eines urbanen, innenstadtnahen Quartiers. Im Jahre 1997 kaufte die Stadt Erlangen dem Bundesfinanzministerium die Konversionsfläche ab. Im neuen Stadtteil „Röthelheimpark“ wurden Flächen für Gewerbe, Handel, Wohnen, Erholung und Hochschule mobilisiert, ohne neue Siedlungsflächen im Außenbereich beanspruchen zu müssen.

Projektbeschreibung

SiedlungQuelle: Stadt Erlangen

Um den gesamten Planungs- und Entwicklungsprozess aus einer Hand steuern zu können, gründete die Stadt die „Projektgruppe Röthelheimpark“. Diese erarbeitete in einem Workshop mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, externen Fachleuten und engagierten Bürgern die Ziele für den nutzungsgemischten Stadtteil. Unter diesen Zielvorstellungen wurde 1994 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgelobt. Der erstplatzierte Entwurf war Grundlage des 1996 vom Stadtrat beschlossenen Rahmenplans.

Zunächst wurden die denkmalgeschützten Gebäude der Kaserne saniert und umgenutzt. Einige beherbergen neue Räumlichkeiten für die Universität Nürnberg-Erlangen, andere wurden in Apartments und Lofts umgewandelt. In räumlicher Nähe zur Hochschule werden Institutionen der Medizin und der Medizintechnik konzentriert.

Vorreiterin dieser Entwicklung ist die Firma Siemens Medical Solutions, die auf dem Gelände eine Fabrik für 2.000 Mitarbeiter, ein Betriebscasino und ein Traingingscenter errichtet hat. Außerdem wurden Gebäude für den Gemeindebedarf, wie Kinderbetreuungseinrichtungen, mehrere Schulen und eine Sporthalle, gebaut bzw. umbaut.

Die erste Wohnsiedlung wurde ab 1997 im Rahmen des „Siedlungsmodelle“-Programms des Landes Bayern gebaut. Es entstanden hoch verdichtete Geschosswohnungsbauten, Reihenhäuser, Atriumhäuser und Punktbauten. Da die PKW-Stellplätze in mehreren Parkpaletten am Siedlungsrand untergebracht sind, wurde die ganze Siedlung autofrei gehalten. In den letzten Jahren ist für weitere Wohnungsbauten Baurecht geschaffen worden.

Die Wohnbebauung grenzt zum großen Teil an einen zentralen, keilförmigen Grünzug. Er verbindet das Stadtteilzentrum mit dem Naturschutzgebiet auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der „Ferris Barracks“. Mit dem daran anschließenden „Buckenhofer Forst“ entsteht so ein Grünraumsystem, das dem Stadtteil einen hohen Freizeitwert gibt.

Die Stadt Erlangen ist als Halterin der Flächen bestrebt, durch eine aktive Steuerung der Entwicklung eine hohe städtebauliche Qualität zu erzeugen und der jeweils aktuellen Marktsituation gerecht zu werden. Im Sinne der dabei notwendigen Flexibilität, werden Bebauungspläne jeweils nur für kleine Teilbereiche des Viertels aufgestellt.

In der Zwischenzeit ist das Gebiet, bis ca. 85%, entwickelt und bebaut.

Projektchronologie

JahrEreignis
1993
Gründung der Projektgruppe Röthelheimpark
1994
Städtebaulicher Ideenwettbewerb
1996
Beschluss des Rahmenplans durch den Stadtrat
1997
Kauf der Konversionsfläche
1997-2003
Umbau von Kasernengebäuden für Universitäts- und Wohnnutzungen
1997
Baubeginn der ersten Wohnsiedlung
2001
Festlegung des Naturschutzgebietes
2002
Eröffnung Stadtteilpark (Grünzug)
2004
Inbetriebnahme Siemenscasino
2008
Einweihung und Eröffnung “Franconiia International School“
Ende 2009 Grundstücksvergabe für das vorerst letzte Wohnquartier

Ziele

Sanierte KasernenanlageQuelle: Stadt Erlangen

  • Entwicklung eines urbanen Stadtteils mit hoher Wohnqualität
  • Nutzungsmischung von Wohnen, Gewerbe, Büros, Dienstleistung, Handel sowie Gemeindebedarfs- und Universitätseinrichtungen
  • Reduktion der Umlandwanderung
  • "Stadtteil der kurzen Wege"
  • Integration der denkmalgeschützten Bebauung in den neuen Stadtteil
  • Einrichtung eines, mit der Umgebung vernetzten, Naturschutzgebiets

Maßnahmen

Randbebauung am GrünzugQuelle: Stadt Erlangen

  • Gründung einer Projektgruppe
  • Städtebaulicher Ideenwettbewerb
  • Städtebaulicher Rahmenplan
  • Umnutzung denkmalgeschützter Kasernengebäude für Universität und Wohnen
  • Anlage eines zentralen Grünzugs
  • Naturschutz für ehemaligen Truppenübungsplatz
  • Verknüpfung der Grün- und Naturschutzflächen mit dem angrenzenden Buckenhofer Forst zu einem großen Naherholungsbereich
  • Kfz-Stellplatzpaletten am Siedlungsrand

Innovationen

Ansicht SiemensgebäudeQuelle: Stadt Erlangen

Mit der Entwicklung des urbanen Stadtteils ist eine konsequente Mischung von Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Bildung, Kultur und Erholung gelungen. Insbesondere die Ansiedlung der Medizintechnikfabrik, die Erweiterung der Universität, sowie der Bau der Modell-Wohnsiedlung haben die räumliche Nähe verschiedener Funktionen gefördert.

Quellen

  • http://www.erlangen.de/de/
  • Stadt Erlangen, Projektgruppe Röthelheimpark (o. J.): Der Röthelheimpark. Eine Konversion - ein neuer Stadtteil. Erlangen
  • Kallmayer, Herbert (1998): Vom Wettbewerb zum Bebauungsplan. Erlangen "Röthelheimpark". In: Oberste Baubehörde im Bayr. Staatsministerium des Innern: Siedlungsmodelle. Ideen - Konzepte - Planungen. München.

Weiterführendes

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 91052 - Ort: Erlangen - Straße: Allee am Röthelheimpark.

Letzte Änderung: 24.06.2015

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 30.06.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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