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Duisburg „Innenhafen“

(Nordrhein-Westfalen)

Stadt ans Wasser

In Duisburg werden ehemalige Hafenareale für Dienstleistung, Freizeit, Kultur und Wohnen umgenutzt. Der Innenhafen ist Prototyp für die neue Hinwendung zum Wasser und Entwicklungsimpuls für die Gesamtstadt zugleich.

Kontext

Der Innenhafen war über ein Jahrhundert lang der zentrale Hafen- und Handelsplatz in Duisburg (ca. 490.000 Einwohner, Stand 2010). Nach dem Niedergang der Getreidemühlen in den 1960er Jahren verlor der Innenhafen jedoch seine wirtschaftliche Bedeutung. Unternehmen wanderten ab, Flächen fielen brach.

Anfängliche Überlegungen, wieder gewerbliche Nutzungen anzusiedeln, wurden angesichts der zentralen Lage des Innenhafens in der Stadt verworfen. Stattdessen wollte die Stadt Duisburg einen Zugang von der Innenstadt zum Wasser schaffen, den das Hafengebiet bislang versperrte.

Projektbeschreibung

Blick auf ein Wohngebäude an einer GrachtQuelle: Rolf Fehr, Innenstadt Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH

Ende der 1980er Jahre wurden erste Schritte unternommen, dem Innenhafen ein neues Gesicht zu geben und zwar: Freilegung der Stadtmauer, Speicherumbau zum „Kultur- und Stadthistorischen Museum“, Wohnungsneubau. Im Jahr 1989 wurde der Duisburger Innenhafen als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher Park aufgenommen. Nun stand der Umbau des gesamten Innenhafens auf der Agenda, - ein ambitioniertes Langfristprojekt außergewöhnlicher Komplexität. Das Wasser sollte gleichsam in die Stadt zurückgeholt, erlebbar gemacht werden und so zu neuer Lebensqualität beitragen.

Zur konzeptionellen Grundlegung dieses Zukunftsprojekts führte die Stadt Duisburg 1990 einen internationalen Wettbewerb für Teams aus Städteplanern, Architekten und Projektentwicklern durch. Aus diesem Verfahren ging schließlich ein Masterplan von Norman Foster mit Treuhandstelle mbH, Landesentwicklungsgesellschaft mbH und Ingenieurbüro Kaiser Bautechnik hervor, - die konzeptionelle Grundlage für die Zukunft des Duisburger Innenhafens. Das Nutzungskonzept sah überwiegend Dienstleistung, Kultur, Gastronomie und Wohnen vor. Einzelhandel war wegen der Nähe zur Innenstadt nicht beabsichtigt, um Unverträglichkeiten mit zentralen Geschäftsstandorten zu vermeiden.

Öffentliche Infrastrukturmaßnahmen waren wirkungsvolle Impulsgeber für die nachfolgenden privaten Investitionen. Dazu gehörten insbesondere die verkehrliche Erschließung, die Hafenpromenade und denkmalgerechte Sanierung hafentypischer Anlagen sowie die Umsetzung eines abgestuften Wasserbewirtschaftungskonzeptes. Am Anfang stand 1996 der Umbau eines ehemaligen Speichers zum „Hafenforum“ am Südufer. Es folgte die Umnutzung weiterer historischer Speicher- und Mühlengebäude für Büros, Kultur und Gastronomie, u. a. der Umbau der „Küppersmühle“ zum Museum für Gegenwartskunst. Zugleich startete der Neubau architektonisch anspruchvoller Büro- und Geschäftshäuser.

Wesentlicher Bestandteil für die Entwicklung zum lebendigen Stadtquartier war der Wohnungsbau. Im Vordergrund stand die Schaffung von hochwertigem und damit auch relativ hochpreisigem Wohnraum. An den neuen Grachten, durch die das Wasser auch in die zweite und dritte Reihe gelangt, sind überwiegend Eigentumswohnungen entstanden. Im Interesse der Vermarktbarkeit, unter Berücksichtigung der Nachfrage in Duisburg, erfolgte der Wohnungsbau schrittweise mit 60 bis 70 Wohnungen pro Jahr.

Um die Qualität bei privaten Baumaßnahmen zu sichern, wurden vor Verkauf der Grundstücke fertige Baugesuchsunterlagen mit Tages- und Nachtansichten der Fassaden eingefordert. Weiterhin enthalten die Kaufverträge privatrechtliche Vereinbarungen zur Ansiedlung urbaner Nutzungen in den Erdgeschosszonen.

Das gesamte Vorhaben wird im Rahmen einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme durchgeführt. Im Jahr 2012 ist das Gesamtprojekt „Duisburger Innenhafen“ bis auf einzelne Hochbaumaßnahmen nahezu realisiert. Nicht umgesetzt werden konnte bislang das Großprojekt „Eurogate“. Dieses kommt als eines der letzen Projekte zur Umsetzung, kleiner als ursprünglich geplant und in mehreren Bauabschnitten.

Projektchronologie

JahrEreignis
1989
Aufnahme des Innenhafens als IBA-Projekt
1990
Auslobung eines internationalen Wettbewerbs
1992
Beschluss des Masterplans
1993
Gründung der Innenhafen Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH
1994-1995
IBA-Zwischenpräsentation
1995
Übernahme des Innenhafens durch die Stadt Duisburg und Eröffnung der Uferpromenade
1996
Fertigstellung des Hafenforums
1998
Bau der „Grachten“
1999
IBA-Endpräsentation; Neubau des Jüdischen Gemeindezentrums; Anlage des Gartens der Erinnerung; Bau einer Fußgängerbrücke
2001
Bau der Marina Duisburg
Seit 2001
weitere Baumaßnahmen privater und öffentlicher Träger
2012 weitgehende Fertigstellung des Gesamtvorhabens

Ziele

  • Anbindung der Innenstadt an die Wasserfront
  • Schaffung eines innenstadtnahen Dienstleistungs- und Wohnstandortes mit Aufenthaltsqualitäten am Wasser als Impuls für die Gesamtstadt
  • Ökonomische und ökologische Revitalisierung des Hafenareals unter Erhalt der typischen Industriearchitektur

Maßnahmen

Blick auf das östliche HafenbeckenQuelle: Innenstadt Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH

  • Internationaler Wettbewerb für Teams aus Städteplanern, Architekten und Projektentwicklern
  • Städtebaulicher Rahmenplan
  • Städtebauliche Sanierungsmaßnahme
  • Aufstauung des östlichen Hafenbeckens
  • Anlage von „Grachten“ zur Regenwassersammlung
  • Ausbau der Uferpromenade
  • Umbau ehemaliger Speicher- und Mühlengebäude
  • Wohnungsneubau (ca. 470 WE)
  • Neugestaltung der Anlegestelle für Fahrgastschiffe
  • Neubau eines Sportboothafens mit 133 Liegeplätzen
  • Neubau einer Fußgängerbrücke

Innovationen

Gracht mit WohnungsbauQuelle: Innenstadt Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH

Mit dem „Duisburger Innenhafen“ ist ein zukunftsorientiertes Projekt der Innenentwicklung in zentraler Lage gelungen. Zwar haben sich einzelne Bausteine abweichend von ursprünglichen Annahmen im Nachhinein als nicht tragfähig erwiesen. Gleichwohl ist in der Gesamtbetrachtung ein außergewöhnlicher Qualitätsgewinn für die Stadtentwicklung in Duisburg erreicht worden. Darüber hinaus bietet der Projektansatz eine Reihe beispielhafter Komponenten für einen nachhaltigen und Qualität stiftenden Umgang mit städtebaulichen Transformationsräumen am Wasser.

Die Einbettung in die IBA Emscher Park hat dazu beigetragen, Ressourcen und Fördermittel für eine konsequente Umsetzung zu bündeln. Die Beteiligung von Investoren in der Wettbewerbsphase ermöglichte einen schnellen Projektstart, indem die Wettbewerbsgewinner exemplarisch Starterprojekte entwickelten.

Quellen

  • Innenhafen Duisburg - Strukturwandel miterleben, Innenhafen Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH (Hrsg.), Duisburg
  • Innenstadt Duisburg, Der Masterplan, Innenhafen Duisburg Entwicklungsgesellschaft mbH (Hrsg.), Duisburg
  • Interview mit Rolf Fehr, Innenstadt Duisburg Entwicklungsgesellschaft GmbH, am 26.08.2010
  • Integrierte Stadtquartiersentwicklung am Wasser auf der Homepage des BBSR Integrierte Stadtquartiersentwicklung am Wasser

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Duisburg "Innenhafen"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 47051 - Ort: Duisburg - Straße: Philosophenweg.

Letzte Änderung: 03.05.2012

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 12.04.2012 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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