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Dresden „Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz“

(Sachsen)

Hochwasserschutz in der Stadterneuerung

Die Stadterneuerung entlang der Weißeritz verbindet Hochwasserschutz und Grünraumentwicklung mit Maßnahmen der städtebaulichen Erneuerung sowie der soziokulturellen und lokalökonomischen Stabilisierung.

Kontext

Fluss Weißeritz im Stadtteil PlauenQuelle: Machleidt + Partner

Die Weißeritz ist Dresdens zweitgrößter Fluss. Seine Mündung wurde Ende des 19. Jahrhunderts 3 Kilometer elbeabwärts verlegt, um die erforderlichen Flächen für die Eisenbahnverbindung zwischen Dresden-Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt zu gewinnen. In der Folgezeit prägten sich die Bereiche beiderseits des Flusses industriell aus. Ein Großteil des Flusslaufes wurde begradigt und durch Steinmauern begrenzt.

Der Strukturwandel seit Anfang der 1990er Jahre brachte erhebliche Funktionsverluste mit sich. Brachflächen, vernachlässigte Grünflächen und öffentliche Infrastruktur in allgemein schlechtem Zustand prägten das Bild des Dresdener Südwestens. Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt Dresden (ca. 510.000 Einwohner, 2010) bereits im Jahr 2000 das „Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz“ geplant und ein integriertes Handlungskonzept für diesen Stadtraum erarbeitet. Das Hochwasser 2002 hatte zur Folge, dass sich die Weißeritz wieder ihr altes Flussbett suchte und die angrenzenden Stadtteile überflutete. Dadurch erlangte das Stadterneuerungsprojekt erhöhte Aufmerksamkeit und die zusätzliche Dimension des Hochwasserschutzes.

Projektbeschreibung

Hinweistafel entlang des GrünzugesQuelle: Machleidt + Partner

Das Stadtteilentwicklungsgebiet erstreckt sich über eine Länge von 4 Kilometer und eine Breite von 1 Kilometer am gegenwärtigen sowie am historischen Flusslauf der Weißeritz. Die übergeordneten Projektziele bestehen darin, mit einem integrierten Konzept die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Dresdner Südwestens zu verbessern und mit der Förderung wichtiger Schlüsselmaßnahmen private Investitionen und Initiativen zu mobilisieren.

Im Jahr 2002 bestand die akute Herausforderung darin, die Überschwemmungsschäden zu beseitigen und den Hochwasserschutz zu verbessern. Angesichts der Fluterfahrungen entschloss sich die Stadt Dresden, die Schutzmaßnahmen für ein 200-jähriges Hochwasser auszulegen. Das neue Hochwasserschutzkonzept setzt die Stadt gemeinsam mit der Landestalsperrenverwaltung um. Neben der Ertüchtigung und dem Ausbau von Schutzanlagen entlang der Weißeritz wurde die Flusssohle auf einem 1 Kilometer langen Abschnitt abgetragen und vertieft. So kann der Fluss künftig mehr Wasser abführen. Die Weißeritz erhielt ein neues Bett aus Bruchsteinen und Raupflaster, die Sohle und Böschungsfuß sichern. Weiterhin wurden Störsteine eingesetzt, die Ruhezonen für Lebewesen im Fluss schaffen und Bereiche mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten ausbilden. Auf diese Weise verbinden sich Anstrengungen für den Hochwasserschutz mit Beiträgen zur Verbesserung der Gewässerqualität.

Die baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen waren zugleich Anlass, die bis dahin ungünstigen Grün- und Umfeldbedingungen zu verbessern. Mit dem „Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz“ wurde die Umfeldverbesserung um Maßnahmen zur Förderung von Klein- und Mittelbetrieben sowie zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur und Wohnbedingungen ergänzt. Zu Projektbeginn war das Gebiet durch eine Vielzahl, zum Teil kontaminierter Industrie- und Gewerbeflächen an den Ufern der Weißeritz geprägt. Dementsprechend hat die Stadt Nutzungsvereinbarungen mit den Grundstückseigentümern getroffen und Grundstücke erworben, um ruinöse Gebäude räumen und Altlasten beseitigen zu lassen. Dadurch wurden auch Flächen für die Entwicklung des Grünzuges sowie für den Ausbau der Fuß- und Radwege verfügbar. Im Norden wurde so die Grün- und Wegeverbindung zur Altstadt möglich. Im Süden führt der Grünzug nun bis in den Plauenschen Grund hinein, wo er an weitere Rundwege und Wanderrouten anschließt.

Projektchronologie

JahrEreignis
2000Integriertes Handlungskonzept, Einwerbung von EFRE-Fördermitteln
2002Jahrhunderthochwasser
2003-2006Aufwertungsmaßnahmen im Plauenschen Grund
2004-2007Herstellung des Bienert-Wanderwegs mit Hegereitbrücke
2005-2007Grunderwerb für den Grünzug Weißeritz
2005-2006Abbruch eines Glaswerks und Umgestaltung zur Erholungsfläche
2006-2007Realisierung des nördlichen Abschnitts des Grünzuges (Kohlebahnhof-Weißeritzknick)

Ziele

  • Verbesserung des Hochwasserschutzes
  • Aufwertung des Landschafts- und Stadtraums entlang der Weißeritz
  • Verbesserung der Wohn- und Arbeitsbedingungen durch Wohnumfeld- und Infrastrukturmaßnahmen

Maßnahmen

  • Städtebaulicher Rahmenplan
  • Integriertes Handlungskonzept
  • Ideenwerkstätten, Planungsworkshops, Mitmachaktionen bei Bauprojekten
  • Grundstückserwerb und -beräumung, Altlastenbeseitigung
  • Erneuerung und Neubau von Hochwasserschutzmauern
  • Tieferlegung der Flusssohle
  • Uferbegleitende Fuß- und Radwege
  • Grünanlagen mit Spiel- und Aufenthaltsflächen
  • Erneuerung und Neubau von Infrastruktureinrichtungen
  • Aktionen auf dem Wasser (Klang- und Lichtinstallationen, Kunstparty, Sporttag, Wanderung durch das Weißeritztal)

Innovationen

Neuer Fuß- und Radweg entlang der WeißeritzQuelle: Machleidt + Partner

Mit dem „Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz“ hat sich Dresden zugleich den Herausforderungen des Strukturwandels und des Hochwasserschutzes in einem urban geprägten Stadtraum gestellt. Dabei sind erhebliche Restriktionen für eine Gewässerrenaturierung in dicht bebauten Stadtgebieten deutlich geworden. Umso beachtlicher ist der Ansatz, Hochwasserschutzmaßnahmen und Stadterneuerung für eine überörtliche Grünraum-, Fuß- und Radwegeverbindung und damit für die Verbesserung der Lebensqualität zu nutzen. Vor allem durch diese Verknüpfung von Maßnahmen des Hochwasserschutzes mit umweltbezogenen Maßnahmen der Stadterneuerung entfalten sich nachhaltige Effekte.

Quellen

  • Europa in Dresden - Das Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz, 2002-2007, Landeshauptstadt Dresden, Die Oberbürgermeisterin (Hrsg.), 2009, Dresden
  • Interview mit Kathrin Kircher, Hans Martin Pfohl, Stadtplanungsamt, am 22.07.2010

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Dresden "Stadtteilsentwicklungsprojekt Weißeritz"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 01159 - Ort: Dresden - Straße: Ebertplatz 9.

Letzte Änderung: 26.04.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 28.03.2013 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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