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Dessau-Roßlau "Dessauer Weg"

(Sachsen-Anhalt)

Revitalisierung von Altindustriestandorten

Angesichts des tiefgreifenden Strukturwandels und seiner schwerwiegenden Folgen setzt die Stadt Dessau auf die Revitalisierung von brachgefallenen Industrieflächen.

Die als „Dessauer Weg“ bekannte Strategie beinhaltet, die entstehenden Brachflächen durch verschiedene Maßnahmen sofort einer neuen Nutzung zuzuführen und keine Gewerbeansiedlung im Außenbereich zu betreiben.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Blick auf das UmweltbundesamtQuelle: Amt für Stadtplanung und Denkmalpflege, Dessau

Durch den tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel verlor die Stadt Dessau (ca. 77.000 Einwohner) als traditionelle Industriestadt seit 1989 zunehmend ihre ökonomische Basis. Ein großer Teil ehemaliger gewerblicher und industrieller Standorte fiel im Laufe der Jahre brach. Neben den Brachflächen in der Stadt stehen kaum weitere Standorte für eine Siedlungsentwicklung zur Verfügung, da umfangreiche Landschafts- bzw. Naturschutzgebiete den Siedlungskörper der Stadt umgeben. Vor diesem Hintergrund stellt die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im Innenbereich das vorrangige Ziel Dessauer Stadtpolitik dar. Die Stadt sieht ihre Aufgabe insbesondere in der bedarfsgerechten Bereitstellung von Grund und Boden bei optimaler Ausschöpfung innerstädtischer Flächenpotenziale.

Die Revitalisierung von Brachflächen ist zentraler Bestandteil des Stadtentwicklungskonzeptes (STEK) und gleichzeitig ein wichtiger Baustein im Rahmen der Umsetzung des URBAN II Programms (2000-2006).

Die Revitalisierung von Altindustriestandorten in Dessau ist in den Jahren von 1996 bis 2003 als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Städte der Zukunft“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet worden.

Projektbeschreibung

Wörlitzer BahnhofQuelle: FIRU mbH

Im Rahmen Dessauer Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung, werden großflächige Brachen alter Industriestandorte innerhalb des Siedlungskörpers sofort einer neuen Nutzung zugeführt.

Die erklärten Ziele des „Dessauer Weges“ sind insbesondere die Revitalisierung von Industrie- und Militärbrachen, die Förderung der Vermarktung innerstädtischer Gewerbeflächen, die Standortsicherung durch Bestandspflege und die Stärkung der Innenstadt als Wirtschaftsstandort. Die Stadt bevorzugt die Revitalisierung von Altindustriestandorten und Brachen für die Entwicklung Innenstadt naher Wirtschaftsstandorte vor der Ansiedlung im Außenbereich. Neben der Revitalisierung von großen Brachen führt die Stadt auch die kleineren, innerstädtischen Gewerbeflächen und leer stehenden Gebäude neuen Nutzungen zu.

Die Revitalisierungsprojekte werden im Rahmen eines konzertierten Verwaltungshandeln umgesetzt. Zunächst erfolgt eine Bestandserfassung und Nachnutzungskonzeption durch das Stadtplanungsamt. Die Stadt erwirbt innerstädtische Brachflächen. Nach der Erschließung und Parzellierung, werden diese zu günstigen Bedingungen vermarktet. Die dazu notwendigen Aktivitäten der Akquisition werden im Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung ausgelöst.

Als ein bedeutendes Initialprojekt des „Dessauer Weges“, wurde auf dem Gelände der ehemaligen Waggonbau Dessau GmbH (36 Hektar), ein moderner Gewerbe- und Industriepark für kleine und mittlere Unternehmen entwickelt. Diese Betriebe nutzen bereits die günstige überörtliche Anbindung an den Autobahnanschluss der A9 Berlin-München. Von Mitte 1996 bis Mitte 1999 wurde das Gelände bei Erhalt von einigen Werksgebäuden wieder hergerichtet. Die Sanierung kontaminierter Flächen sowie die Neuerschließung und -parzellierung wurde in relativ kurzer Zeit durchgeführt. Im Gewerbegebiet WBD Industriepark (Waggonbau Dessau) ist die Stadt Hauptgesellschafterin einer eigens gegründeten Industrieparkgesellschaft (IPG).

Die enge Verzahnung innerhalb der Verwaltung und die enge Anbindung an die Verwaltungsspitze werden weiterhin praktiziert. Trotz ungünstiger gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen haben sich die Erfolge bei der Revitalisierung innerstädtischer Brachen fortgesetzt.

Der "Dessauer Weg" fand ebenfalls bei der Revitalisierung des Gewerbegebietes „Mitte“ Anwendung und wird auch gegenwärtig auf dem Gelände der Industriebrache „Junkalor“ beschritten.

Projektchronologie

JahrEreignis
1995Schließung der Dessauer Waggonbau GmbH
1996Gründung der WBD Industrieparkgesellschaft Dessau GmbH mit der Stadt als Hauptgesellschafterin
1996Beginn der Sanierungs- und Erschließungsmaßnahmen
1996-2003Teilnahme am Forschungsfeld „Städte der Zukunft“ im „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt)
1999Abschluss der Sanierungs- und Erschließungsmaßnahme
2002Integriertes Stadtentwicklungskonzept

Ziele

  • Revitalisierung von Industriebrachen
  • Förderung der Vermarktung innerstädtischer Gewerbeflächen
  • Stärkung der Innenstadt als Wirtschaftsstandort
  • Verhinderung der Außenentwicklung
  • Entwicklung innerstädtischer Wirtschaftsstandorte

Maßnahmen

Blick auf das UmweltbundesamtQuelle: Amt für Stadtplanung und Denkmalpflege, Dessau

  • Gründung der Industrieparkgesellschaft (IPG)
  • Städtebauliche Verträge
  • Public-Private-Partnership
  • Aufbau eines Flächenmanagement- und Flächeninformationssystems
  • Einrichtung spezieller Koordinierungsrunden
  • Stadtratsbeschluss zum Stadtentwicklungskonzept
  • Konsensorientiertes Handeln
  • Bürgerbeteiligung

Innovationen

Waggonbau DessauQuelle: FIRU mbH

Durch die Wiedernutzung von Industriebrachen konnte die Stadt Investitionen auf innerstädtische Flächen lenken und damit städtebauliche Missstände beseitigen sowie eine neue Flächeninanspruchnahme vermeiden. Die Revitalisierungsprojekte sind wichtige Impulsgeber für die Dessauer Innenstadtentwicklung.

Durch die konstruktive Zusammenarbeit von Firmengründern, Industrieparkgesellschaft und Stadt konnten Altlastensanierung, Neuerschließung und Parzellierung erheblich beschleunigt werden.

Quellen

  • BBR (Auftraggeber), FIRU GmbH (Auftragnehmer): Querauswertung von ExWoSt-Modellvorhaben zum Flächenrecycling, 2004 (unveröffentlichter Bericht)
  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Zukunft findet Stadt, Werkstatt: Praxis, Nr. 6/2003, Bonn 2003
  • BMVBW: www werkstatt-stadt de, Innovative Beispiele aus dem Experimentellen Wohnungs- und Städtebau, Berlin 2000
  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Städte der Zukunft – Auf der Suche nach der Stadt von morgen, Werkstatt: Praxis, Nr. 4/1999, Bonn 1999
  • http://www.stadtentwicklung-sachsen-anhalt.de/inhalt/dessau/

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Dessau-Roßlau "Dessauer Weg"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 06822 - Ort: Dessau-Roßlau - Straße: Am Waggonbau 1.

Letzte Änderung: 04.10.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 25.04.2005 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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