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Büdelsdorf „Akazienstraße“

(Schleswig-Holstein)

Neu- und Umbau in einer Wohnsiedlung

Schon frühzeitig rechnete man in der Stadt Büdelsdorf mit mehr älteren Mietern in der Zukunft. Durch Neu- und Umbau in einer Wohnsiedlung und Kooperation der Baugenossenschaft mit der Arbeiterwohlfahrt wurden spezielle Wohnangebote mit sozialen Diensten für diese Bewohnergruppe entwickelt.

Kontext

Foto der MehrfamilienhausbebauungQuelle: Weeber+Partner

Die Stadt Büdelsdorf (ca. 10.000 Einwohner) liegt in einer ländlichen Region Schleswig-Holsteins. Das Quartier an der Akazienstraße ist geprägt von Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern in Zeilenbauweise aus den 1930er und 1950er Jahren. Die Baugenossenschaft Mittelholstein besitzt hier 350 Wohnungen und ist einer der maßgeblichen Akteure bei der Vermietung von Wohnraum sowie Bauträger vor Ort.

Bereits Ende der 1980er Jahre wohnten dort viele ältere Menschen in nicht altengerechten Wohnungen.

Jedoch boten der Bestand und die Umwandlung von Gartenland zu Baugrundstücken Möglichkeiten adäquaten Wohnraum für sie zu schaffen. Ebenso war der Standort des Gebiets durch seine Nähe zu Geschäften und Dienstleistern besonders geeignet.

Das Projekt wurde in den Jahren von 1989 bis 1992 als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Ältere Menschen und ihr Wohnquartier“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet.

Projektbeschreibung

Foto der neuen Reihenhausbebauung für ältere MenschenQuelle: Weeber+Partner

An der Akazienstraße wurden aus einem aus drei Häusern bestehenden Block (Baujahr 1955) altengerechte Wohnungen geschaffen. Dabei handelt es sich um 31 Zwei-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche von 39 bis 48 qm. Sie verfügen alle über einen Balkon bzw. eine Loggia. Die Gebäude wurden durch den Anbau eines Aufzuges ergänzt. Trotz der insbesondere für ältere Menschen durchgeführten Umbaumaßnahmen, genügen die Wohnungen nicht vollständig den DIN-Normen zur Barrierefreiheit. Inzwischen verfügt jede Wohnung über ein eigenes Bad, jedoch nicht über behindertengerechte Duschen. Ergänzend wurde das Wohnumfeld umgestaltet. Beispielsweise wurden stufenlose Wegeverbindungen, Bänke und Beleuchtung erstellt. Während des Umbaus bestand für die Mieter die Möglichkeit, vorübergehend oder dauerhaft in eine andere Wohnung umzuziehen.

Weitere 24 Wohnungen sind als Reihenhäuser neu gebaut worden. Die eingeschossigen Bauten mit kleinem Garten vor und hinter dem Haus vermitteln einen Eindruck großer Verfügungsmöglichkeiten und Privatheit auf begrenztem Raum. Besonders diese Wohnungen sind bei älteren Menschen beliebt. Für sie gibt es eine lange Warteliste.

Vor, während und nach den Umbaumaßnahmen stand ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung, der über die Vorhaben informierte.

Der Projektansatz kombiniert bauliche und soziale Maßnahmen.

Die 55 Wohnungen für ältere Menschen bieten ein sog. "Wohnen mit Service". Beim Einzug wird neben dem Miet- ein Dienstleistungsvertrag mit der Arbeiterwohlfahrt abgeschlossen. Dazu gehört ein 24-Stunden-Notrufsystem. Ein mobiler Dienst, der Pflege, hauswirtschaftliche Unterstützung und soziale Dienste nach Bedarf anbietet, ist in einem sozialen Dienstleistungszentrum im Quartier ansässig. Dieses befindet sich in einen 2001 entstandenen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wohnungen für älterer Menschen. Dort bestehen Möglichkeiten der Beratung, Freizeitgestaltung und Begegnung. Diese werden durch eine Fachkraft der Arbeiterwohlfahrt angeboten bzw. koordiniert. Die Dienstleistungsangebote richten sich an die gesamte Kommune. Aufgrund der räumlichen Nähe kommen aber viele Nutzer aus dem Quartier.

Projektchronologie

JahrEreignis
1989-1991Experten- und Bewohnerbefragungen
1989-1992Modellvorhaben im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus, Forschungsfeld "Ältere Menschen und ihr Wohnquartier"
1992Beratung zur Wohnraumanpassung
1992Fertigstellung der altengerechten Wohnungen im Bestand
1993Bezug der Reihenhäuser
1993Einrichtung einer Sozialstation in ehemaligen Ladenräumen
2001Bezug des neu gebauten Dienstleistungszentrums

Ziele

Blick in den Begegnungsraum im Dienstleistungszentrum der AWOQuelle: Weeber+Partner

  • Schaffung von Wohnraum für ältere Menschen
  • Anpassung des Wohnumfeldes
  • Ergänzung des Mietverhältnisses um Notruf und Dienstleistungen
  • Unterstützung beim selbständigen Wohnen älterer Menschen
  • Wohnungsnahe Einrichtung von sozialen Diensten, Beratungs-, Freizeit- und Begegnungsangeboten für ältere Menschen

Maßnahmen

Foto der neuen Reihenhausbebauung für ältere MenschenQuelle: Weeber+Partner

  • Umbau und Modernisierung von Wohngebäuden im Bestand
  • Neubau von Wohnungen
  • Wohnumfeldgestaltung
  • Dienstleistungszentrum mit mobiler Pflege, hauswirtschaftlichen und sozialen Diensten, Beratung, Freizeit- und Begegnungsangeboten für ältere Menschen

Innovationen

Blick auf das DienstleistungszentrumQuelle: Weeber+Partner

Durch die enge Kooperation der Genossenschaft mit der Arbeiterwohlfahrt und der Stadt ist es gelungen "Wohnen mit Service" im Quartier zu realisieren. Dies erlaubt älteren Menschen möglichst lange in der gewohnten Umgebung in einer eigenen Wohnung zu leben und je nach Bedarf auf Unterstützung und Pflege zurückgreifen zu können. Die älteren Menschen sind für Notfälle abgesichert und können zugleich ihre sozialen Kontakte in der Nachbarschaft pflegen.

Das Modell der Reihenhäuser hat die Baugenossenschaft bereits auf andere Standorte übertragen. An einem weiteren Ort sind Geschosswohnungen mit dem gleichen Grundriss geplant.

Quellen

  • Gabriele Steffen, Dorothee Baumann, Antje Fritz: Attraktive Stadtquartiere für das Leben im Alter. In: Fraunhofer IRB Verlag, Bauforschung für die Praxis, Band 82, Stuttgart 2007
  • Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1995): Wohnen im Alter – zuhause im Wohnquartier. Forschungsvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus. Bonn.
  • Raum & Energie (1992): Endbericht zum Modellvorhaben Büdelsdorf-Akazienstraße. Experimenteller Wohnungs- und Städtebau. Forschungsfeld "Ältere Menschen und ihr Wohnquartier". Themenschwerpunkt "Wohnsiedlungen". Hamburg.
  • N.N. (2003): 10 Jahre "Wohnen mit Service" in Büdelsdorf. In: Heimstätte. Zeitschrift der Baugenossenschaft Mittelholstein eG. Juli/August 2005
  • Stüben, Heike (2005): Eigenes Reich mit Service. Warum ein Büdelsdorfer Ehepaar ins seniorengerechte Reihenhaus mit AWO-Anschluss zog. In: Kieler Nachrichten 13.1.2005

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Büdelsdorf "Akazienstraße"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 24782 - Ort: Büdelsdorf - Straße: Akazienstraße 2, 4, 6.

Letzte Änderung: 17.07.2017

Zusatzinformationen

Akteure

  • Baugenossenschaft Mittelholstein eG, Ansprechpartner: Dieter Klauß, Weichselstr. 5, 24782 Büdelsdorf, Tel.: 0431/3570, E-Mail: bdf@baugenossenschaft-mittelholstein.de, Web: http://www.baugenossenschaft-mittelholstein.de
  • AWO Pflege Schleswig-Holstein GmbH, AWO Pflegedienst Büdelsdorf/Schacht-Audorf, Eschenweg 1a, 24782 Büdelsdorf, Tel.: 04331/70883-13, Fax: 04331/70883-30, E-Mail: pflegedienste-buedelsdorf@awo-pflege-sh.de
  • Stadt Büdelsdorf, Am Markt 1, 24782 Büdelsdorf, Tel.: 04331/3550, Fax: 04331/355377, E-Mail: rathaus@buedelsdorf.de

Datensatz eingestellt am 27.11.2007 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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