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Bremen-Neue Vahr Nord „Familien- und Quartierszentrum“

(Bremen)

Waschhaus wird Nachbarschaftstreff

In einer Großwohnsiedlung der 1950-er Jahre wurden drei sehr unterschiedliche, aber benachbarte Gebäude zu einem neuen Gemeinschaftszentrum umgebaut. Dabei kooperieren die Träger räumlich und organisatorisch-strukturell sehr eng. Es ist ein lebendiger Treff entstanden, der die Kräfte und sozialen Angebote im Quartier bündelt.

Kontext

Blick auf die Gebäude vor dem Umbau zum Familien- und QuartierszentrumQuelle: GEWOBA

Die Großsiedlung „Neue Vahr“ entstand in den 1950/60-er Jahren. Zwischenzeitlich war der einstmals wegweisende Siedlungstyp in die Jahre gekommen. Mittlerweile befinden sich die Gebäude wieder in gutem baulichem Zustand. Die Grün- und Freiflächen des Wohnumfeldes sind gepflegt.

Das Quartier ist Teil des Bremer Landesprogrammes WiN (Wohnen in Nachbarschaften) und des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA spielt eine aktive Rolle bei der Erneuerung des Quartiers. Die Neue Vahr ist durch räumliche Barrieren in mehrere Teilbereiche geteilt. Dieser Umstand und das negative Image der Neuen Vahr tragen zu einer sozialen Verinselung bei. Die Anteile älterer Menschen sowie von Migranten, insbesondere von Spätaussiedlern, sind vergleichsweise hoch. Weiterhin ist insbesondere die Neue Vahr Nord mit Einrichtungen der sozialen Infrastruktur unterversorgt.

Projektbeschreibung

Blick auf das Familien- und QuartierszentrumQuelle: GEWOBA

Ein Schlüsselprojekt im Rahmen der sozialen Erneuerung in der Neuen Vahr Nord ist das Familien- und Quartierszentrum. Es soll dazu beitragen, die Lebenssituation der Bewohner der Neuen Vahr Nord zu verbessern und die Generationen einander wieder näher zu bringen. Einflussnahme und Mitgestaltung der Bürger bei der Entwicklung von Angeboten und der Raumnutzung hatten zentralen Stellenwert.

Zielgruppen des Familien- und Quartierszentrums Neue Vahr Nord sind Menschen aller Altersstufen, Nationalitäten und Kulturen. Ein Schwerpunkt liegt auf (jungen) Familien und älteren Menschen, da beide Gruppen im Ortsteil stark vertreten sind und entsprechende Angebote der sozialen Infrastruktur fehlen.

Das Projekt baut auf Bestehendem auf. Ein Waschhaus, eine Sparkassenfiliale und Kirchenräume wurden zum Familienzentrum umgebaut. Den Kern der neuen Einrichtung bilden Träger und Angebote, die an verschiedenen Stellen bereits im Quartier verankert waren. Die Projektpartner bringen laufende Angebote, Nutzer und Bausteine zur Finanzierung des Betriebes mit.

Eine entscheidende Herausforderung bei der Projektumsetzung ist die Vielzahl der Beteiligten. Zum einen mussten die Kooperationsfragen zwischen drei Grundstücks- und Gebäudeeigentümern (Kirchengemeinde, GEWOBA, Sparkasse) geklärt werden. Zum anderen wurde ein Trägermodell entwickelt, das weitere Beteiligte (Stadt Bremen, Kirchengemeinde, kommerzielle Anbieter sozialer Dienste) einbindet.

Die verbindende Freifläche zwischen den drei Gebäuden wurde als „Spielplatz der Generationen“ in die Gesamtkonzeption der Gemeinschaftseinrichtung einbezogen. Die Freifläche hat vielfältige Funktionen. Sie ist Eingangsbereich und „Visitenkarte“ der Einrichtung. Zugleich bietet sie im hinteren Bereich geschützte Aufenthaltsqualitäten für Erholung, aber auch für Aktivitäten von Jung und Alt.

Blick auf das Café am Familien- und QuartierszentrumQuelle: Manfred Fuhrich, BBSR im BBR

Die unterschiedlichen Kompetenzen, Sichtweisen und Bedarfe der Teilnehmenden konnten über die gesamte Planungsphase hinweg eingebracht, rückgekoppelt und mit dem Realisierbaren weit möglichst in Einklang gebracht werden. Eine günstige Voraussetzung für die Kooperation im Planungsprozess besteht in vorhandenen Netzwerken, die sich im Zuge der Umsetzung der Programme Soziale Stadt und WiN aufgebaut hatten. Die Projektsteuerung lag von Beginn an beim Amt für Soziale Dienste (Sozialzentrum) und wurde von allen Beteiligten der Arbeitsgruppe getragen. Über die Vernetzung des Sozialzentrums wurde auch die Kommunalpolitik – sowohl auf Stadtteilebene wie auf gesamtstädtischer Ebene – eingebunden. Dadurch entstand auf der politischen Ebenen ein starker Rückhalt für das Projekt.

Die Beteiligten gründeten im Herbst 2009 einen gemeinnützigen Verein als Träger. Der Trägerverein und sein Vorstand übernehmen die Projektsteuerung und stehen in der Verantwortung für das Gesamtprojekt. In dieser Trägerstruktur findet der integrative Anspruch des gleichberechtigten Miteinanders auch seinen formalen Ausdruck.

Die Baukosten von 1,1 Mio. Euro werden größtenteils durch öffentliche Fördermittel des Bundes (Soziale Stadt) sowie der Stadt Bremen (Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und Programm „Impulse für lebenswerte Städte“) finanzieret. Ein Teil der Mittel kam von der Stiftung „Wohnliche Stadt“. Weiterhin steuerten das kommunale Wohnungsunternehmen GEWOBA sowie die Kirchengemeinde St. Petri einen Eigenanteil bei. Durch die Einbindung aller Beteiligten in das Trägermodell und die Verpflichtung der einzelnen Akteure, die für die eigenen Räume anfallenden Mietkosten selbst abzudecken, wird die langfristige Grundfinanzierung ermöglicht. Der Eigentümer (GEWOBA) verpflichtet sich, die Räume für soziale, gemeinnützige Nutzungen bis zu 20 Jahre mietfrei zur Verfügung zu stellen. Dementsprechend müssen die Träger lediglich die Mietnebenkosten und den laufenden Betrieb aus Eigenmitteln decken.

Projektchronologie

JahrEreignis
2005Bildung einer Arbeitsgruppe als Initiativkreis
2009Gründung des Trägervereins
2008/2010Umbau des Waschhauses
2010Neuanlage der Freiflächen

Ziele

  • Verbesserung der Attraktivität des Quartiers
  • Bündelung und Stärkung der sozialen Infrastruktur
  • Umnutzung leer stehender und minder genutzter Räume
  • Schaffung eines nachbarschaftlichen Treffs

Maßnahmen

  • Vereinsgründung
  • Umbau des Waschhauses und angrenzender Räume
  • Gestaltung der grünen Mitte

Innovationen

Eröffnungsfeier des Familien- und QuartierszentrumsQuelle: GEWOBA

Die gemeinsame Projektentwicklung, die Offenheit des Prozesses und die breite Basis der Beteiligung waren zentrale Erfolgsfaktoren, um auch schwierige Phasen durchzustehen und mit diesen Erfahrungen auch den Betrieb erfolgversprechend zu gestalten. Um das Familien- und Quartierszentrum darüber hinaus im Stadtteil zu verankern und mehr Menschen einbinden zu können, wurde 2008 ein Förderverein gegründet, was wegen der besonderen Kooperation von öffentlichen, sozialen Trägern und kommerziellen Anbietern erhebliche Herausforderungen bezüglich Vereinsrecht und Förderkonditionen darstellte. Nur durch ein hohes Maß an Engagement („Ehrenamt im Hauptamt“) war dies möglich. Ohne einen breiten Rückhalt für das Projekt bei den Bewohnern sowie in Politik und Verwaltung wären Erfolg und Finanzierung des Projektes nicht möglich gewesen.

Quellen

  • BBSR Homepage zum ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“, Familien- und Quartierszentrum Neue Vahr Nord, Bremen
  • BMVBS / BBSR (Hrsg.): Stadtquartiere für Jung und Alt - eine Zukunftsaufgabe. Ergebnisse aus dem ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“. Werkstatt: Praxis Heft 71, Bonn 2011,
    Stadtquartiere für Jung und Alt
  • BMVBS (Hrsg.): Stadtquartiere für Jung und Alt. Bilanz im Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“, Berlin 2010
  • BMVBS / BBR (Hrsg.): Stadtquartiere für Jung und Alt, Bonn September 2007

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Bremen - Neue Vahr Nord Familienzentrum

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 28329 - Ort: Bremen - Straße: August-Bebel-Allee 284.

Letzte Änderung: 20.03.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Projektsteuerer

  • Amt für Soziale Dienste Sozialzentrum Neue Vahr/Schwachhausen/ Horn-Lehe, Wilhelm-Leuschner-Straße 27, 28329 Bremen, Tel.: 0421/ 36119500, Email: sozialzentrum-vahr@afsd.bremen.de

Mitglieder des Trägervereins

  • Trägerverein Familien- und Quartierszentrum Neue Vahr, August-Bebel-Allee 284, DE- 28329 Bremen, Tel.: 0421/67328431, Email: info@fqz-bremen.de, Web: http://www.fqz-bremen.de/
  • Amt für Soziale Dienste - Haus der Familie Vahr
  • Evangelische Kirchengemeinde in der Neuen Vahr, Gemeindezentrum Heilig Geist
  • Stiftung St. Petri Waisenhaus von 1692 in Bremen - St. Petri Kinder- und JugendhilfeFörderwerk Bremen GmbH für arbeitsmarktpolitische DienstleistungenAdvertus GmbH & Co. KG Sozial- und Pflegedienst
  • Förderverein Familien- und Quartierszentrum Neue Vahr Nord e.V.
  • Elterninitiative Spielplatz Philipp-Scheidemann-Str. e.V.

Bauherr

 

Datensatz eingestellt am 14.05.2012 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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