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Augsburg „Prinz-Karl-Viertel“

(Bayern)

Anspruchsvolle Nutzungsmischung auf innerstädtischer Konversionsfläche

Auf einer innerstädtischen Militärbrachfläche entsteht seit 1998 ein neuer Stadtteil. Er bietet Büro- und Gewerbeflächen, preiswerten Raum für unterschiedliche Wohn- und Lebensformen, ein Stadtteilzentrum, Kindertagesstätten und eine große Grünfläche.

Kontext

Luftbild während der BodensanierungQuelle: Oberste Baubehörde

Augsburg (260.000 EW) ist in besonders starkem Maße von der Aufgabe militärisch genutzter Flächen betroffen. Seit Anfang der 1990er Jahre sieht sich die Stadt mit umfangreichen Konversionsherausforderungen konfrontiert. Die Fläche der ehemaligen Prinz-Karl-Kaserne, südlich der Innenstadt von Augsburg, fiel 1992 brach und wird seither im Rahmen einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme revitalisiert. Eine Teilfläche wurde 1996 in das Programm "Siedlungsmodelle Bayern" aufgenommen, das die Errichtung von zukunftsorientierten Wohnquartieren in bayerischen Kommunen fördert, wobei eine Kostenobergrenze von 920 Euro/qm Wohnfläche gilt. Dabei wird besonderer Wert auf die Wiedernutzung von Brachflächen, auf umweltverträgliche Verkehrs- und Freiflächenplanung, Energieversorgung und Baustoffauswahl sowie auf soziale Qualitäten gelegt.

Projektbeschreibung

Wohnprojekt und KasernengebäudeQuelle: ARC Architekten, Bad Birnbach

Als Ergebnis eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs wurde 1997 für das 10,5 ha große, zentrumsnahe Areal in der Nähe der Hochschule ein städtebaulicher Rahmenplan entwickelt, der eine regelmäßige Baustruktur und eine zentrale Grünanlage, den "Promenadenpark" vorsieht. Das neue Quartier soll die bisher getrennten Wohnviertel aus der Gründerzeit und aus den 1920er Jahren durch den Grünzug, Fuß- und Radwege verbinden und die Freiraumversorgung verbessern.

Zur Qualitätssteigerung in den Einzelprojekten werden in Gutachter- und Wettbewerbsverfahren Teilbebauungspläne entwickelt und die Neubauten bzw. Umnutzungen schrittweise realisiert. Auf mehreren Baufeldern entstehen insgesamt 500 Wohneinheiten in 4-geschossiger, verdichteter Bauweise für unterschiedliche Wohnformen (betreutes Wohnen, Wohngenossenschaft, Familienwohnen, etc.). Ende 2005 waren 6 Einzelprojekte mit insgesamt ca. 200 Wohneinheiten fertig gestellt. Weitere befinden sich im Bau. Die denkmalwerten Kasernengebäude am Rand des Areals wurden saniert und zu hochwertigen Büroflächen für Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe bzw. zu Ladenlokalen umgebaut. Außerdem wurden ein Stadtteil- und Gemeindezentrum mit Bücherei, Gemeindehaus und Kindertagesstätte sowie der "Promenadenpark" fertig gestellt.

Entlang der Bahnlinie am Quartiersrand wurde ein 4-geschossiges Studentenwohnheim mit ca. 250 Apartments errichtet. Es deckt den Wohnraumbedarf von Studierenden der nahe gelegenen Hochschule. Durch die intelligente Anordnung der Baukörper und durch die Konzeption der Grundrisse ist auf einer wegen der Lärmbelastung vorher als unbebaubar geltenden Fläche ein Gebäudekomplex entstanden, der städtebauliche und hochbauliche Qualitätsansprüche gleichermaßen erfüllt.

Projektchronologie

Jahr Ereignis
1992 Abzug des Militärs aus der Prinz-Karl-Kaserne
1994/95
Ideenwettbewerb für die städtebauliche Planung
seit 1996 Teilnahme am Programm "Siedlungsmodelle Bayern"
ab 1997
Rahmenplanung, Erschließungsmaßnahmen, Gutachterverfahren, Bebauungspläne
1998
Beginn der Hochbaumaßnahmen
2000
Bezug der ersten Wohnungen
2003
Fertigstellung des Studentenwohnheims
2005 Fertigstellung des Bereichs „Siedlungsmodelle“

Ziele

Kindergarten-AußenspielflächeQuelle: Oberste Baubehörde

  • Nutzungsmischung (Dienstleistung, Soziale Infrastruktur, Wohnungsbau) auf innerstädtischer Konversionsfläche
  • Freiraumversorgung und Grünvernetzung umliegender, hochverdichteter Quartiere
  • Förderung von preiswertem, ökologischem und sozialem Wohnen
  • Etablierung einer stabilen, vielfältigen Bewohner- und Nachbarschaft

Maßnahmen

Studenten-WohnheimQuelle: Schlude/Ströhle Architekten, Stuttgart

  • Sanierung und Umnutzung von erhaltenswertem Baubestand
  • Kombination verschiedener Wohnformen: Studentenwohnen, "betreutes Wohnen", Genossenschaftswohnen, Familienwohnen
  • Kosten- und flächensparende, umweltgerechte Bauweise (Kostenobergrenze, 3-Geschossigkeit, Vorgaben zur Energie- und Wasserversorgung, Baustoffwahl)
  • Qualitätssicherung durch Gutachterverfahren und Wettbewerbe

Landesprogramm "Siedlungsmodelle Bayern" des Bayerischen Staatsministeriums des Innern

Innovationen

Blick auf GesamtanlageQuelle: Oberste Baubehörde

Dieses Beispiel zeigt, dass es durch eine Förderung mit qualitativen Zielvorgaben und deren konsequenter Umsetzung gelingen kann, an einem integrierten Standort ein vielfältiges, ökologisches und preiswertes Wohn- und Arbeitsquartier zu errichten. Der erreichte Qualitätsstandard ist angesichts einer Kostenobergrenze von 920 Euro/qm Wohnfläche beispielgebend.

Quellen

  • Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (2004):Siedlungsmodelle. Neue Wege zu preiswertem, ökologischem und sozialem Wohnen in Bayern (Siedlungsmodelle Heft 7, Wohnungen und Haustypen), München
  • Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (2004):Siedlungsmodelle. Neue Wege zu preiswertem, ökologischem und sozialem Wohnen in Bayern (Siedlungsmodelle Heft 6, Instrumente der Qualitätssicherung), München
  • Hörmann, Tina (2003): Innovativer Städtebau in Bayern. Das Landesprogramm Siedlungsmodelle am Beispiel "Prinz-Karl-Viertel" in Augsburg. In: Stadtentwicklung rückwärts! Brachen als Chance? Dortmund/Hannover/Aachen
  • Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (1999): Siedlungsmodelle. Neue Wege zu preiswertem, ökologischem und sozialem Wohnen in Bayern. (Siedlungsmodelle Heft 4, Freiflächenplanung). München
  • Benecke, Jochen (1998): Ökologie - Energie. Augsburg "Prinz-Karl-Viertel". In: Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (Hg.): Siedlungsmodelle - Ideen, Konzepte, Planungen. München
  • Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (1997): Siedlungsmodelle. Neue Wege zu preiswertem, ökologischem und sozialem Wohnen in Bayern. (Siedlungsmodelle Heft 3, Die Projekte). München
  • Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (o. J.): Siedlungsmodelle Bayern. München

Weiterführendes

  • Wohngenossenschaft "Neue Wege eG": http://www.netzwerk-wohnprojekte.de

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 86044 - Ort: Augsburg - Straße: Schertlinstraße.

Letzte Änderung: 11.12.2013

Zusatzinformationen

Akteure

  • Stadt Augsburg, Referat 6, Herr Merkle, Leiter Konversionsflächen, Postfach 111960, 86044 Augsburg, Tel. 0821/324-4604; Stadtplanungsamt, Herr Billenstein, Postfach 111960, 86044 Augsburg, Tel. 0821/324-6501, Fax –6503; Web: http://www.augsburg.de
  • Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Caroline Blum, Postfach, 80535 München, Tel. 089/2192-3603, Fax -13350, Web: http://www.stmi.bayern.de
  • Architekturbüro Claus Neumann, Oranienburgerstrasse 66, 10117 Berlin, Tel. 030/263056-0, Fax 030/263056-10, eMail: mail@cn-architekten.de, Web: http://www.cn-architekten.de; Verfasser des Rahmenplans: Claus Neumann Architekten in Zusammenarbeit mit Katrin Cramer und Moritz Auer
  • Schlude/Ströhle Architekten, Gutenbergstr. 41, 70176 Stuttgart, Tel. 0711/620165-0, eMail: mail@schlude-stroehle.de, Web: http://www.schlude-stroehle.de
  • ARC Architekten, Alfons-Hundsrucker-Str 11, 84364 Bad Birnbach, Tel. 08563/9760-10, eMail: info@arcarchitekten.de, Web: http://www.arcarchitekten.de (Planung)

Datensatz eingestellt am 01.02.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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