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Alsdorf „Anna-Park“

(Nordrhein-Westfalen)

Image prägender, innerstädtischer Park auf „Altlastdeponie“

Im Rahmen der Wiedernutzung einer innerstädtischen Zechenbrache wurden die vorgefundenen Altlasten (Boden-Verunreinigungen) an Ort und Stelle behandelt und eingekapselt. Auf der Abdeckung wurde ein neues Stadtquartier mit einem großen, hochwertig gestalteten Park angelegt, der das neue Areal und die angrenzenden Quartiere aufwertet und zugleich zur Freiraumvernetzung beiträgt.

Kontext

Blick auf Sitzstufen und TreppenturmQuelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

In Alsdorf (ca. 46.000 Einwohner) - nördlich von Aachen gelegen - lag nach Schließung der Zeche „Anna“ eine bedeutende Fläche (ca. 40 Hektar) in der Innenstadt brach. Deren Reaktivierung sollte die Innenstadt und die angrenzenden Stadtteile aufwerten und in zentraler Stadtlage neue Wohn- und Gewerbeflächen schaffen. Der Gesamtplanung lagen besondere städtebauliche, architektonische und ökologische Qualitätsstandards zugrunde (Bodenschutz, Altlastensicherung, Regenwasserführung, Sonnenenergienutzung, flächensparende Erschließung, transparentes Planungsverfahren, etc.) Auf der Grundlage eines städtebaulichen Rahmenplans von 1996 (Pesch und Partner, Herdecke) sind auf der Fläche bisher der Anna-Park, das Einkaufszentrum „Anna-Park-Center“, soziale Einrichtungen (Kindertagesstätte, Grundschule, etc.) und ca. 180 Wohnbauten entstanden. Die ausgewiesenen Gewerbeflächen befinden sich in der Vermarktung. Die denkmalgeschützte Kraftzentrale wird in Kürze zu einem Kultur- und Bildungszentrum umgebaut.

Im Rahmen der EuRegionale 2008, einem Teil des Landesprogramms „Regionale“ in Nordrhein-Westfalen, wurde begonnen das Bergbaumuseum zum „Energeticon“ weiter zu entwickeln: einem Erlebnismuseum, das sich mit der Entwicklung der Energieerzeugung und Bergbaugeschichte befasst.

Projektbeschreibung

Übersicht über den ParkQuelle: P. Dzinga

Das zentrale Element der neugestalteten Zechenfläche ist der fast 11 Hektar große „Anna-Park". Er entstand an der Stelle der ehemaligen Kokerei „Anna“ und ihrer Nebenanlagen und bildet nunmehr die imageprägende und namensgebende Mitte eines innerstädtischen Quartiers in Alsdorf.

In einem landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb wurden Vorschläge zur Gestaltung, zur Einbindung ins Stadtgefüge, zum Umgang mit der komplexen Altlastenproblematik und mit der bergbaulichen Geschichte ermittelt. Der realisierte Entwurf der ersten Preisträger (Ipach & Driesbusch, Neu-Isenburg) sieht auf dem kontaminierten Untergrund eine längliche, erhöhte Rasenfläche (7 Hektar) als zentrales Element vor.

Die gesamte Parkanlage ist, als Reminiszenz an die Geschichte des Ortes, bewusst künstlich gestaltet. Zwei Plätze an den Kopfseiten werden durch schwarze Steinmauern miteinander verzahnt, die an Kohleflöze erinnern sollen. Zur Stadtseite prägt der sogenannte „Wassertisch“ den öffentlichen Raum zwischen Stadt und Park. Auf der gegenüber liegenden Seite bildet ein steinerner Platz an der historischen Kraftzentrale den Abschluss. Die angehobene Parkfläche stellt die Abdeckung für die ehemals stark kontaminierten Böden der gesamten Zechenfläche dar.

Zur Sanierung der Altlasten wurden die kontaminierten Flächen ausgekoffert und die belasteten Böden vor Ort thermisch behandelt. Die Reststoffe wurden mit bindigem Bodenmaterial gemischt, mit einem Drainage- und Dichtungssystem eingekapselt und zuletzt mit kulturfähigem Boden abgedeckt.

Der zwischen Wohngebiet und gewerblichen Flächen angelegte Anna-Park bietet einen hochwertigen, öffentlichen Freiraum, reduziert das Freiflächendefizit der Alsdorfer Innenstadt und vernetzt die Wohngebiete durch „Grüne Finger“ mit den Grünräumen auf ehemaligen Bergehalden. Durch seine Einbindung in die Gesamtstadt und seine nutzungsoffene Gestaltung stellt er ein Freiraumangebot neuer Qualität für alle Bürger der Stadt dar.

Projektchronologie

JahrEreignis
1992
Stilllegung der Grube und Kokerei Anna
1995
Aufkauf der Fläche durch Grundstücksfonds NRW
1996
Beschluss des städtebaulichen Rahmenplans
1996
Landschaftsplanerischer Realisierungs-Wettbewerb
2001/02
Realisierung Anna-Park
2002
Fertigstellung der Erschließung
2002 Eröffnung des Anna-Park-Center (14.000m² Einzelhandel)
2003
Erste Wohnhäuser im Wohngebiet Anna-Park
2005
Eröffnung des zentralen Busbahnhofs und Inbetriebnahme des Regionalbahnhaltepunktes „Annapark“
2008 Umbau des Fördermaschinenhaus Eduardschacht zur Veranstaltungshalle
2010
Beginn des Um- und Ausbaus Energeticon
2011Beginn des Umbaus der Kraftzentrale zu einem Kultur- und Bildungszentrum

Ziele

Neue ParkgestaltungQuelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

  • Wiedernutzung einer Zechenbrache und stadträumliche Integration
  • Standortentwicklung mit hohem Qualitätsstandard
  • Stadt der kurzen Wege
  • Verbesserung der Grünversorgung und Freiraumvernetzung
  • Umweltgerechter Umgang mit Altlasten von Bergbau- und Kokereinutzungen
  • Entsorgung „vor Ort“ ohne Belastung weiterer Flächen (Deponien)

Maßnahmen

Blick auf das LanghausQuelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

  • Thermische Altlastenbehandlung
  • Auskofferung, Einkapselung und Abdeckung
  • Hochwertige Parkgestaltung als Ergebnis eines Wettbewerbes
  • Anlage von zwei öffentlichen Plätzen

Innovationen

Blick auf den TreppenturmQuelle: M. Hampel

Der „Anna-Park“ ist ein Beispiel für die Realisierung eines „öffentlichen Raumes“ für gemeinschaftliche Nutzungen. Die Restriktionen durch die vorgefundenen Altlasten konnten durch die Anlage eines hochwertig gestalteten Parks auf der "lokalen Altlastdeponie“ zu einem Potenzial des Gesamtgeländes entwickelt werden. Die Umsetzung dieser Lösung führte zu einem positiven Image des neuen Gebietes und zu einer deutlichen Verbesserung der Freiraumsituation in der Gesamtstadt.

Quellen

  • Göricke, Jutta (2003): Picknickdecken auf Abraumhalden. Von der Grube Anna zum Anna Park. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 138, 18./19.Juni 2003. Sonderbeilage „Europaregion Aachen“. München
  • Schmitt, Gisela; Wirtz, Werner (2003): Grundstücksfonds NRW - Zeche Anna in Alsdorf. In: Müller/Schmitt/Selle (Hg.): Stadtentwicklung rückwärts! Brachen als Chance?, S.311-319. Aachen, Dortmund, Hannover
  • Wirtz, Werner; LEG NRW GmbH (1998): Projekt „Zeche Anna“ in Alsdorf. In: Retzer, Julia u.a.: Bergbaumuseum Alsdorf - eine Dokumentation, S.12-19. Alsdorf, Krefeld, Aachen
  • Kemperdick, Christoph (1997): Anna-Park. In: Garten+Landschaft 10/1997, S. 16-20. o. O. (Projektbeschreibung)
  • LEG Landesentwicklungsgesellschaft NRW GmbH (1997): Realisierungswettbewerb Landschaftsplanung Anna-Park. Aachen
  • EBV Immobilien GmbH, Herzogenrath; LEG NRW u.a. (o.J.): anna alsdorf - impulse für die stadt. information, kommunikation, dialog. Aachen

Weiterführendes

Letzte Änderung: 16.08.2012

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 17.09.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

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