Navigation und Service

Ahrensburg „Allmende Wulfsdorf“

(Schleswig-Holstein)

Ökodorf mit U-Bahnanschluss

In Ahrensburg bei Hamburg entsteht auf dem Gelände eines ehemaligen Ausbildungszentrums ein neues „Dorf“. Ein Verein mit hohen sozialen und ökologischen Ansprüchen schafft dort einen Lebensraum zum Wohnen, Arbeiten und für die Freizeit.

Kontext

Blick auf das GeländeQuelle: Allmende Wulfsdorf e.V.

In Ahrensburg (30.000 Einwohner) befindet sich das Gelände des ehemaligen „Ausbildungszentrums Wulfsdorf“ (AZW), ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche. Der Ort liegt in ländlicher Umgebung, unmittelbar an der Stadtgrenze Hamburgs und hat einen U-Bahnanschluss zur Hansestadt. Der Projektstandort ist etwa 10-15 min. zu Fuß von der U-Bahnstation entfernt.

Projektbeschreibung

Blick auf ein dreigeschossiges GebäudeQuelle: Allmende Wulfsdorf e.V.

Im Jahr 1999 hatte der "Initiativkreis Gut Wulfsdorf" die Idee, auf dem Gelände des AZW eine dörfliche Lebensgemeinschaft zu realisieren. Der Verein „Allmende Wulfsdorf“ gründete sich im Jahr 2002 und suchte zwei Jahre lang nach weiteren TeilnehmerInnen und InvestorInnen für das Projekt. Mitte 2004 hatte die Idee so viele Menschen überzeugt, dass aus dem Konzept Wirklichkeit wurde, das 6,5 Hektar große Grundstück gekauft wurde und anschließend die bauliche Umsetzung begann.

2007 waren es rund 300 Menschen in 14 Hausgemeinschaften, die neun Gewerbebauten und eine Sporthalle nutzten. Die Hausgemeinschaften bestehen jeweils aus zwei bis zwölf Wohnparteien, die gemeinsam ihr Haus planten, bauten und bewohnen. Für diesen Zweck wurden die sechs bestehenden Wohnhäuser des AZW im Niedrigenergiestandard modernisiert und durch sechs weitere Niedrigenergie-Neubauten ergänzt. Neben den fünf Sozialwohnungen und vier modernisierten Bestandswohnungen gehören 90 Eigentümer sowie im gewerblichen Bereich 34 Eigentümer und 10 Mieteinheiten zur Wohnungseigentümergemeinschaft.

Blick auf einen Neubau mit PultdachQuelle: Allmende Wulfsdorf e.V.

Für Gewerbetreibende stehen insgesamt 4.000 qm Hallen-, Werkstatt-, Atelier-, Büro- und Praxisflächen zur Verfügung. Der Verein beabsichtigt eine Mischung aus gestaltendem und dienstleistendem Gewerbe sowie freien Berufen zu schaffen. Ein Künstlerzentrum wurde verwirklicht, eine Handwerkerhalle sowie ein Gesundheitszentrum geplant. Einige UnternehmerInnen (Garten- und Gemüsebauer, Bestatter) sind am Grunderwerb beteiligt gewesen, einzelne Räume und Flächen werden aber auch vom Verein Allmende Wulfsdorf e.V. an Betriebe oder KünstlerInnen vermietet.

Ein Kindergarten und die modernisierte Sporthalle runden das Angebot ab. Die Gebäude werden über ein Holzhackschnitzelheizwerk und Solarkollektoren mit Wärme versorgt (Solarthermie).

Durch die Vielfalt an Wohnformen (Wohngemeinschaften, Sozialwohnungen) sollen gegenseitige Aufmerksamkeit und ein "dörfliches Miteinander" gefördert werden. Mit einem Sozialfonds sollen in Not geratene BewohnerInnen unterstützt werden. Kindergarten und Sporthalle bieten Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene. Die zahlreichen Aktivitäten auf der Allmende richten sich ausdrücklich auch an die BürgerInnen der Nachbarschaft.

Projektchronologie

JahrEreignis
Frühjahr 2002Gründung des Vereins
Sommer 2002Kaufoption für das AZW-Gelände
Frühjahr 2003Erlangung des Baurechtes
Sommer 2004Kauf des Geländes und Baubeginn
Winter 2004Einzug der ersten BewohnerInnen
2007Fertigstellung der Gebäude und der Außenanlagen

Ziele

  • Sozial-ökologisches Wohn- und Arbeitsprojekt
  • Aufbau einer verantwortungsvollen, vielfältigen Nachbarschaft
  • Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit
  • Um- bzw. Wiedernutzung von brachgefallenen Gebäuden und Flächen

Maßnahmen

Blick auf einen Neubau mit Mietergärten aus dem WohninnenhofQuelle: Allmende Wulfsdorf e.V.

  • Ökologische Sanierung bestehender Gebäude
  • Nachverdichtung mit Niedrigenergiebauten bzw. Passivhaus
  • Kombination verschiedener Wohnformen (Mehr-Generationen-Wohnen, Hausgemeinschaften)
  • Ökologische Wärme- und Energieversorgung (Holzhackschnitzelheizwerk, Solarthermie)
  • Umnutzung von Hallen für Gewerbetreibende, Künstler und Handwerker
  • Errichtung eines Gesundheitszentrums
  • Modernisierung einer Sporthalle und Realisierung von Freizeit-/Sportangebote für BewohnerInnen und Nachbarschaft
  • Neubau eines integrativen Kindergartens für 60 Kinder
  • Regenwassernutzung

Innovationen

begrünte Fußwegverbindung zwischen den WohnungsneubautenQuelle: Allmende Wulfsdorf e.V.

Dem Verein „Allmende Wulfsdorf“ ist es gelungen, für leer stehende Wohngebäude und Werkhallen eine Umnutzungs- und Nachverdichtungsperspektive zu entwickeln. Dadurch entstand Raum für eine große zukunftsorientierte Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Entscheidend für den Erfolg ist die Realisierung einer "Nutzungsmischung in dörflichem Maßstab". Zahlreichen ökologische und soziale Ansätze zeichnen das Projekt zusätzlich aus.

Quellen

  • http://www.allmende-wulfsdorf.de
  • Allmende Wulfsdorf e.V. (2004): allmende wulfsdorf. leben. gemeinsam. natürlich. Ahrensburg
  • Gernot Knödler (2004): Künstliches Dorf als Wohnprojekt. In: taz Nord Nr.7253 vom 9.1.2004. Hamburg
  • Sulanke, Alexander (2004): Wir freuen uns auf unser neues Dorf. Kaufvertrag über 3,5 Mill. Euro unterschrieben. Das Wohnprojekt Allmende legt los. In: Hamburger Abendblatt 3.7.2004
  • Krohn, Hanna (2004): Allmende - ein Dorf entsteht. In: verde 2/04, Ökomarkt-Magazin. o. O.Büdding, Cornelia (2004): In Ahrensburg entsteht ein neues Dorf. In: Hamburger Abendblatt 15.1.2004
  • Spiel, Volker (2002): Am Stadtrand. Allmende Wulfsdorf. In: Stadtbau Hamburg GmbH: FREIHAUS. Heft Nr. 9, Sept. 2002. Hamburg

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: Ahrensburg "Allmende Wulfsdorf"

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 22926 - Ort: Ahrensburg - Straße: Bornkampsweg 36.

Letzte Änderung: 10.05.2017

Zusatzinformationen

Akteure

Datensatz eingestellt am 15.09.2004 im Rahmen des Forschungsauftrages „Innovative Projekte im Städtebau“ (IProS) vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung, RWTH Aachen und aktualisiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) .

Diese Seite

© GSB 5.0 - 2013