Aachen „Suermondt-Park“
(Nordrhein-Westfalen)
Park für alle
In Aachens Innenstadt entstand eine Grünanlage mit vielfältigen Nutzungsangeboten. Dabei wurden zahlreiche Ideen aus der Bürgerschaft aufgegriffen, insbesondere der Gemeinschaftsgarten „HirschGrün“ in bürgerschaftlicher Trägerschaft.
Kontext
Gemeinschaftsgarten "HirschGrün"
Quelle: Stadt Aachen
Das namensgebende Suermondt-Viertel befindet sich in zentraler Lage der Stadt Aachen (247.000 Einwohner). Das Quartier ist durch eine gründerzeitliche, dichte Bebauung und eine gemischte Bewohnerschaft geprägt. Neben einem Freirumdefizit mit weniger als 0,1 m² Grünfläche pro Einwohner bestand dort zusätzlich sozialer Handlungsbedarf. Die vorhandenen Spielangebote waren marode, und der Bolzplatz stand bei Regen unter Wasser. Drogenhandel und -konsum sowie andere unerwünschte Nutzungen in kaum einsehbaren Bereichen bewirkten, dass die Grünflächen als Angstraum wahrgenommen und gemieden wurden.
Mit Abriss eines Gewerbegebäudes in der Richardstraße bot sich die Möglichkeit, dem Quartier positive Entwicklungsimpulse zu geben. Ursprünglich sollte diese Entwicklung durch den Bau einer Dreifeld-Sporthalle angestoßen werden. Im Laufe der Zeit setzte sich jedoch die Forderung verschiedener Bürgerinitiativen nach mehr Grün im Stadtquartier durch. Letztlich beschloss der Stadtrat fraktionsübergreifend, die Grünflächendefizite im Quartier durch Modernisierung und Erweiterung der Freiräume zu überwinden. Auf dieser Grundlage sollten die bestehenden Freiräume gesichert, aufgewertet und zum neuen „Suermondt-Park“ verbunden werden.
Projektbeschreibung
Zu Projektbeginn hatten tiefgreifende Dialoge über die Entwicklung des Quartiers und die Möglichkeiten einer Parkumgestaltung stattgefunden. Dieser Dialogprozess geschah in enger Abstimmung mit und zwischen Verwaltung und Stadtpolitik. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten sich mittels unterschiedlicher Beteiligungsformen einbringen. Dazu zählte der „Gallery Walk“, bei dem die Quartiersbevölkerung Ideen und Wünsche zu verschiedenen Teilräumen äußerte.
Für die Fläche des ehemaligen Gewerbebaus entstand zunächst die Idee einer Zwischennutzung durch ein Urban-Gardening-Projekt. Schon bald bildete sich eine größere Projektgruppe mit dem Ziel, die Fläche dauerhaft gärtnerisch zu bewirtschaften. Der Wunsch nach dauerhafter Nutzung einer stark nachgefragten, öffentlichen Fläche löste kontroverse Diskussionen in Verwaltung, Politik und Bürgerschaft aus. Schließlich machten das Engagement der Initiative und die Offenheit der Verwaltung für das Urban-Gardening-Projekt den Gemeinschaftsgarten „HirschGrün“ möglich. Dieses Projekt fand Eingang in die weitere Planung mit der Perspektive für eine dauerhafte Nutzung.
Grün- und Spielanalage an der Richardstraße
Quelle: Stadt Aachen
Der Gemeinschaftsgarten „HirschGrün“ ist mittlerweile Bestandteil der gesamten Parkanlage. Deren Rückgrat bildet ein zentral gelegener Weg. Für den Hauptzugang an der Kreuzung Richard-/Gottfriedstraße wurden ehemalige Verkehrsflächen genutzt. An den zentralen Weg gliedern sich weitere neue Freiraumelemente an, die zur Belebung der öffentlichen Grünflächen beitragen. Dazu zählen attraktive Spiel- und Bewegungsflächen mit Kletter- und Ballspielangeboten sowie ein Spielplatz mit Wasserpumpe. Auch eine bereits vorhandene Hundefreilauffläche fügt sich verträglich in den Park ein. Der Platz vor einem Berufskolleg erhielt neue Sitz- und Bewegungsangebote. Dieser Platz sollte zudem durch Verkehrsberuhigung und Straßenumgestaltung funktional und verkehrssicher an den Park angebunden werden.
Projektchronologie
Jahr | Ereignis |
---|---|
01/2013 | Ratsantrag zur Planung und Umsetzung des Suermondt-Parks |
05/2013 | Planungsbeschlüsse der Bezirksvertretung und Fachausschüsse Projektbeginn „Gemeinschaftsgarten |
09/2013 | Öffentliche „Park-Werkstatt“ und „Planungsspaziergang“ mit Kindern |
2013-14 | Entwurfsplanung, verwaltungsinterne Abstimmung und interfraktionelles Gespräch, Vorstellung des Entwurfs in der Öffentlichkeit |
11/2014 | Realisierungsbeschlüsse der Bezirksvertretung und Fachausschüsse für die Parkrealisierung |
2015 | Ausführungsplanung, Ausschreibung, Auftrag und Beginn des Garten- und Landschaftsbaus |
01/03/2016 | Fertigstellung der Parkanlagen |
15/06/2016 | Eröffnung des neuen Suermondt-Parks |
ab 2016 | Weitergehende Planung für den umgebenden Verkehrsraum |
Ziele
- Aufwertung und Verbindung räumlich getrennter Freiräume zu einem innerstädtischen Quartierspark
- Anlegen eines multifunktionalen Parks „für alle“
- Schaffung und Verbesserung von Aufenthaltsqualitäten, Spiel- und Bewegungsangeboten
- Beseitigung von Angsträumen
- Aktivierung einer neuen Fläche und angrenzender Verkehrsflächen
- Verknüpfung mit den umliegenden Verkehrs- und Stadträumen
- Verkehrsberuhigung des angrenzenden Kreuzungsbereichs
Maßnahmen
Mitmach-Aufruf für den Gemeinschaftsgarten (bgmr Landschaftsarchitekten)
Quelle: Stadt Aachen
- Zwischennutzung der Fläche eines ehemaligen Gewerbebaus als Urban-Gardening-Projekt
- Anlage öffentlicher Grünflächen mit Kletter- und Ballspielangeboten und Spielplatz mit Wasserpumpe
- Platzgestaltung mit Sitz- und Bewegungsangeboten
- Umwidmung einer Parkplatzteilfläche als zentralen Zugang zum Suermondt-Park
Innovationen
Bienenwirtschaft im Grünzug
Quelle: Stadt Aachen
Die ökologische Errungenschaft des Parkprojektes besteht darin, dass in einem verdichteten Innenstadtquartier urbaner Freiraum gesichert, für vielfältigen Gebrauch qualifiziert und erweitert wurde. Dies ist umso beachtlicher, als die Freiraumerweiterung trotz Flächenkonkurrenz in einer Phase gravierenden Wohnraummangels gelang.
Neben dem Grünflächenzuwachs besteht die soziale Errungenschaft im Zugewinn an Nutzungsvielfalt und Gebrauchsqualitäten für die Quartiersbevölkerung. Diese Effekte sind umso bedeutender, als es dem Stadtquartier zuvor unter öffentlich zugänglichen Freiraumnutzungsmöglichkeiten mangelte.
Als wegweisend ist der Ansatz des offenen Gemeinschaftsgartens in bürgerschaftlicher Trägerschaft zu sehen. Dies ist umso bemerkenswerter, als Stadtverwaltung, Politik und Bürgerschaft im Konsens diese Lösung einer ursprünglich geplanten Sporthalle vorzogen. Initiative und Projekt „HirschGrün“ bewirken die funktionale und mentale Integration produktiver Alltagsnutzung in eine öffentliche Parkanlage. Der Verein ermöglicht Gartenarbeit in der Nachbarschaft, sorgt für Belebung und soziale Kontrolle im positiven Sinne und trägt mit pädagogischen Angeboten zu Gartenbau- und Umweltbildung bei.
Quellen
bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, HafenCity Universität Hamburg, 2017: Urbane Freiräume – Qualifizierung, Rückgewinnung und Sicherung urbaner Frei- und Grünräume. Endbericht. Herausgeber: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn.
Urbane Freiräume – Qualifizierung, Rückgewinnung und Sicherung urbaner Frei- und Grünräume. Endbericht.bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, HafenCity Universität Hamburg, 2017: Urbane Freiräume – Qualifizierung, Rückgewinnung und Sicherung urbaner Frei- und Grünräume. Endbericht. Materialband. Steckbriefe der Fallstudien. Herausgeber: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn.
Urbane Freiräume – Qualifizierung, Rückgewinnung und Sicherung urbaner Frei- und Grünräume. Materialband.
Weiterführendes
Internetpräsenz Suermondt-Park: www.aachen.de/suermondtpark
Projektstandort auf Google-Maps: Aachen - Suermondt-Park
Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 52062 - Ort: Aachen - Straße: Richardstraße 7.
Letzte Änderung: 12.05.2020