Aachen „Bürgerpark und Gesamtschule Moltkebahnhof“
(Nordrhein-Westfalen)
Neuer Quartierspark und Schulstandort auf Bahnbrache
Auf einer innerstädtischen Bahnbrache sind ein Bürgerpark und eine Gesamtschule entstanden. Durch die Gliederung der Schule in mehrere Baukörper konnte die Anlage gut in das Parkgelände integriert werden. Mit ihrem großzügigen Raumangebot stellt sie ein multifunktionales Zentrum für die angrenzenden Stadtquartiere dar.
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Kontext
Quelle: Stadt Aachen
Der Güterbahnhof an der Moltkestraße wurde 1885 im gründerzeitlichen "Frankenberger Viertel" in Aachen (250.000 EW) errichtet und bis in die 1980er Jahre genutzt. Nach der Stillegung verblieben eine Baustoffhandlung und kleinere Gewerbebetriebe im westlichen Teilgebiet. Der 4,5 ha große östliche Teil fiel brach. Da das Gelände unzugänglich war, entstand dort ein Biotop mit wertvoller Spontanvegetation. Im Rahmen des nordrhein-westfälischen Modellprojektes "Ökologische Stadt der Zukunft", an dem die Stadt Aachen zwischen 1992 und 2002 teilnahm, wurde angestrebt, diese innerstädtische Brache für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit Rücksicht auf die vorhandene Vegetation neu zu nutzen.
Projektbeschreibung
Quelle: Wüstenrot-Stiftung
Um das Freiflächendefizit des hochverdichteten Stadtteils zu reduzieren, wurde ein neuer Bürger- und Jugendpark auf der insgesamt 8 ha großen Fläche realisiert. Außerdem wurden eine Gesamtschule errichtet sowie Flächen für verdichteten Wohnungsbau und für nichtstörendes Gewerbe auf dem bisher noch genutzten westlichen Teil ausgewiesen.
Dem aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Entwurf für die Schule liegt die Idee einer "erziehenden Stadt" zugrunde, die durch fünf einzelne Gebäude - "Studienhaus", drei "Schulhäuser" und Sporthalle - symbolisiert wird. Das langgestreckte Studienhaus ist als Bildungszentrum konzipiert, mit Forum, Bibliothek, Werkräumen, Verwaltung, Mensa und Küche sowie den Oberstufen- und Fachklassen. Die kleineren Schulhäuser, mit den Klassen- und Arbeitsräumen der Unter- und Mittelstufe, haben direkte Zugänge vom Außenbereich. Die 6-zügige Schule wurde kostengünstig, energetisch wie ökologisch beispielhaft ausgeführt. Zur Energieeinsparung wurde eine 115 kW Solaranlage (2000 qm Fläche) errichtet; darüber hinaus wird durch eine Betonkerntemperierung die Heiz- und Kühlanlage unterstützt.
Die Schulgebäude fügen sich mit ihren aufgelockerten Baumassen gut proportioniert in die Baustruktur des Stadtviertels ein. Mit seiner auffallenden Farbgebung ist der Schulbau für die angrenzenden Quartiere zu einem multifunktionalen und kulturellen Zentrum geworden, wo über den Schulbetrieb hinaus auch informelle Angebote für die AnwohnerInnen stattfinden.
Der 4,5 ha große, wohnungsnahe Bürger- und Jugendpark Moltkebahnhof wurde im Rahmen einer Ideenwerkstatt gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen als "offener Stadtteilpark" entworfen. Sowohl die Außenanlagen der Schule als auch die anderen, öffentlichen Grünflächen sind eng mit dem angrenzenden Wohnquartier verknüpft. Durch den Verzicht auf größere Flächenversiegelung und den weitgehenden Erhalt von Relikten der Vornutzungen (Gleisschotterkörper, Fundamente, Rampen, Mauern etc.) konnten die empfindlichen Ruderal-Flächen geschont werden. Trotzdem bietet der Park durch die sparsame und naturnahe Gestaltung vielfältigen Raum für Erholungs- und Spielaktivitäten.
Der Bürger- und Jugendpark Moltkebahnhof ist Start- bzw. Endpunkt einer geplanten Grünachse, die über die ehemalige Bahntrasse die südlichen Stadtteile mit der Innenstadt bzw. diese mit den Naherholungsgebieten verbindet.
Projektchronologie
Jahr | Ereignis |
---|---|
1997/98 | Realisierungswettbewerb "Gesamtschule und Gelände Moltkebahnhof" |
ab 1998 | Genehmigungsplanung und Realisierung |
2000 | Baubeginn der Gesamtschule und Planung des Parkgeländes zusammen mit Kindern und Jugendlichen |
Ende 2000 | Beginn der Arbeiten zur Anlage des Parks |
2001 | Beginn des Schulbetriebs der Maria Montessori Gesamtschule |
Juni 2002 | Offizielle Übergabe des Bürger- und Jugendparks Moltkebahnhof |
2004 | Fertigstellung des letzten Bauabschnitts der Gesamtschule |
Dez. 2004 | Fertigstellung der „Grünen Promenade“ (Fuß- und Radweg auf alter Gleistrasse zur Anbindung des Parks nach Aachen-Ost) |
Ziele
Quelle: Tina Hörmann
- Öffnung und Wiedernutzung einer Brachfläche
- Erhalt wertvoller Vegetationsflächen
- Anlage eines naturnahen Quartierparks
- Nutzung einer Schule als Stadtteilbildungszentrum
- Stadtweite Fuß- und Radwegeverbindungen
- Vielfältige Spiel- und Aufenthaltsangebote für Kinder und Jugendliche
- Vernetzung mit der Umgebung
Maßnahmen
Quelle: Tina Hörmann
- Ideenwerkstatt mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
- Realisierungswettbewerb für das Gesamtgelände und den Schulbau
- Errichtung einer 6-zügigien Gesamtschule bestehend aus 5 Einzelhäusern
- Ökologische Bauweise und Haustechnik (Photovoltaikanlage, Betonkerntemperierung, Regenwassernutzung, Dachbegrünung)
- Erhalt von Relikten der Vornutzungen (Schotter, Gleise, Fundamente, Rampen)
Weitgehender Verzicht auf Flächenversiegelung
Modellprojekt "Ökologische Stadt der Zukunft" des Landes Nordrhein-Westfalen, 1992-2002
Auszeichnung mit dem Gestaltungspreis der Wüstenrot-Stiftung "Schulen in Deutschland", 2003
Innovationen
Quelle: Tina Hörmann
Die Kombination eines naturnah gestalteten und vielfältig nutzbaren Bürgerparks mit einer offenen "Schul-Stadt" stellt ein wegweisendes Konzept dar. Dadurch ist ein innerstädtischer Stadtbereich entstanden, der hohe funktionale, ökologische, soziale und ökonomische Ansprüche erfüllt.
Quellen
- Stadt Aachen, Der Oberbürgermeister (1997): Gesamtschule, Gelände "Moltkebahnhof". Auslobung zum baulichen Realisierungswettbewerb. Aachen (Rahmenplan und Luftbild)
- Stadt Aachen, Der Oberbürgermeister (Hg.) (o. J.): Erläuterung der Verfasser/innen. Die Schule. In: Realisierungswettbewerb Schule Moltkebahnhof. Aachen
- Stadt Aachen, Der Oberbürgermeister (1998): Gesamtschule Gelände "Moltkebahnhof". Dokumentation zum baulichen Realisierungswettbewerb. Aachen
- Stadt Aachen, Der Oberbürgermeister (o. J.): Jahresbericht 2000. Ökologische Stadt der Zukunft. Aachen
- Bund Deutscher Architekten (2003): Auszeichnung guter Bauten 2003. Aachen
- http://www.wuestenrot-stiftung.de (Foto 2)
- http://www.frankenberger-viertel.de/
Weiterführendes
- zur Solaranlage: http://www.energieportal24.de/artikel_189.htm (Umweltkontor)
zum Programm "Ökologische Stadt der Zukunft": Stadt Aachen (2002), 10 Jahre Ökologische Stadt der Zukunft. Aachen
Projektstandort auf Google-Maps: Aachen "Bürgerpark und Gesamtschule"
Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 52066 - Ort: Aachen - Straße: Moltkestraße.
Letzte Änderung: 02.08.2017